Zusammenfassung
Das kognitiv-verhaltenstherapeutische Gruppentraining Sozialer Kompetenzen [GSK; 16] hat sich auch beim Einsatz im Strafvollzug bewährt [28]. Die vorliegende Studie untersucht, ob durch eine gezielt differenzierende Diagnostik im Vorfeld des Trainings und eine darauf basierende homogene Zusammenstellung der Trainingsgruppen im Hinblick auf unsichere bzw. aggressive Verhaltensmuster die Effektivität des GSK im Straf- bzw. Maßregelvollzug noch gesteigert werden kann. Insgesamt 48 männliche Straftäter und Maßregelvollzügler wurden dazu in drei Trainingsgruppen aufgeteilt: eine „homogen unsichere“ Gruppe, eine „homogen aggressive“ Gruppe und eine „heterogene“ Gruppe. Vorher-Nachher-Vergleiche deuten darauf hin, dass das durchgeführte Training bei allen drei Gruppen sowohl im Straf- als auch im Maßregelvollzug wirksam ist. Bei der „homogen aggressiven“ Gruppe zeigen sich die stärksten Behandlungseffekte.
Abstract
The cognitive-behavioural group training for social competence “GSK” [16] has proven to also be effective in the penal system [28]. The present study examines if a targeted differentiating assessment prior to the intervention and a thereon based homogeneous group composition with regard to insecure and aggressive behaviour patterns can enhance the effectiveness of the “GSK” in the penal system and in a forensic hospital unit. Altogether 48 male delinquents across both settings were therefore divided into a “homogeneous insecure” group, a “homogeneous aggressive” group and a “heterogeneous” group. Pre-post-comparisons show that the intervention is effective for all three groups and also in both settings, the penal system and the forensic hospital unit. The “homogeneous aggressive” group revealed the strongest intervention effects.
Notes
Die in dem Training verwendeten Arbeitsblätter werden auf Anfrage von den Autorinnen zur Verfügung gestellt.
Es handelt sich um eine konservative Analyse-Technik, bei der die Probanden nach ihrer ursprünglichen Gruppenzuteilung analysiert werden, unabhängig davon, ob sie die intendierte Therapieform vollständig, partiell oder gar nicht erhielten.
y = Erwarteter Wert im Nachtest, rtt = Retestreliabilität des Tests, X = individueller Wert im Vortest und M = Mittelwert des Tests.
Z. B. Skala „Aggressive Verhaltensweisen“: Aufgrund des Wertes von 15,47 der „aggressiven“ Gruppe zum Prä-Zeitpunkt, des Gesamtmittelwertes von 12,32 und der Retestreliabilität von. 67 der Skala „Aggressive Verhaltensweisen“ [vgl. 17] lässt sich regressionsbedingt – also auch ohne jede Maßnahme – ein Wert von 14,43 zum Post-Zeitpunkt vorhersagen. Die Werte der „aggressiven“ Gruppe sinken allerdings zum Post-Zeitpunkt auf einen Wert von 9,67. Dies gilt auch für die drei weiteren Skalen der Komponente „Aggression“.
ηp 2 wurde mittels der Formel f2 = ηp 2 / (1 − ηp 2) umgerechnet [vgl. 4]
Literatur
Andrews DA, Zinger I, Hoge RD et al (1990) Does correctional treatment work? A clinically relevant and psychologically informed meta-analysis. Criminology 28:369–404
Ang RP, Hughes JN (2001) Differential benefits of skills training with antisocial youth based on group composition: A meta-analytic investigation. School Psychol Rev 31:164–185
Boxberg V (2007) Soziales Training im Jugendstrafvollzug. Legal- und Sozialbewährung bei ernstinhaftierten Trainingsteilnehmern. Diplomarbeit, Universität Hildesheim
Cohen J (1969) Statistical Power Analysis for the Behavioral Sciences. Academic Press, New York
Crone C, Schimmelpfennig C (1981) Vorstellung eines Inventars zur Erfassung von Kognitionen und Verhalten im Bereich der Selbstsicherheit. RET-Report 2:19–42
Dahle KP (1997) Therapie und Therapieindikation bei Straftätern. In: Steller M, Volbert R (Hrsg) Psychologie im Strafverfahren: ein Handbuch. Huber, Bern S 142–159
Dishion TJ, Spracklen KM, Andrews DW, Patterson GR (1996) Deviancy training in male adolescent friendships. Behav Ther 27:373–390
Dünkel F, Geng B (2007) Rechtstatsächliche Befunde zum Jugendstrafvollzug in Deutschland. Forum Strafvollzug 56:59–74
Edmondson CB, Conger JC (1996) A review of treatment efficacy for individuals with anger problems: Conceptual, assessment, and methodological issues. Clin Psychol Rev 16:251–275
Faul F, Erdfelder E (1992) GPOWER: A priori, post-hoc and compromise power analyses for MS-DOS (Computer program). Bonn University Dep. of Psychology, Bonn
