„Tafel“ — mit diesem antiquiert-vornehmen Ausdruck für „Tisch“ bezeichnen sich Organisationen, die seit nunmehr 20 Jahren deutschlandweit Lebensmittel systematisch an Bedürftige verteilen. Zuvor waren diese Ressourcen oft vernichtet worden, statt sie denjenigen zu geben, die sie sich nicht oder nur mit Mühe leisten können.

Mit dieser Arbeit sind die Tafeln bislang sehr erfolgreich, nicht zuletzt, weil sie ein bemerkenswertes Geschäftsmodell praktizieren: zumeist ehrenamtlich Tätige geben kostenlos erhaltene Güter an Bedürftige weiter. Sie füllen damit viele langweilige Schlagwörter des Alltags (Nachhaltigkeit, Engagementförderung, Zivilgesellschaft...) mit Leben. Kein Wunder, dass sich auch Politiker gern im Umfeld der Tafeln zeigen, scheinen sie doch dem idealen Sozialstaatsbild, inklusive Subsidiaritätsprinzip, zu entsprechen.

Allerdings gibt es auch viel Kritik an den Tafeln und ihrem Angebot, unter dem Begriff „neue Mitleidsökonomie“ auch vermehrt in der professionellen Sozialen Arbeit. Vielen fehlt die Perspektive bzw. eine genügende Berücksichtigung der Tafel-Nutzer, die sich angeblich öfter als beschämte Almosenempfänger denn als rundum zufriedene Konsumenten (Motto: „Geiz ist geil, gratis ist geiler“) fühlen. In „Praxis aktuell“ stellen wir die Positionen verschiedener „Tafel“-Akteure und -Kritiker dar. Schön wäre es, wenn dieser Schwerpunkt Auftakt eines umfassenderen Meinungsaustauschs zum Thema würde: schreiben Sie uns daher bitte gern, wie Sie die „Tafel“-Bewegung und ihre Wirkungen sehen.

Im „Durchblick“ dieser Ausgabe geht es um Kinder- und Jugendhospize, die es seit etwa 15 Jahren auch in Deutschland gibt. Sie wollen schwer erkrankte, todgeweihte Kinder, deren Eltern, Geschwister und Verwandte unterstützen. Ursprünglich reine Selbsthilfeorganisationen, professionalisieren sich die Einrichtungen inzwischen zunehmend, was neue Kompetenzen erfordert. Wir zeigen verschiedene Facetten der gegenwärtigen Hospizarbeit und der dort Tätigen sowie Erfahrungen von Betroffenen.

Alles Gute wünscht

Detlef Ullenboom