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Kulturelle und künstlerische Aktivitäten Studierender

Ergebnisse einer Studierendenbefragung

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Zusammenfassung

Auf welchen Feldern und wie intensiv sind Studierende an den deutschen Hochschulen kulturell und künstlerisch aktiv? In welchem Zusammenhang stehen die Aktivitäten mit dem Studium? Welchen Einfluss auf die studentischen Aktivitäten haben Merkmale des Elternhauses? Um solche Fragen beantworten zu können, lagen bisher kaum Daten vor. Eine Befragung, die für den Bildungsbericht 2012, dessen Schwerpunkt die kulturelle Bildung war, durchgeführt wurde, ermöglicht nun ihre Beantwortung. Mit etwa zwei Dritteln ist der Anteil kulturell und/oder künstlerisch aktiver Studierender erstaunlich hoch. Dabei variiert die Aktivitätsquote zwar mit den Fachrichtungen und nach dem Geschlecht, kaum aber mit dem Abschluss oder der Studienphase. Mit dem Studium gibt ein Viertel der Studierenden vorherige Aktivitäten auf. Bemerkenswert hoch ist der Einfluss elterlicher kultureller Aktivitäten auf die der Studierenden. Dieses Merkmal erweist sich als wichtiger als ein akademischer Bildungshintergrund im Elternhaus. Das elterliche Vorbild beeinflusst auch die Sparte der Betätigung.

Abstract

What are the fields of cultural or artistic activities of higher education students in Germany? To what extent are they related to the studies? Do the parents have some influence on those cultural activities? Due to a lack of data, questions of this type could not be answered yet. Now this is possible based on a survey conducted for the national education report “Education in Germany 2012” whose specific thematic focus was arts education. A high share of nearly two thirds of all students report own cultural or arts acitvities. The rate of active students varies by field of studies and gender. Differences with respect to kind of degree or study period are rather low. While studying 25 % of students give up former cultural activities. Remarkably high is the effect of parental cultural activities that exceeds the impact of the parent’s level of education. The parent’s example also has an influence on the field of the student’s activities.

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Abb. 1

Notes

  1. Nach Metastudien halten diese Behauptungen, etwa die messbare Erhöhung mathematischer Kompetenzen durch musikalische Aktivitäten, einer empirischen Überprüfung nicht stand (vgl. Schumacher et al. 2006, 2009).

  2. So sind beispielsweise im 2. Jugendkulturbarometer nur 255 Studierende vertreten; das entspricht etwa 10 % der Stichprobe. Die MediKuS-Befragung (vgl. dazu Autorengruppe Bildungsberichterstattung 2012, S. 174) enthält 439 Studierende.

  3. So etwa bei der MediKuS-Auswertung für den Bildungsbericht 2012 (Autorengruppe Bildungsberichterstattung 2012, S. 167). Das Jugendkulturbarometer, das kulturelle Interessen und Aktivitäten von Jugendlichen zwischen 14 und 24 Jahren untersucht, widmet sich der Gruppe der Studierenden nicht explizit (vgl. Keuchel/Larue 2012, Keuchel 2009), nimmt aber teilweise auf die Gruppe der Gymnasiastinnen und Gymnasiasten Bezug und hat damit die Phase vor dem Studium im Blick.

  4. Die vollständige Itemliste enthält Tab. 1. Die Items wurden teilweise dem Jugendkulturbarometer entnommen.

  5. Dazu wurde den Befragten nach einer einleitenden Frage zu Freizeitaktivitäten ein zweispaltiges Design angeboten: „Gerade haben wir nach Ihren Freizeitaktivitäten gefragt. Nun soll es im engeren Sinne um Kunst und Kultur gehen. Es gibt eine große Vielfalt an künstlerischen und kulturellen Interessen und Betätigungen.

    Bitte teilen Sie uns mit,

    a) wie stark Sie sich für die genannten welche Bereiche interessieren (linke Spalte) und

    b) in welchem der Bereiche Sie derzeit aktiv tätig sind bzw. früher aktiv waren (rechte Spalte).“

    In der linken Spalte sollte das Interesse an jedem der 18 vorgegebenen Bereiche auf einer fünfstufigen Skala von 1 = gar nicht bis 5 = sehr stark angegeben werden. Ergänzend konnte eine offene Angabe gemacht werden, falls ein Bereich fehlt.

    In der rechten Spalte konnte angegeben werden, ob Befragte derzeit aktiv sind oder früher aktiv waren. Diese Angaben dienten als Filter für weitere Nachfragen zu den einzelnen Bereichen.

