Liebe Leserinnen und Leser,

es hat ein wenig gedauert bis das nun vorliegende zweite Heft in diesem Jahr erscheinen konnte. Wie bei einer Reihe deutschsprachiger Fachzeitschriften, hat auch das AStA – Wirtschafts- und Sozialstatistisches Archiv nicht immer in ausreichender Anzahl publikationsfähige Einreichungen. Dies war insbesondere in diesem Sommer der Fall. Derzeit sieht die Situation aber schon wieder deutlich entspannter aus, so dass wir auch schon mit Hochdruck am nächsten Heft arbeiten.

Nichtsdestotrotz zeigt die Anzahl der Einreichungen in den letzten Jahren, dass sich das AStA – Wirtschafts- und Sozialstatistisches Archiv weiterentwickeln muss. Aus diesem Grund möchten wir uns für einige Neuerungen öffnen. Während der diesjährigen Statistischen Woche hatten wir die Möglichkeit hierzu einige Ideen mit dem Herausgeberbeirat wie mit dem Vorstand der Deutschen Statistischen Gesellschaft zu diskutieren. Als wichtiges Kriterium jeder Weiterentwicklung wird dabei die hohe wissenschaftliche Qualität des AStA – Wirtschafts- und Sozialstatistisches Archiv sein. Eine elementare Autorenzielgruppe sind junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler während ihrer Doktorarbeiten. Derzeit genießt die Publikation im AStA – Wirtschafts- und Sozialstatistisches Archiv an einer Reihe von Universitäten das Privileg, als Prüfungsleistung im Promotionsverfahren anerkannt zu werden, dies ist ein Status der nicht gefährdet werden darf.

Auf der anderen Seite möchten wir aber das AStA – Wirtschafts- und Sozialstatistisches Archiv ein wenig „bunter“ gestalten. Hierzu wollen wir neben anderem die jetzt schon vorhandenen Interviews fortführen und auch auf anerkannte Persönlichkeiten innerhalb der Amts- und Städtestatistik ausweiten. Gerade die Brücke zwischen der akademisch universitären und der angewandten Statistik in den Ämtern des Bundes, der Länder und der Gemeinden möchten wir gerne ausbauen. Daher denken wir daran künftig über Neubesetzungen von Lehrstühlen mit einem Bezug zu den Inhalten dieser Fachzeitschrift sowie über bedeutende Neubesetzungen in den Statistischen Ämtern zu berichten. Darüber hinaus möchten wir die schon einmal in dieser Zeitschrift etablierte Buchbesprechung wiederbeleben. Sollte Ihnen also eine interessante Neuerscheinung aufgefallen sein, scheuen Sie sich nicht uns darüber zu schreiben. Eingereichte Buchbesprechung werden wir in einem verkürzten Begutachtungsprozess bewerten.

Mit dem European Master in Official Statistics (EMOS) ist ein Programm entstanden, das wie kaum ein anderes für die gemeinsamen Ziele der universitären wie amtlichen Statistik steht. Eine der Voraussetzungen eines EMOS zertifizierten Masterabschlusses ist eine Abschlussarbeit mit engem Bezug zur angewandten Statistik. Herausragende Arbeiten möchten wir gerne in Kurzform künftig im AStA – Wirtschafts- und Sozialstatistisches Archiv veröffentlichen. Dies gilt aber nicht nur für EMOS Abschlussarbeiten. Diese Rubrik soll allen Absolventen zugänglich sein, so denn die herausragenden Abschlussarbeiten in einer publikationsfähigen Länge eingereicht werden.

Alle diese Ideen funktionieren aber nur, wenn Sie, liebe Leserinnen und Leser, uns unterstützen. Zum einen sind wir neugierig was Sie über die Weiterentwicklung des AStA – Wirtschafts- und Sozialstatistisches Archiv denken, daher die Bitte schreiben Sie uns. Weiter können wir über Neubesetzungen nur berichten, wenn wir darüber erfahren. Wir werden natürlich selber den „Markt“ beobachten, sind aber für Hinweise sehr dankbar. Auch die Rubrik „Abschlussarbeiten“ kann nur funktionieren, wenn diese Idee bei Autoren wie Lesern anerkannt wird. Daher die Bitte an Sie, werte Leser, potentielle Autorinnen und Autoren auf diese neue Rubrik hinzuweisen.

Im Zeitalter der Digitalisierung verändern sich nahezu alle Bereiche des Lebens. Viele etablierte Geschäftsmodelle werden dabei in Frage gestellt, im Bereich der Zeitschriften aber auch im Bereich der amtlichen Statistik.

