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Ökonomische Kompetenz und Geschlecht: Ausmaß und Hintergründe des Gender Gaps

Economic competence and gender: Magnitude and roots of the gender gap

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Zusammenfassung

Viele Studien dokumentieren markante Geschlechterunterschiede in der ökonomischen Kompetenz von Jugendlichen. Die Ursachen für diesen „Gender Gap“ zugunsten männlicher Probanden sind bisher unzureichend erforscht. Dieser Beitrag untersucht anhand einer repräsentativen Stichprobe mit mehr als 1000 Lernenden der 10. Klassenstufe in Baden-Württemberg geschlechtsspezifische Kompetenzunterschiede in der ökonomischen Domäne sowie mögliche Faktoren, die zur Erklärung dieser Unterschiede beitragen. Die Analyse zeigt einen deutlichen Geschlechtsunterschied zugunsten männlicher Teilnehmer in Höhe von 0,28 Standardabweichungseinheiten, der sich unabhängig vom Fähigkeitsniveau der Lernenden zeigt. Als erklärende Faktoren konnten das Interesse für Wirtschaftsthemen und mathematische Fertigkeiten identifiziert werden, die zusammen nahezu 35 % des Unterschieds erklären. Demgegenüber zeigen sozio-kognitive Fähigkeiten (z. B. finanzielles Selbstvertrauen und Einstellungen zu Geldthemen) in Bezug auf finanzielle Entscheidungen keinen Zusammenhang mit dem Geschlechtsunterschied. Darüber hinaus deuten die Ergebnisse darauf hin, dass der Leistungsunterschied sogar größer sein könnte als bisher in der Literatur angenommen, wenn die unterschiedliche Testmotivation zwischen den Geschlechtern mitberücksichtigt wird.

Abstract

A large body of literature documents substantial gender differences in adolescents’ economic capabilities, yet, causes for these differences are poorly understood. This paper explores gender differences in economic competences and its roots using a representative sample of 10th graders with more than 1000 respondents from Southwest Germany. Our data reveal a significant gender gap in favor of male students by a magnitude of 0.28 standard deviation units. Quantile regressions show that the gender gap occurs independently from various distribution moments. Multivariate analyses reveal that the difference in competence is partly driven by variation in economic interest and mathematical abilities, which explains almost 35% of the total difference. In contrast, socio-cognitive skills (e.g., financial confidence and attitudes towards money) appear to have no explanatory power. In addition, our results suggest that the gender gap is even larger when we control for differences in test-taking effort.

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Abb. 1
Abb. 2

Notes

  1. Das Verhältnis von ökonomischer und finanzieller Kompetenz wird in Kapitel 2.1 näher bestimmt.

  2. Auf die Einführung der verschiedenen Begrifflichkeiten im Umfeld von finanzieller Bildung (z. B. „financial literacy“) wird aus Platzgründen bewusst verzichtet (vgl. dazu ausführlich Rudeloff 2019; Schuler 2022).

  3. Wir weisen darauf hin, dass das Modell die Grundlage für das Schulfach WBS in Baden-Württemberg darstellt, jedoch in anderen Bundesländern alternative wirtschaftsdidaktische Konzeptionen maßgeblich sein können.

  4. Die Bevölkerungsdichte wurde durch den Quotienten zwischen Einwohneranzahl und Fläche des Landkreises errechnet. Ein Wert von unter 220 wird als „niedrig“, ein Wert zwischen 220 und 485 wird als „mittel“ und Werte über 485 werden als „hoch“ klassifiziert.

  5. Formal folgt das IRT-Modell der Gleichung \(P\left(X_{i}=1| \theta ,\sigma ,a\right)=\frac{\exp\left\{a_{i}\left(\theta _{v}-\sigma _{i}\right)\right\}}{1+\exp\left\{a_{i}\left(\theta _{v}-\sigma _{i}\right)\right\}}\), wobei θv die geschätzte Fähigkeit für Person v und σi die geschätzte Itemschwierigkeit für Item i auf einer gemeinsamen Logit-Skala bezeichnet. ai definiert einen Diskriminierungsparameter, der bewertet, wie genau das Item i zwischen Schülern mit geringen und hohen Fähigkeiten unterscheidet.

  6. Wise und Kong (2005) folgend teilen wir die Testantworten anhand der in Kapitel 3 beschriebenen (normativen) Zeitschwelle in ein Lösungsverhalten oder in ein (schnelles) Rateverhalten ein.

  7. In den Metastudien wurden sowohl randomisiert-kontrollierte Studien (RCT) als auch quasi-experimentelle Interventionen berücksichtigt.

  8. Dieser Aussage liegt die Annahme zugrunde, dass das Fach WBS mit einer Unterrichtsstunde pro Jahr, also abzüglich der Ferien ca. 40 Wochen im Jahr unterrichtet wird.

  9. Wise und Kong (2005) folgend teilen wir die Testantworten anhand der in Kapitel 3 beschriebenen (normativen) Zeitschwelle in ein Lösungsverhalten oder in ein (schnelles) Rateverhalten ein.

Literatur

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Danksagung

Wir bedanken uns für wertvolle Kommentare von Günther Seeber und Tim Kaiser sowie von Konferenz- und Seminarteilnehmenden in Münster und Tübingen. Zudem danken wir Lucy Haag für die Unterstützung bei der Recherche.

Förderung

Die Untersuchung, aus der dieser Beitrag resultierte, wurde von der Stiftung Würth unterstützt. (The research leading to these results received funding from Stiftung Würth.)

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Interessenkonflikt

L. Oberrauch und T. Brahm geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

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Oberrauch, L., Brahm, T. Ökonomische Kompetenz und Geschlecht: Ausmaß und Hintergründe des Gender Gaps. Z Erziehungswiss 26, 949–974 (2023). https://doi.org/10.1007/s11618-023-01169-5

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