Skip to main content
Log in

Fernsehnachrichten in Deutschland und der Schweiz: Der Einfluss mediensystemischer Kontextfaktoren auf Nachrichteninhalte

Television news in Germany and Switzerland: The influence of contextual factors in the media system on news content

  • Aufsatz
  • Published:
Publizistik Aims and scope Submit manuscript

Zusammenfassung

Nachrichtensendungen sind die Basis für die Vermittlung aktueller und gesellschaftlich relevanter Berichterstattung im Fernsehen. Ausgehend vom Structure-Conduct-Performance-Ansatz untersucht der folgende Beitrag, ob durch den Vergleich zweier Länder (Deutschland und Schweiz) mit ähnlichen normativen Anforderungen und vergleichbaren Finanzierungssystemen für öffentlich-rechtliches Fernsehen, aber zum Teil anderen mediensystemischen Kontextfaktoren, systematische Unterschiede in der Struktur von Fernsehnachrichten identifiziert und beschrieben werden können. Für die empirische Analyse wird auf Daten der kontinuierlichen Fernsehprogrammforschung in der Schweiz und in Deutschland zurückgegriffen. Die Ergebnisse zeigen, dass eine andere internationale Verflechtung in geografischer, ökonomischer und politischer Hinsicht zu einem anderen journalistischen Blick auf das eigene Land und die internationale Nachrichtenlage führt, während normativ-rechtliche Ähnlichkeiten einen weniger starken Einfluss auf die Inhalte ausüben.

Abstract

News can be seen as substantial in displaying current and socially relevant events in television coverage. Against the background of the structure-conduct-performance-approach, this paper compares the television news coverage of two countries, Germany and Switzerland, considering their similar normative requirements and comparable funding systems for public service broadcasters, as well as differing factors regarding their respective media systems. We argue that similarities and differences on the structural level mirror similarities and differences in structure and content of television news. The empirical analysis is based on the continuous television programming research that has simultaneously been conducted in both countries for more than five years. The study shows that differences in geographical, economical and political factors lead to different structural and thematic prioritization while similar normative requirements influence television news content less strongly.

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this article

Price excludes VAT (USA)
Tax calculation will be finalised during checkout.

Instant access to the full article PDF.

Abb. 1
Abb. 2
Abb. 3

Notes

  1. Der Lesbarkeit halber wird im Folgenden auch die Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft als öffentlich-rechtlicher Rundfunk bezeichnet, obwohl es sich um einen Verein mit Leistungsauftrag handelt.

  2. Es können weitere komparatistische Herangehensweisen unterschieden werden, die die „starren und statischen Sichtweisen“ des Konkordanz- bzw. Differenzansatzes ausgleichen, indem sie Veränderungs- und Anpassungsprozesse von Mediensystemen einbeziehen (Diffusions-, Dependenz-, Temporanz- und Performanzansatz) (vgl. Kleinsteuber 2009, S. 27–28).

  3. Es kann von der Bevölkerungszahl nicht direkt auf die Zahl der Personen geschlossen werden, die die untersuchten Fernsehprogramme technisch empfangen bzw. nutzen können. Für einen ungefähren Größenvergleich des Nutzerpotenzials können die Bevölkerungszahlen jedoch herangezogen werden.

  4. Puppis zeigt, dass die Marktanteile ausländischer Fernsehsender in allen Sprachregionen der Schweiz Werte zwischen 60 und 70 % erreichen (vgl. Puppis 2007, S. 110, 310).

  5. Wir sprechen hier von Hypothesen, um den gewohnten Lesefluss nicht zu irritieren, doch ist das Erhebungsdesign der inhaltsanalytischen Daten der Primäranalyse nicht für inferenzstatistische Signifikanztests geeignet. Überdies würden die hohen Fallzahlen (mehrere 1000 Beiträge mit sekundengenauer Fallgewichtung) alle Gruppenunterschiede zwischen Programmen, Programmgruppen und Ländern signifikant erscheinen lassen. Die Analyse der Programme im Format zusammenhängender Programmstunden und -tage ist deshalb deskriptiv, d. h. auf die Beschreibung und den Vergleich struktureller Unterschiede der Themenanteile und Politikfelder ausgerichtet. Erwartungen über diese Strukturen lassen sich vor dem Hintergrund der normativen Leistungsanforderungen dennoch ableiten und zumindest empirisch belasten.

  6. 2014/2015 wurde der Erhebungsrhythmus umgestellt: Nun werden alle zwei Jahre zwei Stichproben pro Jahr untersucht.

