Mit Semesterbeginn halten auch zahlreiche Begriffe wieder Einzug in die hochschulische Kommunikation. Davon betroffen sind vor allem Erstsemester, die mit neuen Bezeichnungen konfrontiert werden, die z.T. nur für sie gedacht sind. Solche zeittypischen Worte und Wortschöpfungen hat es für die Studienanfänger schon immer gegeben und damit sind sie wiederholt empfangen und kommentiert worden. Dazu gehören Abkürzungen wie „Erstis“, „Studis“ und „Mentees“. Damit wird den Studienanfängern signalisiert, dass sie jetzt die Erstsemester sind, ihr sozialer Status jetzt “Studierende” ist und sie von Lehrenden, gerade in der Anfangsphase ihres Studiums, in Kleingruppen mentoriert werden.

Solche Bezeichnungen spiegeln als hochschulischlinguistische Schöpfungen immer auch den Zeitgeist, sie etikettieren Jugendliche bzw. junge Erwachsene in ihren übergängen und ihrem Eintritt in eine neue soziale Welt. Man findet übergangsbegriffe für die junge Generation auch in anderen pädagogischen Feldern, etwa bei der Einschulung („ABC-Schützen“, „I-Männchen“), für das erste Ausbildungsjahr in der beruflichen Bildung (“Stifte”) oder bei der Bundeswehr für die einrückenden Rekruten, den Eintritt in klösterliche Welten (“Novizen”) und dann auch beim Eintritt in jugendkulturelle Szenen. In modernen Gesellschaften mit ihren „alten“, eher erodierenden und schwachen Initiationen sind gleichzeitig immer wieder neue Rituale, Symbole und Begriffe kreiert worden, die übergänge markieren. Das gilt für alle Altersphasen und soziale Welten. So kommt auch den Begriffen für die Erstsemester eine Initiationsbedeutung zu. Sie markieren und begleiten einerseits die Ablösung aus den „alten“ Welten in Schule und Elternhaus; andererseits den Eintritt in die „neue“, noch ungewisse studentisch-akademische Welt, mit ihrer eigenen Vitalität und ihrem wissenschaftlichem Wissen. Zu deren Kernen gehört in bildungsphilosophischer Tradition ein Denken und Reden, das auf rationaler und diskursiver Kommunikation basiert und das Lernprozesse als vernünftige Verständigungsverhältnisse versteht.

Die drei Begriffe „Erstis“, Studis“ und „Mentees sind durchaus mehrdeutig und laden zu unterschiedlichen Assoziationsrichtungen ein. So haben sie zunächst einen mehr locker-spielerischen Charakter und sollen als freundliche Zuschreibungen verstanden werden, die für eine befristete Zeit gelten. Damit werden Zugehörigkeiten und Gemeinsamkeiten zu einer abgegrenzten studentischen Kohorte signalisiert. Die Begriffe zeigen aber auch, dass in zeitlich-chronologischer Perspektive durchaus Hierarchien innerhalb der Studierenden — hier die Neuen, dort die Alten — gedacht und mitgeteilt werden. Sie werden von Studierenden in höheren Semestern oder auch von Lehrenden verwandt und verweisen auf den Anfänger- und Betreuungsstatus. Schließlich sind es Verniedlichungs- und Verkindlichungsbegriffe, mit denen die Studierenden auf ihre Anfängersituation als Zwischen- und übergangssituation verwiesen werden.

Was immer man von solchen Begriffsangeboten halten mag und welche Deutungen favorisiert werden, sie sollten weder überinterpretiert werden noch zum gedankenlosen Gebrauch führen. Aber Begriffe, die Jugendliche und junge Erwachsene verniedlichen und verkindlichen, sollten möglichst vermieden werden. Sie drücken weder deren Entwicklungsherausforderungen aus, noch werden sie dem Status gerecht, den man jetzt als Studentin und Student in der akademischen Ausbildung und Bildung hat.