Für Heft 3 (2018) der Zeitschrift für Erziehungswissenschaft wurde kein thematischer Schwerpunkt festgelegt, sondern es versammelt sog. freie Beiträge. Die insgesamt elf Artikel, die das Heft füllen, behandeln verschiedene Etappen der Bildungsbiographie bzw. der Institutionen, in denen eine Bildungsbiographie absolviert werden kann.

Der erste Beitrag zum Heft (von Helen Knauf) ist in der Elementarstufe verortet. Auch in dieser frühen Stufe der Bildung ist die Frage schon virulent, wie die „Leistung“ eines Kindes gemessen und dokumentiert werden kann. Zu den gebräuchlichen Verfahren zählt die Narration der „Lerngeschichte“ von Kindern nach einem Vorschlag der Frühpädagogin Margaret Carr aus Neuseeland. Im Beitrag wird eine Untersuchung vorgestellt, in der 338 solcher „Lerngeschichten“ unter dem Gesichtspunkt ihrer Konzepttreue analysiert wurden. Im Ergebnis steht, dass die untersuchten Exempel eine Vielzahl verschiedener, dem ursprünglichen Konzept mehr oder weniger nahekommender Formen repräsentierten; es zeige sich ein Spannungsverhältnis zwischen dem Anliegen des „assessments“ und dem Interesse daran, persönliche Erinnerungen der Kinder zu dokumentieren.

Auch in Beitrag zwei geht es um das Problem „Leistung“. Christian Nerowksi stellt die Frage nach dem Zusammenhang von Bildungsgerechtigkeit und Leistung. Er argumentiert, dass das Leistungsprinzip ein gerechtes Verteilungsprinzip oberhalb des Bildungsminimums darstelle. Die (höhere) Bildung einiger Schüler/innen trage zum gesellschaftlichen Wohlergehen bei, wodurch sie bessere schulische Zertifikate verdienten. Diskutiert wird das Problem der Verantwortung, die man den Lernenden für ihre Leistung angesichts der Abhängigkeit des Schulerfolgs von der sozialen Herkunft zuschreiben kann.

Eine andere Facette der Leistungsmessung steht im dritten Beitrag im Mittelpunkt. Hier geht es um Leistung in der Sekundarstufe und im Fach Mathematik. Götz Rohwer erkundet auf der Grundlage von Daten des Nationalen Bildungspanels, welche Probleme die Verwendung von Ankeritems für die Ermittlung der Veränderung mathematischer Fähigkeiten über die Klassenstufen 5 und 7 bereitet. Die Argumentation richtet sich gegen die Anwendung eines Raschmodells für den Vergleich, da damit nicht angemessen berücksichtigt werden könne, dass die Schüler/innen zwischen beiden Messungen neue Arten der Aufgabenlösung kennengelernt haben. Verlässliche Aussagen zur Kompetenzentwicklung könnten nur auf der Basis von Items gewonnen werden, die identisch in beiden Tests verwendet wurden.

Leistung spielt in Beitrag vier eine indirekte Rolle. Direkt angesprochen wird von Henrike Knoppick, Hanna Dumont, Michael Becker, Marko Neumann und Kai Maaz das Problem der Belastung, die der Übergang von der Grundschule in die Sekundarstufe Kindern bereitet. Gefragt wird nach der Rolle der Eltern dabei, dieses kritische Lebensereignis zu begleiten. Grundlage für die Untersuchung sind Daten von zwei Messzeitpunkten aus Berliner Schulen (wo der Übergang überwiegend nach Klassenstufe 6 vollzogen wird) vor und nach dem Übergang. Im Ergebnis der Analysen steht, dass Prozessmerkmale in der Eltern-Kind-Interaktion bedeutender für das Wohlbefinden des Kindes in dieser Phase sind als Strukturmerkmale der elterlichen Lebenslage.

Im Mittelpunkt von Beitrag fünf steht ebenfalls eine Entwicklungsperspektive in der Sekundarstufe. Maximilian Pfost, Tobias Rausch, Irene M. Schiefer und Cordula Artelt haben sich der Frage zugewendet, wie sich schulische Kompetenzen und das Fähigkeitsselbstkonzept von Schülerinnen und Schülern entwickeln, die das Gymnasium ohne gymnasiale Übergangsempfehlung besuchen. Der Arbeit liegen Daten aus der vierten bis siebten Klassenstufe der Bamberger Längsschnittstudie „Bildungsprozesse, Kompetenzentwicklung und Selektionsentscheidungen im Vorschul- und Schulalter“ zugrunde. Es zeigen sich bedeutende Kompetenzunterschiede zwischen Schüler/innen mit und ohne Gymnasialempfehlung in Mathematik und Lesen, ebenso Unterschiede im Fähigkeitsselbstkonzept Mathematik und bei den Schulnoten für Mathematik und Deutsch.