Feldhege FJ, Krauthan G (1979) Verhaltenstrainingsprogramm zum Aufbau sozialer Kompetenzen (VTP). Springer, Berlin
Franke GH (2000) Brief Symptom Inventory von L. R. Derogatis (BSI). Beltz Test, Göttingen
Franke GH (2002) Symptom-Checkliste von L. R. Derogatis (SCL-90-R). Beltz Test, Göttingen
Goderbauer R (1984) Soziales Training im Strafvollzug. Zeitschrift für Strafvollzug und Straffälligenhilfe 33:13–18
Hampel R, Selg H (1975) Fragebogen zur Erfassung von Aggressivitätsfaktoren (FAF). Hogrefe, Göttingen
Hinsch R, Pfingsten U (2007) Gruppentraining sozialer Kompetenzen (GSK). Beltz, Weinheim
Horowitz LM, Strauß B, Kordy H (2000) Inventar zur Erfassung Interpersonaler Probleme (IIP-D) Beltz Test, Weinheim
Hosser D, Greve W (2005) Jugendliche im Gefängnis – Strafhaft als Entwicklungsfolge und Entwicklungsbedingung. In: Schlottke PF, Schneider S, Silbereisen RK, Lauth GW (Hrsg) Störungen im Kindes- und Jugendalter – Verhaltensauffälligkeiten. Hogrefe, Göttingen S 655–680
Jugert G, Rehder A, Notz P, Petermann F (2007) Soziale Kompetenz für Jugendliche. Grundlagen, Training und Fortbildung. Juventa, Weinhaim München
Kolbeck S, Dahme B, Maß R (2006, Mai) Fragebogen zur Selbstbeschreibung in sozialen Situationen. Präsentiert bei dem 24. Symposium der Fachgruppe der Klinischen Psychologie und Psychotherapie der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (DGPs), Würzburg
Lösel F (1994) Meta-analytische Beiträge zur wiederbelebten Diskussion des Behandlungsgedankens. In: Steller M, Dahle KP, Basqué M (Hrsg) Straftäterbehandlung Argumente für eine Revitalisierung in Forschung und Praxis. Centaurus, Pfaffenweiler S 13–34
Lösel F, Schmucker M (2008) Evaluation der Straftäterbehandlung. In: Volbert R, Steller M (Hrsg) Handbuch der Rechtspsychologie. Hogrefe, Göttingen S 160–171
Oschwald A (2004) Soziales Kompetenztraining. In: Pecher W (Hrsg) Justizvollzugspsychologie in Schlüsselbegriffen. Kohlhammer, Stuttgart S 256–266
Otto M (1988) Gemeinsam lernen durch Soziales Training. Planung, Durchführung und Evaluation eines Lernprogramms für die Anwendung im Strafvollzug. Kriminalpädagogischer Verlag, Lingen/Ems
Pfingsten U et al (1983) Das Gruppentraining zur Förderung sozialer Kompetenz (GSK). Konzeption und erste Ergebnisse der Evaluation. Zeitschrift für klinische Psychologie 12(4):229–244
Repp N, Köhler D, Hinrichs G (2004) Psychotherapeutische Angebote in den Jugendanstalten. Zeitschrift für den Strafvollzug 4:199–201
Rössner D (1984) Soziale Kompetenzen und Kriminalität. Zeitschrift für Strafvollzug und Straffälligenhilfe 33:131–136
Thomalla J (1997) Das „Gruppentraining Sozialer Kompetenzen“ (GSK) als Selbstsicherheitstraining für Gefangene im Strafvollzug. unveröffentlichte Diplomarbeit Universität Bielefeld, Bielefeld
Ullrich de Muynck R, Ullrich R (1977) Der Unsicherheitsfragebogen (Testmanual U). Pfeiffer, München
Ullrich R, Ullrich de Muynck R (1980) Diagnose und Therapie sozialer Störungen Das Assertiveness-Training-Programm ATP. Pfeiffer, München
Ullrich R, Ullrich de Muynck R (1999) Selbstwertstörung und soziale Phobie – 25 Jahre Assertiveness-Training-Programm (ATP) Therapie. In: Margraf J, Rudolf K (Hrsg) Soziale Kompetenz – Soziale Phobie. Schneider, Hohengehren S 99–128
Winter R, Grawe K (1980) Der Einfluss der Gruppenzusammensetzung auf den Therapieerfolg von Assertiveness-Training-Gruppen. In: Ullrich de Muynck R, Ullrich R, Grawe K, Zimmer D (Hrsg) Soziale Kompetenz Experimentelle Ergebnisse zum ATP. Pfeiffer, München S 206–224
Zimmer D (1978) Die Entwicklung des Begriffes der Selbstsicherheit und sozialen Kompetenz in der Verhaltenstherapie. In: Ullrich R, Ullrich de Muynck R (Hrsg) Soziale Kompetenz Experimentelle Ergebnisse zum ATP. Pfeiffer, München S 469–482
Interessenkonflikt
Die Autoren erklären keinen Interessenkonflikt.
Author information
Authors and Affiliations
Corresponding author
Rights and permissions
About this article
Cite this article
Lewrick-Gönnecke, Y., Kammann, N., Heinrichs, N. et al. Zur Differenzierung zwischen unsicheren und aggressiven Teilnehmern beim Gruppentraining Sozialer Kompetenzen (GSK) im Straf- und Maßregelvollzug. Forens Psychiatr Psychol Kriminol 3, 47–55 (2009). https://doi.org/10.1007/s11757-008-0108-2
Received:
Revised:
Accepted:
Published:
Issue Date:
DOI: https://doi.org/10.1007/s11757-008-0108-2
Schlüsselwörter
- Gruppentraining Sozialer Kompetenzen (GSK)
- Soziales Training
- Strafvollzug
- Maßregelvollzug
- Gruppenzuweisung