  7. In der Schweiz sendet das deutschsprachige Programm SRF 2 seit der Herbststichprobe 2012 gar keine Nachrichten; die zweiten Programme von RTS und RSI senden jeweils geringere Nachrichtenanteile als die ersten Programme, so dass die Analyse auf die ersten Programme beschränkt wurde.

  8. Die Werte beziehen sich auf die vollständige Übereinstimmung zwischen den Codierern und geben den Prozentanteil der Untersuchungseinheiten an, bei denen alle am Test beteiligten Codierer dasselbe codiert haben. Andere Testverfahren wurden in der Primäranalyse, auf die hier zurückgegriffen wird, nicht gerechnet.

  9. In der vorliegenden Analyse ist damit der 24-Stunden-Tag inkl. (Sendungs-)Wiederholungen gemeint. Dieses Vorgehen entspricht dem Blick der Rezipienten. Es fragt nach der Wahrscheinlichkeit, auf ein bestimmtes Format innerhalb eines durchschnittlichen 24-Stunden-Sendetags zu treffen.

  10. Mit 3 + existiert zwar ein schweizweit ausgestrahltes kommerzielles Programm. Da dessen Angebot schwerpunktmäßig aus (fiktionaler und non-fiktionaler) Unterhaltung besteht, stehen die öffentlich-rechtlichen Programme der SRG bei Nachrichten – zumindest auf nationaler Ebene – ohne Konkurrenz da.

Literatur

  • Aalberg, T., Van Aelst, P., & Curran, J. (2010). Media systems and the political information environment: A cross-national comparison. The International Journal of Press/Politics, 15(3), 255–271.

    Article  Google Scholar 

  • ALM – die Medienanstalten. (2015). Programmbericht 2014. Fernsehen in Deutschland. Programmforschung und Programmdiskurs. Berlin: Vistas.

    Google Scholar 

  • Arnold, K. (2008). Qualität im Journalismus – ein integratives Konzept. Publizistik, 53, 488–508.

  • Arnold, K. (2013). Qualität im Journalismus. In K. Meier & C. Neuberger (Hrsg.), Journalismusforschung. Stand und Perspektiven (S. 77–88). Baden-Baden: Nomos.

    Google Scholar 

  • Baeva, G. (2013). Der Leistungsauftrag der konzessionierten privaten Fernsehveranstalter in der Schweiz. In S. Kolb, G. Baeva, & B. Schwotzer (Hrsg.), Gebühren gleich Qualität? Inhaltsanalyse der Schweizer Regionalfernsehprogramme (S. 7–19). Zürich: Rüegger.

    Google Scholar 

  • Bauer, M., Hanitzsch, T., & Vu, A. N. (2009). Living with Next-Door Giant Neighbours: Foreign News on Swiss Television. Unveröffentlichtes Paper, präsentiert an der Konferenz Foreign TV News Around the World, 26.–27.06.2009, National Taiwan University, Taipei.

  • Beier, A., Trebbe, J., & Wagner, M. (2015). Fernsehprogrammanalyse der Medienanstalten. Stichprobenbericht Herbst 2014. Potsdam. http://www.die-medienanstalten.de/themen/fernsehen/tv-programmforschung.html. Zugegriffen: 24. März 2015.

  • Beitragsservice (ARD ZDF Deutschlandradio). (2014). Geschäftsbericht 2013. http://www.rundfunkbeitrag.de/service/geschaeftsbericht_2013. Zugegriffen: 5. Dez. 2014.

  • Blum, R. (2014). Lautsprecher und Widersprecher. Ein Ansatz zum Vergleich der Mediensysteme. Köln: Halem.

    Google Scholar 

  • Bonfadelli, H., & Meier, W. A. (1994). Kleinstaatliche Strukturprobleme einer europäischen Medienlandschaft. Das Beispiel Schweiz. In O. Jarren (Hrsg.), Medienwandel – Gesellschaftswandel? 10 Jahre dualer Rundfunk in Deutschland. Eine Bilanz (S. 69–90). Berlin: Vistas.

    Google Scholar 

  • Brosius, H. B. (1998). Politikvermittlung durch Fernsehen. Inhalte und Rezeption von Fernsehnachrichten. In W. Klingler, G. Roters, & O. Zöllner (Hrsg.), Fernsehforschung in Deutschland. Themen – Akteure – Methoden (S. 283–302). Baden-Baden: Nomos.

    Google Scholar 

  • Bruns, T., & Marcinkowski, F. (1997). Politische Information im Fernsehen. Eine Längsschnittstudie zur Veränderung der Politikvermittlung in Nachrichten und politischen Informationssendungen. Opladen: Leske + Budrich.