Wie Walter Radermacher (2017) in seinem Beitrag aufzeigt, liegen die Herausforderungen für die amtliche Statistik nicht nur im Bereich der Digitalisierung, für sich schon eine immense Aufgabenstellung, sondern auch in dem teilweise schwindenden Vertrauen gegenüber staatlichen Institutionen. Darüber hinaus gibt es durchaus Bestrebungen sich über (statistische) Fakten hinwegzusetzen, wenn sie denn als für die eigene Argumentation hinderlich empfunden werden, Faktenresistenz oder postfaktisch sind hier Schlagworte. Im Zusammenspiel dieser neuen Rahmenbedingungen stellt der Autor zum einen die Frage nach dem Markenkern amtlicher Statistik. Diese Frage setzt sich mit der gesellschaftlichen Rolle des öffentlichen Gutes „amtliche Statistik“ auseinander. Zum anderen werden Ansätze diskutiert wie Qualität und Vertrauen von Auskunftsgebenden wie Datennutzern, auch unter sich erheblich wandelnden Umständen, dauerhaft erhalten und ausgebaut werden können. Auf der Basis langjähriger Erfahrungen kommt der Autor dabei zu dem Schluss, dass die amtliche Statistik für demokratische Systeme, insbesondere in sich stark verändernden Phasen, weiterhin eine herausragende Rolle als informationelle Infrastruktur für die Gesellschaft, wie für staatliche Entscheidungsträger spielen wird.

So wie die amtliche Statistik sich institutionell immer weiterentwickeln muss, gilt dies auch für die angewandten statistischen Methoden. Florian Dumpert und Martin Beck (2017) erläutern, wie Machine-Learning Verfahren in amtlichen Unternehmensstatistiken genutzt werden könnten. Sie beschreiben zum einen die Anwendungsgebiete der Verfahren außerhalb der amtlichen Statistik und zum anderen stellen sie vor, wie die Verfahren schon experimentell für die Erstellung der Unternehmensstatistik eingesetzt werden. Anhand von fünf praktischen Beispielen aus dem Bereich der Unternehmensstatistik werden die Möglichkeiten von Verfahren wie Support Vector Machines und Random Forests illustriert. Insgesamt bietet der Artikel einen sehr guten Überblick über die Möglichkeiten, aber auch Herausforderungen der Nutzung von Machine-Learning Verfahren in der amtlichen Statistik.

Aktuelle statistische Methoden werden auch in dem Artikel von Christian Schellhase und Torben Kuhlenkasper (2017) verwendet. Die Autoren untersuchen die Verteilung von Einkommensmobilität in Deutschland mit Hilfe von nichtparametrischen Glättungstechniken, insbesondere mit bivariaten penalisierten Splines. Dabei nehmen die Autoren eine Querschnitts- und Längsperspektive ein, um damit relative Einkommensveränderungen innerhalb der Generationen zu messen. Als Grundlage dienen amtliche Daten der Deutschen Bundesagentur für Arbeit, unterteilt nach Erziehung der Einzelpersonen und Änderungen der Beschäftigung. Basierend auf den statistischen Analysen kommen die Autoren Schellhase und Kuhlenkasper (2017) zu dem Schluss, dass eine sehr niedrige Einkommensmobilität für die gering ausgebildeten Arbeitskräfte, aber eine deutlich höhere Einkommensmobilität für die hochgebildeten Personen vorherrscht.

Auch in diesem Heft setzen wir die Reihe der Interviews mit namhaften Statistikern im AStA Wirtschafts- und Sozialstatistisches Archiv fort. Dieses Mal mit Hans Schneeweiß, mit dem Walter Krämer (2017) während der Jahrestagung des ökonometrischen Ausschusses des Vereins für Sozialpolitik im Februar 2016 das Interview führte. Der Ort des Interviews zeigt dabei schon die Breite der wissenschaftlichen Ausrichtung von Hans Schneeweiß. Zum einen war er als langjähriges Vorstandsmitglied der Deutschen Statistischen Gesellschaft eng verbunden, zum anderen war er Gründungsmitglied des ökonometrischen Ausschusses des Vereins für Sozialpolitik. Der Einfluss von Hans Schneeweiß auf eine ganze Generation von empirischen Ökonomen in Deutschland beruht dabei insbesondere auch auf seinem Lehrbuch zur Ökonometrie, an dem eine lange Zeit kein angehender Ökonometriker vorbei kam.

Nun wünschen wir Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, viel Spaß bei der Lektüre der zweiten diesjährigen Ausgabe von AStA Wirtschafts- und Sozialstatistisches Archiv.

Timo Schmid und Markus Zwick