Zusammenfassung
Thema des Beitrags ist die spezifische, oft mit starker Gefühligkeit begleitete (hier an exemplarischen Beispielen vorgeführte) Art und Weise, wie seit Beginn des 20. Jahrhunderts eine beträchtliche Zahl junger Männer in ihrer Adoleszenz mit „jugendbewegt-bündischen“ Ideen und Lebensformen in Berührung kam und von diesen z. T. stark geprägt worden ist. Dabei standen sich gegenüber – Stichwort „Führen oder Wachsenlassen“ (Theodor Litt, Führen oder Wachsenlassen. Eine Erörterung des pädagogischen Grundproblems. Stuttgart: Teubner, 1927) – zum einen Forderungen nach der Entwicklung eines jugendlichen „Selbst“, zum anderen Strategien zum Einfügen des Heranwachsenden in bündische Gemeinschaften bzw. in die Gefolgschaft jugendbewegter Führer. In Form einer Art „Piraterie“ hat dann nach 1933 der Nationalsozialismus das Führerprinzip und das bündische Gemeinschaftsideal aufgegriffen, krass pervertiert und v. a. in seinen Ausbildungslagern zur Erzeugung einer opferbereiten Selbstaufgabe des Individuums eingesetzt.
Abstract
The topic of this paper is the specific way and manner in which a considerable number of young men since the start of the 20th century have been confronted in their adolescence with youth movement ideals and ways of life. These were often accompanied by strong sentiments and had a strong influence on them. In this, there was the contradiction—keyword “lead or let grow” (Theodor Litt, Führen oder Wachsenlassen. Eine Erörterung des pädagogischen Grundproblems. Stuttgart: Teubner, 1927)—between calls for the development of a young self and strategies for integration of youths into federations, indeed into subservience to youth movement leaders. In a type of “piracy”, the National Socialists took the leadership principle from the youth movement in a perverted form and especially used it in training camps in order to develop a willingness to self-sacrifice.
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Reulecke, J. Mannmännliche Gefühlswelt im jugendbewegten Jungmännerbund. Z Erziehungswiss 15 (Suppl 1), 65–79 (2012). https://doi.org/10.1007/s11618-012-0293-9
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DOI: https://doi.org/10.1007/s11618-012-0293-9
Schlüsselwörter
- Autoritätsverhältnisse im Kaiserreich
- Jugendbewegung vor und nach dem Ersten Weltkrieg (Beispiele bes. „Hoher Meißner 1913“, Pfadfindertum nach 1919)
- Männerbundideologie und Jungmännerbünde
- Führer und Gefolgschaft
- NS-Erziehung in Ausbildungslagern