Diese Publikation ist die Dissertationsschrift von Simone Pfeifer, in der die Frage im Fokus steht, „wie Senegales*innen verschiedenen Alters und Geschlechts in Berlin und Dakar translokale soziale Räume durch Medien gestalten und auf welche moralisch-religiösen Bezüge und Diskurse sie dabei zurückgreifen“ (S. 24). Dieser Frage geht die Autorin in einer medienethnographischen Studie nach. Dabei liegt einer der Schwerpunkte auf den „visuellen Formen der transnationalen Vernetzung“ (S. 24).

In einem ersten einleitenden Kapitel knüpft Simone Pfeifer an relevante, vor allem ethnographische und medienwissenschaftliche, Diskurse an, aber auch an das in der Kommunikationswissenschaft erforschte Feld der Medienpraktiken. Die medienethnographische Methode wird im zweiten Kapitel detailliert dargelegt: Für ihre Studie kombinierte Simone Pfeifer die Methoden der teilnehmenden Beobachtung in Berlin und Dakar sowie auf Facebook-Profilen mit Leitfadeninterviews, die sie mit Senegales*innen in Berlin und Dakar durchführte. Besonders interessant sind ihre ausführlichen Reflektionen zum Einsatz des Fotografierens während ihrer Feldforschung, die insbesondere für medienethnographische Wissenschaftler*innen und solche der visuellen Kommunikationsforschung aufschlussreich sind. Der Stellenwert des methodischen Vorgehens in dieser Qualifikationsschrift wird durch die etwas ungewöhnliche und prominente Platzierung des Methodenkapitels an zweiter Kapitelposition deutlich.

Simone Pfeifer beschreibt detailliert den Senegal und hier insbesondere die Hauptstadt Dakar. Die Ausführungen zur Geschichte des Senegals scheinen stellenweise etwas weit weg vom eigentlichen Thema zu sein, doch enthalten sie wichtige Informationen zum Kontext der Studie. Die weiteren Erläuterungen zur Medieninfrastruktur in Dakar und zur Relevanz familiärer Beziehungen im Senegal sind notwendig, um die späteren Forschungsergebnisse zu verstehen.

Ein weiteres Kapitel beschreibt unter Rückgriff auf das Forschungsfeld der Migrations- und Diasporaforschung Migrationsprozesse der Senegales*innen und den Bezug zu Medien. Dabei wird abschließend die Situation der Senegales*innen in Deutschland und insbesondere in Berlin beschrieben, wobei zuletzt das Sample der Interviewpartner*innen in Berlin erläutert wird – Ausführungen, die man eigentlich im Methodenkapitel erwartet hätte, die aber dann doch an dieser Stelle sinnvoll erscheinen, spitzen sie doch die Narration des Kapitels zu.

In den folgenden vier Kapiteln präsentiert Simone Pfeifer die Ergebnisse ihrer Analyse anhand von vier Themensträngen: So beschreibt die Autorin im fünften Kapitel „Hochzeiten als medialen Raum“, im sechsten Kapitel Geschwister- sowie im siebten Kapitel Freundschaftsbeziehungen, im achten Kapitel dann die Relevanz von Liebe und materieller Unterstützung in transnationalen Beziehungen. Medien und „soziale Medien“, insbesondere Facebook, sind dabei ein Querschnittsthema. Über sie werden die transkulturellen Beziehungen hergestellt und Ereignisse wie Hochzeiten medial geteilt, wie die Autorin anhand des Datenmaterials ihrer Studie argumentiert.

Im Verlauf der gesamten Arbeit, aber vor allem in diesen vier Ergebniskapiteln, präsentiert Simone Pfeifer viele Beispiele aus ihrem Datenmaterial. Dadurch bekommt der*die Leser*in einen sehr plastischen Eindruck vom Alltag und den Medienpraktiken der Senegales*innen in Dakar und Berlin. Eine weitere Abstraktion des Datenmaterials wäre stellenweise wünschenswert gewesen, gleichwohl liegt hier auch der Reiz des Buches, durch die umfassende Darstellung des Materials in die (medialen) Orte und Beziehungen „eintauchen“ zu können.

Abschließend betont die Autorin zum einen die Relevanz der Bilder in den durch die Senegales*innen in Berlin und Dakar hergestellten transkulturellen Kommunikationsprozessen, zum anderen die geschlechts- und generationsspezifische Medienaneignung in diesen Prozessen.

Als Kommunikationswissenschaftlerin habe ich stellenweise Bezüge zur deutschsprachigen kommunikationswissenschaftlichen Fachliteratur vermisst, die sich mit transkultureller Kommunikation und der Medienaneignung von Diasporagemeinschaften beschäftigt (u. a. die Dissertationen von Çiğdem Bozdağ und Laura Sūna). Scheint dieser Eindruck meiner fachlichen Verortung geschuldet zu sein und nicht zwingend als ein Defizit der Dissertation einer Ethnologin und Visuellen Anthropologin formuliert werden zu können, so hätte die Aufarbeitung von weiteren, thematisch relevanten theoretischen und empirischen Arbeiten aus der Kommunikationswissenschaft erkenntnisreich für die Analyse des medienethnographischen Materials dieser Qualifikationsschrift sein können. Diese Anmerkung bedeutet jedoch nicht, dass die Arbeit von Simone Pfeifer für die Kommunikationswissenschaft irrelevant wäre, im Gegenteil: Vor allem Kolleg*innen, die im Feld der transkulturellen und/oder visuellen Kommunikation forschen, sich für die Themen Migration und Medien sowie Medien in Afrika interessieren und/oder mit medienethnographischen Methoden arbeiten, sei die Lektüre dieses Buches empfohlen.