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Liebe Leser/-innen,

während wir vorsichtig optimistisch das Ausklingen der COVID-19(Coronavirus SARS-CoV-2)-Pandemie abwarten müssen, bieten wir Ihnen in dieser Ausgabe der Somnologie die neuesten Erkenntnisse über das Zusammenspiel zwischen COVID-19 und Schlaf zum Lesen an.

Denn nach der akuten COVID-19-Infektion kann es auch noch zu einem Post- und Long-COVID-Syndrom mit besonders prägnanten Symptomen kommen, die eine große Herausforderung für unsere Patienten und für uns – Behandler/-innen darstellen.

Einige sehr spannende Fälle werden von Young et al. dargestellt: Alle seine Fälle haben zunächst einen leichten oder milden Krankheitsverlauf mit COVID-19 – entwickeln jedoch danach eine ausgeprägte Leistungsminderung mit Fatigue, Erschöpfung und gestörter Schlafqualität im Sinne einer Insomnie. Hierzu kann ein im Manuskript beschriebener multimodaler Therapieansatz in Kombination mit Melatonin in der Behandlung genau diesen Patienten helfen.

Die bidirektionalen Aspekte von COVID-19 und Schlafstörungen geben Hinweise dafür, dass Menschen die an OSA und/oder Diabetes leiden, mit höherer Wahrscheinlichkeit an COVID-19 erkrankten. Darüber hinaus berichten uns Ossadnik et al., dass sich das Risiko für eine Hospitalisierung insbesondere für Männer sowie für Personen mit Diabetes, hohem Risiko für obstruktive Schlafapnoe oder Depressionen erhöht.

Eine rasante Verbreitung der Insomnie während der Pandemie sowie ihre Bedeutung für die psychische Gesundheit allgemein und insbesondere für Angststörungen und Depression wird uns in spannender Weise anhand der Onlinebefragung von 1103 Personen in der Veröffentlichung von Huang et al. präsentiert.

Die Veränderung der Lebens- und Schlafgewohnheiten vor dem ersten „Lockdown“ im März 2020 und im März 2021 mit 637 Teilnehmern zeigte, dass Studierende tagsüber weniger schläfrig waren und durch flexible Schlafzeiten einen geringeren sozialen Jetlag hatten. Letztlich war jedoch die unregelmäßige Tagesstruktur mit wechselnden Zeiten für Lernen und Schlafen für die allgemeine Gesundheit weniger von Vorteil. Die detaillierten Ergebnisse können Sie in dem Manuskript von Staller et al. nachlesen.

Wie die COVID-19-Pandemie den Schlaf verändert und in die psychische Gesundheit eingreift, zeigt sehr anschaulich der Beitrag der Autoren/-innen Herr Ableidinger, Frau Nierwetberg und Frau Dr. Holzinger. In dieser Übersicht wird dargestellt, wie sich die Pandemie sogar in das Erinnern von Träumen, die Trauminhalte und die Intensität des Traumerlebens hineingearbeitet hat.

Die meisten bisherigen Studien beziehen sich entweder auf an COVID-19 erkrankte Patienten/-innen oder auf die Auswirkungen harter politischer Maßnahmen wie z. B. „Lockdowns“. Wir haben gelernt, dass sich nicht nur das Virus durch Mutationen in seinen Eigenschaften verändert, sondern auch die politischen Maßnahmen zum Infektionsschutz, zur Vermeidung der Überlastung des Gesundheitssystems und zur Aufrechterhaltung der Arbeitsleistung. Daher gilt es auch weiterhin wachsam zu verfolgen, wie sich die COVID-19-Pandemie auf den Schlaf und Schlafstörungen auswirkt.

Wir hoffen, dass das vorliegende Themenheft „COVID-19-Pandemie und Schlaf“ der Somnologie für Sie interessante Artikel beinhaltet und wünschen Ihnen eine anregende Lektüre.

Kneginja Richter und Michael Arzt