Fragen der Ernährung spielen in der Behandlung von Tumorpatienten eine große Rolle. Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust sind häufig die ersten Symptome einer Krebserkrankung, und die daraus resultierende Mangelernährung ist von prognostischer Bedeutung: Sie führt u. a. zu Muskelschwäche, verminderter Lebensqualität und erhöhter Mortalität. Umgekehrt wächst die wissenschaftliche Evidenz, dass eine gezielte Ernährungsintervention die Prognose von Krebspatienten verbessern kann. Gleichwohl ist die Ernährungsmedizin unter Onkologen immer noch ein Randthema.

Die Freiburger Autoren Gudrun Zürcher und Hartmut Bertz legen mit ihrem Buch „Ernährung in der Onkologie“ eine umfassende Darstellung der Thematik vor, die in dieser überzeugenden Form eine Lücke im deutschsprachigen Raum schließt. Auf über 400 Seiten spannen sie einen Bogen von den Grundlagen der Ernährung über die Bestimmung des Ernährungszustands, die Risikofaktoren für die Krebsentstehung bis zum Hauptthema des Buchs: Ernährung bei Krebs. Das Buch berücksichtigt die S3-Leitlinien der Deutschen und Europäischen Fachgesellschaften für Ernährungsmedizin (DGEM bzw. ESPEN), an denen die Autoren mitgearbeitet haben. Der Leser erhält damit evidenzbasierte und praxisrelevante Handlungsempfehlungen für die Ernährungstherapie in den verschiedenen klinischen Situationen (Mangelernährung, perioperativ , während Radio- und Chemotherapie etc.) und auch bei Komorbiditäten wie Niereninsuffizienz oder Kurzdarmsyndrom. Dabei werden die verschiedenen Therapieoptionen bis hin zur künstlichen Ernährung detailliert dargestellt. Das letzte Kapitel widmet sich den schwierigen ethischen Fragen in der palliativen Situation und Sterbephase.

Das Buch verzichtet weitgehend auf Abbildungen, dafür wurde umso mehr Sorgfalt auf 135 informative Tabellen und zahlreiche hervorgehobene Exkurse verwandt, die in dieser kompakten Form einzigartig sind. Sie machen das Buch zu einem wertvollen Nachschlagewerk auch für den Experten, so z. B. durch eine aufwändig recherchierte Übersicht über die epidemiologischen Studien zu Risikofaktoren der Krebsentstehung. Verdienstvoll ist auch eine kritische Darstellung der sog. Krebsdiäten.

Das Buch ist durchgehend sehr gut lesbar, die Sprache klar und eingängig; auch komplexe Inhalte werden in speziellen Textblöcken (Merke und Praxistipps) prägnant zusammengefasst.

Dieses hervorragende Buch gibt das Hintergrundwissen und praktische Rüstzeug für die Ernährungstherapie von Krebspatienten in allen Stadien der Erkrankung. Es ist allen Ärzten und Therapeuten onkologischer Patienten sehr zu empfehlen.