    Google Scholar 

  • Bundesamt für Kommunikation (BAKOM) (2014). Verwendung der Empfangsgebühr. http://www.bakom.admin.ch/empfangsgebuehren/03772/?lang=En-US. Zugegriffen: 5. Dez. 2014.

  • Bundesamt für Statistik (BfS). (2014). Bevölkerung – Die wichtigsten Zahlen Jahr 2013. http://www.bfs. admin.ch/bfs/portal/de/index/themen/01/01/key.html. Zugegriffen: 5. Dez. 2014.

  • Bundesversammlung der Schweizerischen Eidgenossenschaft. (2010). Bundesgesetz vom 24. März 2006 über Radio und Fernsehen (RTVG) (Stand am 1. Februar 2010). http://www.admin.ch/ch/d/sr/7/784.40.de.pdf. Zugegriffen: 23. Sept. 2013.

  • Cohen, A. A. (Hrsg.). (2013). Foreign News on Television. Where in the World is the Global Village? New York: Peter Lang.

    Google Scholar 

  • De Swert, K., Belo, A., Kamhawi, R., Lo, V. H., Mujica, C., & Porath, W. (2013). Topics in Foreign and Domestic Television News. In A. A. Cohen (Hrsg.), Foreign news on television. Where in the world is the global village? (S. 41–62). New York: Peter Lang.

    Google Scholar 

  • Eberwein, T. (2011). Germany: Model without value? In T. Eberwein, S. Fengler, L. Epp, & T. Leppik-Bork (Hrsg.), Mapping media accountability: in Europe and beyond (S. 77–89). Köln: Halem.

    Google Scholar 

  • Fiechtner, S., Gertsch, F., & Trebbe, J. (2014). Kontinuierliche Fernsehprogrammforschung in der Schweiz: Die Programme der SRG SSR. Stichprobenbericht Herbst 2013. http://www.bakom.admin.ch/themen/radio_tv/01153/01156/04513/index.html?lang=En-US&download=NHzLpZeg7t,lnp6I0NTU042l2Z6ln1acy4Zn4Z2qZpnO2Yuq2Z6gpJCDfIF2gmym162epYbg2c_JjKbNoKSn6A. Zugegriffen: 12. Dez. 2014.

  • Haas, H., & Wallner, C. (2008). Transnational vergleichende Mediensystemforschung: Das erweiterte SCP-Modell und seine Anwendung. In G. Melischek, J. Seethaler, & J. Wilke (Hrsg.), Medien und Kommunikationsforschung im Vergleich. Grundlagen, Gegenstandsbereiche, Verfahrensweisen (S. 83–98). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

    Chapter  Google Scholar 

  • Hallin, D. C., & Mancini, P. (2004). Comparing Media Systems. Three Models of Media and Politics. Cambridge: Cambridge University Press.

    Book  Google Scholar 

  • Hanitzsch, T., & Seethaler, J. (2009). Journalismuswelten. Ein Vergleich von Journalismuskulturen in 17 Ländern. Medien und Kommunikationswissenschaft, 57(4), 464–483.

    Article  Google Scholar 

  • Kleinsteuber, H. J. (2009). Mediensysteme in vergleichender Perspektive. Zur Anwendung komparativer Ansätze in der Medienwissenschaft. In H. Haas & O. Jarren (Hrsg.), Mediensysteme im Wandel. Struktur, Organisation und Funktion der Massenmedien (S. 24–45). Wien: Braumüller.

    Google Scholar 

  • Kolb, S. (2015). Vielfalt im Fernsehen. Eine komparative Studie zur Entwicklung von TV-Märkten in Westeuropa. Konstanz: UVK.

    Google Scholar 

  • Kolb, S., & Schwotzer, B. (Hrsg.). (2011). Die Regionalfernsehsender in der Schweiz. Bestandsaufnahme und Struktur der Programme mit Leistungsauftrag. Glarus: Rüegger.

    Google Scholar 

  • Köster, J., & Wolling, J. (2006). Nachrichtenqualität im internationalen Vergleich. Operationalisierungen und Ergebnisse. In S. Weischenberg, W. Loosen, & M. Beuthner (Hrsg.), Medien-Qualitäten. Öffentliche Kommunikation zwischen ökonomischem Kalkül und Sozialverantwortung (S. 75–94). Konstanz: UVK.

    Google Scholar 

  • Krüger, M. (2015). InfoMonitor 2014: Internationale Themen dominieren die aktuelle Berichterstattung. Fernsehnachrichten bei ARD, ZDF, RTL und Sat.1. Media Perspektiven, (2/2015), 75–104.

  • Künzler, M. (2013). Mediensystem Schweiz. Konstanz: UVK.

