Nachdem in den letzten beiden Jahren mehr als eine Million Migranten nach Deutschland gekommen sind, ist die Migration zu einem zentralen Thema der gesellschaftlichen Auseinandersetzung geworden. Migration bietet Chancen, wirft aber auch zahlreiche komplexe Probleme auf, zu deren Lösung es differenzierter Analysen bedarf. Migration wirkt sich auch auf die Kriminalität und die forensische Praxis aus. Das vorliegende Heft befasst sich daher im Schwerpunkt mit einigen kriminologischen und forensischen Fragen, die durch die Migration aufgeworfen werden.

Im ersten Beitrag gibt Rita Haverkamp (Tübingen) anhand kriminalstatistischer Daten einen Überblick über die Delinquenz von Zuwanderern und die gegen Flüchtlinge gerichtete Kriminalität. Anschließend analysiert Rudolf Egg (Wiesbaden) die Ereignisse in der Kölner Silvesternacht 2015, die in der Diskussion über Migration und Kriminalität eine wichtige Rolle spielen. Der folgende Beitrag von Stefanie Schmidt, Elke van der Meer, Stefan Tydecks (Berlin) und Thomas Bliesener (Hannover) betrifft die Frage, wie die Delinquenz von Menschen mit Migrationshintergrund erklärt werden kann. Es werden die Befunde einer Befragung von forensischen Experten nach möglichen Ursachen für Kriminalität von Personen mit türkischem oder arabischem Migrationshintergrund dargestellt. Der anschließende Beitrag von Stefanie Schmidt, Olivia Pettke, Robert J. B. Lehmann und Klaus-Peter Dahle (Berlin) hat Tatverhalten und Rückfallprognose bei Sexualstraftätern ohne und mit Migrationshintergrund aus dem Nahen Osten und Nordafrika zum Gegenstand. Diese werden auf der Grundlage einer Untersuchung von 950 Sexualdelinquenten analysiert. Sodann berichtet Jan Ilhan Kizilhan (Villingen-Schwenningen) über die Behandlung traumatisierter Jesidinnen aus dem Nordirak, die in Baden-Württemberg Aufnahme gefunden haben.

Neben den Beiträgen zum Schwerpunktthema enthält dieses Heft drei weitere Artikel. Frank Häßler, Steffen Weirich und Olaf Reis (Rostock) diskutieren Zusammenhänge zwischen fetaler Alkoholspektrumstörung, Delinquenz und Schuldfähigkeit. Es folgt ein Beitrag von Christoffer Glaubitz, Thomas Bliesener und Thimna Klatt (Hannover) über die Bedeutung von „callous-unemotional traits“ für die Delinquenz junger Mehrfach- und Intensivtäter. Schließlich stellen Angelika Treibel, Dieter Dölling und Dieter Hermann (Heidelberg) die Befunde einer empirischen Untersuchung über die Determinanten des Anzeigeverhaltens nach Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung dar.