Eine periprothetische Infektion (PPI) des Schultergelenks stellt immer noch eine sehr schwerwiegende Komplikation dar und ist leider gleichzeitig die häufigste Ursache für eine Revisionsoperation nach endoprothetischer Versorgung. Durch den stetigen Anstieg der Operationen in der Primär- sowie Revisionsendoprothetik werden wir uns in naher Zukunft wohl immer häufiger mit diesem schwierigen Thema beschäftigen müssen. Weil die PPI der Schulter auch mit einer erheblichen Morbidität und Mortalität assoziiert ist, sollte es unser gemeinsames Ziel sein, Risikofaktoren frühzeitig zu erkennen und Diagnostik- und Behandlungsstrategien zu optimieren.

Eine zuverlässige, präoperative Einschätzung von Infektionsrisiken ist essenziell, um schon im Vorfeld die Implantationsstrategie anzupassen und somit nach Möglichkeit die Morbiditätsrate zu senken. In dem Übersichtartikel von Hudek et al. werden Daten des DVSE(D-A-CH Vereinigung für Schulter- und Ellbogenchirurgie)-Schulterprothesenregisters (SEPR) dahingehend analysiert, ob Patienten mit einer vorausgegangenen Schulterinfektion eine besondere Risikogruppe darstellen.

Des Weiteren unterscheidet sich die Schulter PPI maßgeblich von anderen Gelenkinfektionen, was insbesondere durch das völlig andere Keimspektrum, allen voran die hohe Besiedlung mit Cutibacterium acnes, zurückgeführt werden kann. Die dadurch entstehenden „Low-grade“-Infektionen haben ein schleichendes klinisches Erscheinungsbild und täuschen oft ein aseptisches Versagen vor. Trotz großer Fortschritte in der apparativen Diagnostik bleibt schließlich die Diagnosestellung einer Low-grade-Infektion weiterhin eine enorme Herausforderung. Der Beitrag von Weiß et al. wird Ihnen einen Überblick über aktuelle diagnostische Methoden zu Erkennung einer Schulter-PPI liefern und geht dabei der Frage nach, welche Methode zu bevorzugen ist.

Die operativen Therapiemöglichkeiten reichen vom Débridement (DAIR) über Komponententausch bis hin zu ein- und zweizeitigem Prothesenwechsel unter Verwendung antibiotikahaltiger Spacer. Diese Therapieoptionen werden von Henssler et al. umfassend vorgestellt. Im Übersichtsartikel von Malachowski et al. werden auch Indikationen und operationstechnische Aspekte bei der Anfertigung dieser Platzhalter beleuchtet.

Eine Besonderheit ist die PPI von Megaprothesen bei tumororthopädischen Patienten. Eine detaillierte Übersicht über Diagnose und Therapie dieser hochkomplexen Fälle mit megaprothetischen Rekonstruktionen der oberen Extremität wird von Schneider et al. vorgestellt.

Nicht nur die operative Versorgung stellt eine Herausforderung dar, auch die Identifizierung der Keime und deren resistenzgerechte, antiinfektive Therapie sind von entscheidender Bedeutung für den Behandlungserfolg. Ein standardisiertes Verfahren zur Probenentnahme ist unerlässlich, um die diagnostische Effizienz zu optimieren. Eine technische Note von Akgün et al. liefert Ihnen einen standardisierten Weg zur intraoperativen Probengewinnung in Revisionssituationen.

In diesem Sinne freuen wir uns, Ihnen mit dem vorliegenden Themenheft detaillierte und v. a. praxisnahe Inhalte vorstellen zu dürfen, und bedanken uns ganz herzlich bei allen Autoren, dem Verlag, den Schriftleitern sowie Herausgebern der Zeitschrift.

PD Dr. Doruk Akgün

PD Dr. Robert Hudek