die Zahl der Menschen, die im ersten Halbjahr 2015 in Deutschland um Asyl nachsuchten, ist so hoch wie kaum je zuvor: rd. 160.000 Erstanträge registrierte das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge in diesem Zeitraum. Im Moment vergeht kaum ein Tag, an dem Flüchtlinge und ihre Situation nicht Nachrichtenthema wären: die EU will eine gerechtere Verteilung auf die Mitgliedsländer erreichen, Kommunen müssen Asylbewerber notgedrungen in Turnhallen unterbringen und die Agentur für Arbeit denkt darüber nach, ob ein Teil der Flüchtlinge möglicherweise per blue card arbeiten und damit einen anderen Status erlangen könnte... Daneben gibt es inzwischen etliche lokale, ehrenamtliche Initiativen, die konkrete Hilfe organisieren und die Flüchtlinge unterstützen.

Nicht zuletzt wegen dieser Aktualität haben wir den eigentlich für später geplanten Schwerpunkt „Flüchtlingssozialarbeit“ vorgezogen. Dessen Beiträge thematisieren unterschiedliche Aspekte von „Flüchtlings“- bzw. „Migrationsozialarbeit“, u.a. auch die Frage, wie die Soziale Arbeit sich als Menschenrechtsprofession in der Flüchtlingsfrage positioniert. Albert Scherr vermutet dazu in seinem Beitrag (S. 16 f.) u.a., dass „normative Selbstbeschreibungen der Sozialen Arbeit de facto vielfach nicht als Begründungen und Legitimation einer kritischen und emanzipatorischen Praxis wirksam werden, sondern eher zur Selbstberuhigung der Akteure und der Verschleierung ihrer faktischen Mitwirkung an einer flüchtlingspolitischen Praxis mit tödlichen Folgen beitragen.“

Der „Durchblick“ beschäftigt sich mit dem anspruchsvollen Thema „Theorie Sozialer Arbeit verstehen“. Aber keine Sorge: der Schwerpunkt ist zwar komplex, aber dank der Zusammenstellung der Beiträge insgesamt nicht zu trockene Kost - dafür sorgt nicht zuletzt das „Lied zur Theorie der Sozialen Arbeit“ (S. 55).

Viel Spaß beim Lesen (und ggf. Hören) wünscht Ihnen