Das Thema „Inklusion“ ist für die Soziale Arbeit keineswegs neu. Im Zuge der SGB-VIII-Reform hat es erneut an Fahrt aufgenommen und der bald zu erwartende Gesetzesentwurf wird zeigen, was davon einlösbar erscheint. Eng verknüpft mit der Frage nach Inklusion ist die der sozialen Teilhabe, deren Ermöglichung vor allem pädagogischen Institutionen und ihren Lehr- und Fachkräften gegenwärtig überantwortet wird, z. T. unter prekären Bedingungen.

Widersprüche zwischen strukturellen Rahmenbedingungen und subjektiven Voraussetzungen, gesellschaftlichen Anforderungen und individueller Autonomie, (un-)gleichen Möglichkeiten und Exklusionsmechanismen u. v. m. rücken dabei in den Blick, und es ergeben sich Notwendigkeiten einer weiterführenden gesamtgesellschaftlichen Auseinandersetzung zu Fragen von Inklusion.

Die Beiträge in diesem Schwerpunkt beleuchten dabei verschiedene Dimensionen der gegenwärtigen Debatten um Inklusion und versuchen, die Komplexität und Verwobenheit der Diskurse und Ansätze sichtbar zu machen – ohne einfache Antworten zu geben.

Benedikt Hopmann zeigt in seinem Beitrag die Themen und Fragestellungen, die im Kontext der SGB VIII Reform in der Kinder- und Jugendhilfe mit Blick auf die Inklusive Lösung verhandelt werden. Angesichts der doppelten Ebene von Subjekten und Strukturen, die im Fokus der Inklusion stehen, beleuchtet er die Möglichkeiten, mit Inklusion als Befähigung in Anlehnung an den Capabilities-Ansatz eine Perspektive zu eröffnen, die weder die Einzelnen aus dem Blick verliert noch die strukturelle Ermöglichungsebene ignoriert.

Albrecht Rohrmann und Hanna Weinbach arbeiten unter Berücksichtigung der Entwicklung von Schulbegleitungen die Widersprüchlichkeit des Einsatzes dieser Hilfeform im Kontext Schule heraus. Deutlich wird das nicht unerhebliche Risiko, durch Schulbegleitungen einer Behinderung von Teilhabe zu befördern.

Martina Richter und Katharina Sufryd beschäftigen sich in ihrem Beitrag mit der Position von Kindern als Akteur_innen inklusiver Bildung. Demnach verweisen unterschiedliche Entwicklungen sowohl auf rechtlicher als auch auf einer breiteren, fachwissenschaftlichen Ebene darauf, dass ihre Position im Zuge der gegenwärtigen Inklusionsbemühungen eine Anerkennung erfährt. Der Beitrag zeigt gleichwohl auch, dass mit dieser Anerkennung keineswegs eine grundsätzliche Infragestellung der gesellschaftlichen Verteilung von Macht und Ressourcen zugunsten von Kindern einhergeht. Diese Verteilungsfrage gilt es mit Blick auf pädagogische Institutionen, aber auch im gesamtgesellschaftlichen Kontext zu reflektieren.

Nadia Kutscher diskutiert schließlich die Widersprüche von Inklusion zwischen Teilhabeermöglichung und Autonomieförderung im Kontext der Diskurse und Handlungsansätze in Sonderpädagogik und Sozialer Arbeit.

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© Ruth Hebler