  6. Im Fragebogen wurde das so umgesetzt, dass zunächst eine allgemeine (Filter-)frage nach der Aktivität auf einem bestimmten künstlerischen oder kulturellen Gebiet gestellt wurde (vgl. Fußnote 6). Erst nach deren Bejahung wurden weitere Nachfragen gestellt, u. a. zur Art der Aktivität. Wenn Befragte hier ausschließlich Rezeption angaben, werden sie als aktive Rezipienten eingestuft.

  7. Bei den Studierenden im 2. Jugendkulturbarometer erreicht der Anteil der Aktiven mit 71 % einen etwas höheren Anteil (Sonderauswertung des 2. Jugendkulturbarometers). Bei MediKuS sind 73 % der Studierenden kulturell aktiv, wobei die angefragten kulturellen bzw. künstlerischen Tätigkeiten etwas weiter gefasst sind und beispielsweise „Basteln/Handarbeit“ oder „Textiles Gestalten“ umfassen, die bei nicht abgefragt wurden. Gegenüber einer älteren HIS-Untersuchung zum gesellschaftlichen Engagement Studierender (Fischer 2006), in der auch nach dem Engagement in Kunst und Kultur gefragt wurde, sind die aktuell ermittelten Aktivitätsquoten etwas höher. Damals gaben 56 % der Studierenden an, zumindest gelegentlich im kulturellen/künstlerischen Bereich aktiv zu sein. In der Erhebung wurden jedoch keine Sparten genannt; zudem war die Befragung stark auf den Aspekt des gesellschaftlichen Engagements ausgerichtet.

  8. Hier als „U-Musik“ (Pop, Elektro, Rock, Jazz usw.) zu verstehen.

  9. Bei den Aktivitäten sind sicherlich auch Kohortenunterschiede zu verzeichnen, die auf Änderungen in Angeboten und Moden zurückgehen und nicht zuletzt stark medial vermittelt werden. So zeigt der Vergleich der beiden Jugendkulturbarometer einen Anstieg des Interesses an Comedy und Reality-Shows, aber auch ein zunehmendes Interesse an bildender Kunst und Design, während das Interesse an Literatur zurückgegangen ist (Keuchel und Larue 2012, S. 187 f.).

  10. Von den Befragten im 2. Jugendkulturbarometer, die ein Gymnasium besuchen oder das Abitur bereits erworben haben, geben 60 % das Ausüben (mindestens) eines künstlerischen Hobbys an (Keuchel und Larue 2012, S. 99), nimmt man die kulturellen Schul-AG’s hinzu, steigt die Aktivitätsquote auf 70 %. Der relativ geringe Unterschied könnte darauf zurückzuführen sein, dass allgemein nach Aktivitäten vor Aufnahme des Studiums gefragt wurde, folgerichtig also auch schon sehr früh beendete Aktivitäten genannt wurden.

  11. Die Settings wurden nicht spartenspezifisch erfragt, es ist aber anzunehmen, dass in den beiden Bereichen Musikensembles oder Theatergruppen an der Hochschule eine Rolle spielen.

  12. Die Ergebnisse ähneln hier denen zum Zeitaufwand für das Studium: Die Studierenden in Bachelorstudiengängen wenden insgesamt nur wenig mehr Zeit für das Studium auf (vgl. Isserstedt et al. 2010, S. 316 ff.; Ramm et al. 2011, S. 88 ff.; Metzger 2010).

  13. Gleiches lässt sich feststellen, wenn nach zwei Altersgruppen unterschieden wird. Die unter 25-jährigen Studierenden sind etwas häufiger aktiv, wodurch sich die Aktivitätsquoten denen in MediKuS und Jugendkulturbarometer annähern, die nur diese Altersgruppe abdecken. Die Unterschiede zwischen den Altersgruppen sind jedoch allenfalls schwach signifikant.

  14. Tabellarisch hier nicht ausgewiesen.

  15. Auch mit Daten des Bildungspanels kann in Zukunft der Frage nachgegangen werden, welchen Einfluss kulturelles Kapital im Elternhaus auf Bildungsentscheidungen hat.

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Tab. 4 Förderung der kulturellen Bildung durch die Elterna und eigene kulturelle Aktivität der Studierendenb nach Bildungsherkunftc und künstlerisch/kultureller Aktivität der Eltern (logistische Regressionen, ausgewiesen sind die Odds Ratios). (Quelle: HISBUS Studierendenbefragung 2011)

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Kerst, C. Kulturelle und künstlerische Aktivitäten Studierender. Z Erziehungswiss 16 (Suppl 3), 181–198 (2013). https://doi.org/10.1007/s11618-013-0430-0

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