Zusammenfassung
Was früher „Frühstörungen“ hieß, nennen Fachleute heute häufig „komplexe posttraumatische Belastungsstörung“. Ihre Besonderheit im Vergleich zu Problemen, die nach der Kleinkindzeit erworben wurden, beschreibt dieser Beitrag. Fazit: Wenn Bindungspersonen, z.B. Eltern, die ihnen anvertrauten kleinen Kinder nicht angemessen feinfühlig behandeln, schaden sie deren Entwicklung auf fundamentale Weise. Daher müssen Familien mehr und früher Hilfsangebote bekommen — bis hin zum konsequenten Entzug des Umgangs bei solchen Eltern, die ihren Kindern schaden und sich weigern, eine nachhaltige Veränderung ihres Verhaltens zu erlernen.
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Michaela Huber *1952 Psychologische Psychotherapeutin, arbeitet als Traumatherapeutin, Supervisorin und Ausbilderin in Traumabehandlung. Sie gibt international Workshops, hält Vorträge und ist Autorin zahlreicher Artikel und Bücher zum Thema „Trauma und die Folgen“. Ihre Arbeit wurde mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem „International Distinguished Achievement Award der Trauma-Fachgesellschaft ISSD, mit dem Bundesverdienstkreuz sowie mit dem Bertha-von-Papenheim-Preis der Deutschen Gesellschaft für Trauma und Dissoziation (DGTD).
Abstract / Das Wichtigste in Kürze Die Erfahrung von früher Gewalt in Familien kann sich äußert negativ auf die Entwicklung von Kindern auswirken. Je früher in solchen Situationen eingegriffen wird, desto eher wird den Kindern geholfen. Dabei darf auch die Möglichkeit einer außerfamililären Unterbringung des Kindes nicht prinzipiell außer Acht gelassen werden.
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Huber, M. Früher Stress — späte Folgen. Sozial Extra 35, 20–22 (2011). https://doi.org/10.1007/s12054-011-0406-3
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