    Google Scholar 

  • Maurer, T. (2005). Fernsehnachrichten und Nachrichtenqualität. Eine Längsschnittstudie zur Nachrichtenentwicklung in Deutschland. München: R. Fischer.

    Google Scholar 

  • Maurer, T. (2007). Das Nachrichtenangebot deutscher Fernsehvollprogramme im Tagesverlauf. In ALM- die Medienanstalten (Hrsg.), Fernsehen in Deutschland 2006. Programmforschung und Programmdiskurs (S. 60–81). Berlin: Vistas.

    Google Scholar 

  • McQuail, D. (1992). Media performance. Mass communication and the public interest. London: Sage.

    Google Scholar 

  • McQuail, D. (2010). McQuail’s mass communication theory. Los Angeles: Sage.

    Google Scholar 

  • Puppis, M. (2007). Einführung in die Medienpolitik. Konstanz: UVK.

    Google Scholar 

  • Puppis, M. (2009). Media regulation in small states. The International Communication Gazette, 71(1–2), 7–17.

    Article  Google Scholar 

  • RStV – Rundfunkstaatsvertrag (2013). vom 31.08.1991, in der Fassung des Fünfzehnten Staatsvertrages zur Änderung rundfunkrechtlicher Staatsverträge vom 15./21. Dezember 2010, in Kraft getreten am 01.01.2013.

  • Schweizerischer Bundesrat (2007). Konzession für die SRG SSR idée suisse (Konzession SRG) vom 28. November 2007 (Stand: 1. Juni 2013). http://www.bakom.admin.ch/themen/radio_tv/marktuebersicht/ssr_srg/04634/index.html?lang=En-US&download=NHzLpZeg7t, lnp6I0NTU042l2Z6ln1acy4Zn4Z2qZpnO2Yuq2Z6gpJCDfHt2gWym162epYbg2c_JjKbNoKSn6A. Zugegriffen: 12. Dez. 2014.

  • Statistisches Bundesamt (DESTATIS). (2014). Bevölkerung auf Grundlage des Zensus 2011. https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesellschaftStaat/Bevoelkerung/Bevoelkerungsstand/Tabellen/Zensus_Geschlecht_Staatsangehoerigkeit.html;jsessionid=600E7BBDBE3B0AAF94B0CC1AF60EB4E2.cae1. Zugegriffen: 11. Dez. 2014.

  • Trebbe, J. (1996). Der Beitrag privater Lokalradio- und Lokalfernsehprogramme zur publizistischen Vielfalt. Eine Pilotstudie am bayerischen Senderstandort Augsburg. Dissertation, Berlin: Freie Universität.

    Google Scholar 

  • Vatter, A. (2014). Das politische System der Schweiz. Baden-Baden: Nomos.

    Google Scholar 

  • Vehlow, B. (2006). Qualität von Spätnachrichten-Sendungen. München: Fischer.

    Google Scholar 

  • Weiß, H. J., & Trebbe, J. (1994). Öffentliche Streitfragen in privaten Fernsehprogrammen. Zur Informationsleistung von RTL, SAT1 und PRO7. Opladen: Leske + Budrich.

    Book  Google Scholar 

  • Weiß, H. J., Beier, A., & Wagner, M. (2015). Konzeption, Methode und Basisdaten der ALM-Studie 2013/2014. In ALM- die Medienanstalten (Hrsg.), Programmbericht 2014. Fernsehen in Deutschland. Programmforschung und Programmdiskurs (S. 221–273). Berlin: Vistas.

    Google Scholar 

  • Wyss, V., & Keel, G. (2010). Schweizer Journalismuskulturen im sprachregionalen Vergleich: Eine quantitative Längsschnittanalyse zu Strukturmerkmalen und Einstellungen. In A. Hepp, M. Höhn, & J. Wimmer (Hrsg.), Medienkultur im Wandel (S. 245–260). Konstanz: UVK.

    Google Scholar 

Download references

Author information

Authors and Affiliations

Authors

Corresponding author

Correspondence to Janine Greyer M.A..

Rights and permissions

Reprints and permissions

About this article

Check for updates. Verify currency and authenticity via CrossMark

Cite this article

Greyer, J., Fehr, A., Fiechtner, S. et al. Fernsehnachrichten in Deutschland und der Schweiz: Der Einfluss mediensystemischer Kontextfaktoren auf Nachrichteninhalte. Publizistik 60, 423–442 (2015). https://doi.org/10.1007/s11616-015-0245-5

Download citation

  • Published:

  • Issue Date:

  • DOI: https://doi.org/10.1007/s11616-015-0245-5

Schlüsselwörter

Keywords

Navigation