Dieser Schwerpunkt betrachtet aus unterschiedlichen Winkeln Strukturen und Prozesse im Zusammenhang mit der Steuerung von Organisationen bis hin zu ganzen Arbeitsfeldern in der Sozialen Arbeit. Die dabei im Vordergrund stehende Governance-Perspektive erweitert den Fokus vom organisationalen Managementproblem bis hin zu den komplexen Interaktionen zwischen den Akteuren Sozialer Arbeit und vereint sozial- und unternehmenspolitische Perspektiven. Sie fragt u.a. welche Akteure und Interessengruppen für die Ziel- und Ergebnisbestimmung sorgen. Sind es die Sozialarbeiter_innen selbst, die Kostenträger_innen oder die Klient_innen? Sind es die Männer oder die Frauen? Ist es der Markt oder die Politik? Welche Rollen nehmen jene Akteure oder Institutionen ein und welche Machtverteilung liegt dabei vor?

Hierzu untersucht Sascha Weber zunächst mit den Möglichkeiten der Governance-Theorie die Steuerung Sozialer Arbeit. Er plädiert für eine aktive Rolle der Nutzer_innen Sozialer Arbeit in der Steuerung der Einrichtungen und Dienste, um sich dem Ziel der Selbstbestimmung zu nähern und dem vielfach bestimmenden Ökonomisierungsnarrativ eine Handlungsoption entgegen zu setzen.

Nadine Pieck greift den Einfluss der Kategorie Geschlecht auf die Steuerung Sozialer Arbeit auf und stellt dabei Macht als Aspekt gesellschaftlicher Herrschaftsverhältnisse ins Zentrum. Macht und Geschlecht werden dementsprechend aus der Perspektive des Geschlechterverhältnisses erläutert. Im Zentrum steht dabei die Reproduktion sozialer Ungleichheit zwischen den Geschlechtern im Zusammenspiel mit der Verteilung und Kontrolle ökonomischer, politischer, symbolisch-kultureller Ressourcen und Prozesse. Dies soll dazu beitragen, soziale Probleme aus einer kritischen Genderperspektive heraus zu verstehen.

Christoph Kroll erschließt eine Perspektive auf die Ökonomisierung Sozialer Arbeit durch den Rückgriff auf sozialtheoretische Grundbegriffe, wie etwa Entfremdung. Er gibt damit Hinweise darauf, wie jene Begriffe in der heutigen Zeit zur kritischen Analyse in der Sozialen Arbeit genutzt werden können, wenn er etwa die Frage stellt, wie welche mittel- und langfristigen Wirkungen sich durch entfremdete Arbeit in sozialen Organisationen ergeben.

Dirk Kratz schließlich fokussiert Hilfeprozesse in stark reglementierten Arbeitsfeldern der Sozialen Arbeit am Beispiel der Suchthilfe. Inwiefern stimmen gesellschaftliche und fachliche Erwartungen mit den subjektiven Hilfekonzepten der Adressat_innen überein? Und welche Auswirkungen hat dies auf den Aufbau und die Gestaltung adressat_innenbezogener Hilfeprozesse?

Dieser Schwerpunkt zur Governance stellt einige Konturen struktureller Steuerungs- und Machtphänomene in der Sozialen Arbeit vor und möchte zur Diskussion und Exploration anregen, was jenseits der Diagnose „Ökonomisierung“ in der Sozialen Arbeit liegen könnte.