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Modi der Besonderung als Distinktionspraxen im Elementarbereich

Modes of particularization as practices of distinction in German ECEC

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Zusammenfassung

Als noch junges Phänomen im Elementarbereich sind gewerbliche, hochpreisige Kindertageseinrichtungen Gegenstand kontroverser Debatten. Mit der Verbreitung dieser Angebotsform geht die Befürchtung einher, dass soziale Ungleichheiten im Kleinkindalter bestärkt werden. Allerdings lassen sich Distinktionsmechanismen den Einrichtungen nicht anhand von Kriterien wie Organisationsform oder Ausstattung klar zuordnen. In diesem Beitrag argumentieren wir, dass die Interaktionen zwischen dem Einrichtungspersonal und den Eltern als wesentliche Orte der Herstellung von Distinktion betrachtet werden müssen. Mit Hilfe von empirischem Material aus einem laufenden Forschungsprojekt arbeiten wir drei Modi der interaktiven Herstellung von Besonderheit heraus. Hieraus wird deutlich, dass eine Rekonstruktion der je spezifischen Organisationskulturen für die Beantwortung der Frage nach neuen Vertikalisierungen der Einrichtungslandschaft unabdingbar ist.

Abstract

As a new phenomenon in German ECEC, commercial high-cost childcare centers are subject of controversial debates. The expansion of this type of early care provision raises concerns about the possible reinforcement of social inequalities in early childhood. However, mechanisms of distinction within these institutions cannot be matched to such criteria as type of organization or features of the facilities. In this paper we argue that the interactions between professionals and parents have to be focused as crucial sites of the production of distinction. Using data from an ongoing qualitative research project we elaborate on three modes of interactive production of particularization. Based on these findings, we show that a reconstruction of the unique organizational cultures is indispensable to address questions of new vertical differentiations within the field of ECEC institutions.

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Notes

  1. Das Projekt ist an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg angesiedelt und ist Teil der DFG-Forschergruppe 1612 „Mechanismen der Elitebildung im deutschen Bildungssystem“. Das Projekt besteht aus der Leiterin Prof. Dr. Johanna Mierendorff und den beiden Mitarbeitern Dr. Thilo Ernst und Marius Mader.

  2. Alle Personen- und Einrichtungsnamen wurden anonymisiert.

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Mader, M., Ernst, T. & Mierendorff, J. Modi der Besonderung als Distinktionspraxen im Elementarbereich. Z Erziehungswiss 17 (Suppl 3), 149–164 (2014). https://doi.org/10.1007/s11618-014-0527-0

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