Liebe Leserinnen und Leser,

das aktuelle Heft der Obere Extremität ist dem Bizeps gewidmet, dessen Sehnen uns im klinischen Alltag regelmäßig beschäftigen. Insbesondere die lange Bizepssehne (LBS) steht hier im Fokus. Über ihre tatsächliche Bedeutung für die Schulter wird fortwährend gestritten. Neben ihrer nicht vollends definierten Funktion für die Erhaltung der Stabilität wird sie gerne als Schmerzgenerator bei verschiedenen Pathologien der Sehne selbst oder insbesondere im Rahmen von Rotatorenmanschettenläsionen bezeichnet. Dementsprechend großzügig sind wir daher auch mit der Tenotomie bzw. Tenodese.

Etwas einfacher verhält es sich möglicherweise mit der distalen Bizepssehne. Kommt es hier zu Rupturen, besteht weitgehend Einigkeit, dass eine Refixation erforderlich ist. Lediglich bei der Frage nach dem „wie“ sind die Optionen vielfältig.

Wir freuen uns, Ihnen ein Themenheft präsentieren zu können, in dem die Pathologien der proximalen und distalen Bizepssehnen in Übersichten und Originalarbeiten kritisch aufgearbeitet werden.

Markus Loew et al. erläutern in Ihrer Übersicht wichtige Aspekte zu Diagnostik und Therapie von verschiedenen intra- und extraartikulären Läsionen der LBS, dem „Troublemaker“ im Schultergelenk. Insbesondere weisen sie darauf hin, dass ein Ausschluss einer LBS-Pathologie präoperativ nicht immer sicher gelingt und eine dezidierte Evaluation im Rahmen der Arthroskopie erforderlich ist.

Frank Martetschläger u. Lucca Lacheta beleuchten die Frage, ob ein SLAP-Repair („superior labrum anterior and posterior“) beim Sportler tatsächlich noch zeitgemäß ist. Die Autoren heben hervor, dass auch möglicherweise zugrunde liegende Pathologien wie z. B. ein GIRD-Syndrom („glenohumeral internal rotation deficit“) beachtet werden müssen und hier ggf. auch ein konservativer Therapieversuch gerechtfertigt ist. Während bei SLAP-Läsionen mit traumatischer Genese bei jungen Patienten gute Ergebnisse mit einer hohen Rate der Wiedererlangung des ursprünglichen Sportniveaus nach SLAP-Repair erreicht werden, ist dagegen bei degenerativen Läsionen und einem Patientenalter > 25 Jahren die LBS-Tenodese dem Repair überlegen.

Im Anschluss geben Maria Sommer et al. einen Überblick über die Optionen zur LBS-Tenodese und arbeiten verschiedene Lokalisationen und Techniken auf. Ergänzt wird dies im weiteren Verlauf der Leitthemenbeiträge durch eine Originalarbeit zur Loop-Tenodese von Leopold Henssler et al., die für diese vermeintlich recht einfache Technik sehr gute Ergebnisse zeigen konnten.

Dass die LBS auch als autologes Transplantat für die superiore Kapselrekonstruktion eingesetzt werden kann und damit auch im Schultergelenk selbst „für etwas gut“ sein kann, zeigen Michael Manzke u. Olaf Lorbach in ihrer Übersicht zu Technik, biomechanischen und klinischen Daten.

Nachdem die proximale Bizepssehne damit abgearbeitet ist, geben Alexander Otto u. Sebastian Siebenlist einen umfassenden Überblick über Anatomie, Biomechanik und Fixationstechniken bei distaler Bizepssehnenruptur. Eine Originalarbeit zur distalen Bizepssehnenrefixation inklusive Kraftmessung von Fabian Lanzerath et al. ergänzt diese Übersicht.

Es freut uns sehr, dass Peter Millett und sein Team das Heft mit einer Technical Note zur Fixation von chronischen Rupturen der LBS abrunden.

Wir bedanken uns bei allen Autorenteams für die hochwertigen Beiträge und das Engagement neben dem klinischen Alltag und wünschen Euch und Ihnen viel Spaß bei der Lektüre dieses Themenheftes.

Herzlichst,

Ihre

Marc Schnetzke und Benedikt Schliemann