Beitrag sechs befasst sich mit dem Übergang von der allgemeinbildenden Schule in die Hochschule. In diesem Artikel fragen Annabell Daniel, Rainer Watermann und Kai Maaz danach, ob Kosten-Nutzen-Erwägungen von Schüler/innen an der Schwelle zum Hochschulübergang durch Informationsveranstaltungen beeinflussbar sind. Hintergrund ist die rational-choice-theoretische Annahme, dass nach sozialer Herkunft variierende Einschätzungen der Kosten bzw. des Nutzens eines Studiums zur Verstärkung sozialer Ungleichheiten beitragen. In einer Interventionsstudie zeigte sich, dass die Informationen einen positiven, aber nur kurzzeitigen Effekt auf die Wahrnehmung der Erträge durch ein Studium ausübten. Als weniger änderungssensitiv erwiesen sich die wahrgenommenen Kosten und die Annahmen über Erfolgswahrscheinlichkeiten des Studiums.

In drei weiteren Artikeln werden Untersuchungen vorgestellt, die sich speziell dem Lehramtsstudium zuwenden. In Beitrag sieben geht es Christina Watson, Andreas Seifert und Niclas Schaper um die Klärung der Frage nach dem Einfluss, den die Nutzung institutioneller Lerngelegenheiten auf die Entwicklung des bildungswissenschaftlichen Wissens der Studierenden besitzt. Befragt wurden ca. 290 BA-Studierende des Lehramts. Ihr bildungswissenschaftliches Wissen wurde mit Hilfe eines standardisierten Instruments gemessen. Es zeigten sich sowohl signifikante Zuwächse des bildungswissenschaftlichen Wissens der Studierenden als auch, dass die Nutzung von Lerngelegenheiten ein bedeutender Prädiktor für das gemessene Wissen ist.

In Beitrag acht, verfasst von Martin Rothland, Ina Biederbeck, Anna Grabosch und Nathalie Heiligtag, steht die Frage im Zentrum, welchen Einfluss praktisch-kooperative Lerngelegenheiten sowie die informativ-reflexive Bearbeitung des Themas Kooperation im Lehrberuf auf das Autonomiestreben, das Paritätsdenken und die Ablehnung von Kooperation bei Lehramtsstudierenden ausüben. Untersucht wurden knapp 400 Lehramtsstudierende in einer Studie mit zwei Messzeitpunkten in einem Studiensemester. Es ergab sich, dass keines der beiden Angebote die Präferenzen der Studierenden hinsichtlich Autonomie, Paritätsdenken und Ablehnung von Kooperation überzufällig beeinflusst.

Das Verhältnis von pädagogischem und fachdidaktischem Wissen als Komponenten der professionellen Kompetenz im Lehramt ist Gegenstand des neunten Beitrags (von Johannes König, Jörg Doll, Nils Buchholtz, Sabrina Förster, Kai Kaspar, Anna-Maria-Rühl, Sarah Strauß, Albert Bremerich-Voß, Ilka Fladung und Gabriele Kaiser). Für das Ziel der Klärung dieses Verhältnisses wurden fast 900 Lehramtsstudierende in der BA- und MA-Phase des Studiums mit standardisierten Wissenstests für die Fächer Deutsch, Englisch und Mathematik geprüft. Im Ergebnis steht einerseits, dass eine Differenzierung von fachdidaktischem und pädagogischem Wissen empirisch möglich ist, wobei das mathematische Wissen am geringsten mit dem pädagogischen Wissen korreliert. Zum anderen schnitten die Master-Studierenden in allen getesteten Bereichen besser ab. Diskutiert werden die Konsequenzen der Untersuchung für die Qualitätssicherung in der Lehrerbildung.

Im Mittelpunkt von Artikel zehn steht das US-amerikanische Konzept „Student Engagement“. Lars Müller und Edith Braun stellen die Grundannahmen des Konzepts vor, wonach Studierende das Studium umso häufiger abschließen, je mehr sie in lernförderliche Aktivitäten investieren. Dabei müsse die Hochschule sie bestmöglich begleiten. Entwickelt und an substanziellen Stichproben von Hochschulabsolvent/innen sowie Studienabbrecher/innen geprüft wurde eine Skala zu studentischem Lernengagement in Deutschland. Die Analysen zeigen erwartungskonforme Ergebnisse. Nun steht die Skala Hochschulen für den Einsatz beim Qualitätsmanagement zur Verfügung.

In Beitrag elf, mit dem dieses Heft abschließt, wird von Alexander Mitterle, Robert D. Reisz und Manfred Stock eine explorative Studie zur Frage präsentiert, anhand welcher Merkmale sich vertikale Differenzierungen im Hochschulsektor in Deutschland zeigen. Analysiert wurden Unterscheidungen in Selbstbeschreibungen privater Hochschulen, stratifikatorische Unterscheidungen und Merkmale der formalen Struktur von Hochschulen. Es zeigt sich, dass Verweise auf Forschung und Internationalität mit der Verwendung stratifizierender Merkmale in den Selbstbeschreibungen zusammenhängen. Das Bemühen um vertikale Differenzierung ist vor allem bei Business Schools stark.

Die im Heft versammelten Artikel präsentieren Forschungsarbeiten, die das Bildungssystem vom Elementarbereich bis in die tertiäre Phase in den Blick nehmen. Geboten werden unterschiedliche Annäherungen an Antworten auf die Fragen, wie Leistungen in der Bildung angemessen erfasst werden können und wie zum Erreichen gewünschter Leistungen beigetragen werden kann.