Theorie Sozialer Arbeit muss verstanden werden, ist eine häufig geäußerte Forderung. Mindestens genauso oft wird gesagt, es sei unnötig oder unsinnig, sich mit Theorie Sozialer Arbeit zu beschäftigen. Im Schwerpunkt werden dazu neue Positionen eingeführt und Erfahrungen reflektiert.

Theorie Sozialer Arbeit wird an vielen Stellen der wissenschaftlichen Literatur diskutiert, meist allerdings ohne dass ein gesichertes Ergebnis erzielt wird. Zur Theorie gehört das Verstehen: Was Verstehen aber an sich ist, wird als geläufig vorausgesetzt, ohne dass das in seinem Gehalt näher bestimmt wird. In zwei metatheoretischen Beiträgen wird die Spezifik von Theorie Sozialer Arbeit wie die Spezifik von Verstehen dargestellt. Ein essayistischer Beitrag steht zwischen den ersten beiden Theoriebeiträgen und den später folgenden drei Praxisreflexionen. In diesen Praxisberichten werden die Erfahrungen von Professionellen und Studierenden mit dem Thema des Verstehens von Theorie Sozialer Arbeit im Diskurs entfaltet. Am Schluss des Schwerpunkts wird auf ein Lied hingewiesen, das Verstehen von Theorie Sozialer Arbeit thematisiert.

Der Beitrag von Otger Autrata setzt mit der Feststellung ein, dass nichts geklärt ist, wenn von Theorie Sozialer Arbeit gesprochen oder geschrieben wird. Das ist in hohem Maße unbefriedigend. Der Beitrag bleibt allerdings nicht beim beiläufigen Bemerken stehen, sondern schließt eine eigene metatheoretische Bestimmung von Theorie Sozialer Arbeit an: Es wird keine Theorie Sozialer Arbeit eingeführt, vielmehr wird metatheoretisch entfaltet, was Theorie Sozialer Arbeit ist oder mindestens sein sollte. Das wird ausdifferenziert zu Kriterien, die (jede) Theorie Sozialer Arbeit erfüllen muss, wenn sie denn Theorie Sozialer Arbeit ist.

Bringfriede Scheu stellt im zweiten Theoriebeitrag das Verstehen auf den Prüfstand. Über die Diskussion von Aneignen und Lernen kommt sie zum Schluss, dass das So-Sein eines Gegenstandes nur durch Verstehen gelingen kann. Das Verstehen ist eine nur für Menschen gegebene Möglichkeit, sich das Wesen von Dingen, zu denen Theorie Sozialer Arbeit gehört, zu erschließen. Ist allerdings Verstehen erfolgreich durchgeführt worden, wurde also in diesem Fall Theorie Sozialer Arbeit verstanden, wird dadurch das professionelle Handeln fundiert und qualifiziert sowie der eigene Handlungsraum erweitert.

In einem Essay beleuchtet Markus Jessenitschnig sehr grundsätzlich, ob die Soziale Arbeit Theorie braucht. Er meint, dass es wichtig ist, hinter die Kulissen des Tatsächlichen zu blicken: Da erschließt sich der Sinn von Theorie. Theorien gestatten den Blick hinter den Vorhang der Bühne des Lebens, postuliert er. Das gilt für ihn speziell für Theorie Sozialer Arbeit, die das Mensch-Sein und das Soziale beim Mensch-Sein aufschlüsseln muss.

Mit Silke Watzenig und Wolfgang Schmölzer berichten zwei PraktikerInnen, wie sie sich in der professionellen Sozialen Arbeit bewegen und wie sie dabei mit Theorie umgehen. Sie kommen zur Einschätzung, dass die Auseinandersetzung mit Theorien helfen kann, die Rahmenbedingungen der eigenen Praxis zu überdenken: Theorien können und sollten, meinen sie, die Praxis der Sozialen Arbeit verändern.

Nicola Candussi, gerade im Master-Studium der Sozialen Arbeit, geht davon aus, dass bei den meisten Studierenden die Auseinandersetzung mit Theorie Sozialer Arbeit Fragezeichen entstehen lässt. Im Lauf des Studiums sieht er aber eine Entwicklungsperspektive. Am Ende könnte eine produktive Suche in der ‚Landschaft‘ von Theorien stehen, die in fachliches Argumentieren einmündet.

Nadine Niederl und Manuel Wunder, ebenfalls im Master-Studium der Sozialen Arbeit, stellen dar, wie im Studium Verständnis für Theorie Sozialer Arbeit gewonnen werden kann. Sie schildern, wie sie — außerhalb von Lehrveranstaltungen — einige Kreide beim gemeinsamen Versuch verbraucht haben, Verstehen von Theorie durch einen Tafelanschrieb zu visualisieren. Sie ziehen aus diesem gelungenen Versuch, Theorie zu verstehen, den Schluss, dass dabei Gruppenarbeit eine sehr wichtige Rolle spielt.

Roman Ulram schließlich nimmt in einem Lied das Verstehen von Theorie Sozialer Arbeit ironisch auf die Schippe: Über den Wolken, nimmt er an, muss Verstehen wohl grenzenlos sein...