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Frames und Positionen zur EU-Osterweiterung

Eine Argument- und Framing-Analyse ausgewählter EU-Beitritte

Frames and positions concerning the Eastward enlargement of the EU.

An argument and framing analysis of selected accessions to the European Union

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Zusammenfassung

Während der Framing-Ansatz auf die Darstellung von Medieninhalten abhebt, betont der News-Bias-Ansatz die evaluativen Aspekte der Berichterstattung. Beide Theorien der Nachrichtenstrukturierung lassen sich deshalb miteinander verknüpfen. Davon ausgehend wurde eine detaillierte Argumentanalyse der beiden Qualitätszeitungen Die Welt und Frankfurter Rundschau, die sich an den entgegengesetzten Rändern des politischen Spektrums der deutschen Qualitätszeitungen befinden, durchgeführt. Entgegen bisherigen Ergebnissen der News-Bias- und Framing-Forschung lässt sich anhand der EU-Beitritte von Polen und Tschechien bzw. von Rumänien und Bulgarien belegen, dass die beiden untersuchten Blätter – neben der gemeinsamen starken Dominanz von Wirtschaftsfragen – nicht nur unterschiedliche Deutungsrahmen verwenden, sondern sie auf der Bewertungsebene auch entsprechend der redaktionellen Linie verstärken. Zudem zeigt die Gegenüberstellung der beiden Beitrittszeitpunkte, dass Deutungsrahmen sowie deren Advokaten im Zeitverlauf veränderlich sind.

Abstract

While framing theory is concerned with the way media content is presented, news bias theory concentrates on the evaluative aspect. The study integrates both approaches of news structuring. A detailed argument analysis of two German quality newspapers, Die Welt and Frankfurter Rundschau, representative for two opposite editorial viewpoints, was conducted to test the assumptions of both theories. The examination of news coverage related to the accession of Poland, Czech Republic, Bulgaria and Romania to the EU contradicts previous results of framing and news bias research. Apart from finding a pronounced focus on economical topics in both newspapers, they clearly differ in their frames of reference and political positions on the issues, staying in line with their editorial orientation. A comparison of the different accession times reveals a change in the frames of reference and the advocates of these frames.

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Abb. 1
Abb. 2

Notes

  1. http://www.aillyacum.de/Dt/Wahlen-Deutschland/Umfragen/Links-Frust.html (Abruf: 20. Juli 2007) und http://www.bankenverband.de/pic/artikelpic/112006/20061117_Umfrage_Europa.pdf (Abruf: 9. August 2007).

  2. Als Grund für Konsensorientierung wird der primär konsensuale Charakter der Entscheidungsfindung auf europäischer Ebene genannt (vgl. Hix/Lord 1997: 18). Die konfliktorientierte Perspektive dagegen wird damit begründet, dass die fortschreitende Zuständigkeitserweiterung und die institutionelle Fortentwicklung der EU mehr Konfliktpotential bieten und deshalb von einer Ausdifferenzierung der Parteien hinsichtlich europapolitischer Standpunkte ausgegangen werden kann (vgl. Maurer 1998: 348).

  3. Kepplinger et al. (1991) testeten die Theorie auch aus wirkungszentrierter Perspektive, worum es an dieser Stelle nicht gehen soll.

  4. Eine makrotheoretische Anbindung soll hier nicht vorgenommen werden. Sie müsste prüfen, ob und inwieweit die Berichterstattung über die EU-Beitritte z. B. auf politische Aktivitäten der Bundesregierung oder PR-Kampagnen der Beitrittsländer zurückgeht, die durch die Medien nur „vermittelt“ sind. Diese Vermutung ließe sich nur mit Input-Output-Analysen empirisch prüfen.

  5. Beispiel für ein Idee-Element: „Kanzler Schröder sagt, Deutschland habe durch Polens EU-Beitritt Standortvorteile.“ Für den Beitritt sprechen also die Standortvorteile. Dies ist eine Begründung für den EU-Beitritt Polens, womit gleichzeitig eine positive Tendenz zum EU-Beitritt Polens nahegelegt wird.

  6. Demnach berichtet die FR negativer über die USA (ca. −1) als über Nicaragua (ca. −0,3), während die Welt negativer über Nicaragua (ca. −1,1) berichtet als über die USA (ca. −0,3).

  7. Diese Perspektive ist anschlussfähig an die Theorie der Instrumentellen Aktualisierung, die eine Theorie publizistischer Konflikte darstellt.

  8. Die Analyse der Themenbereiche, Einzelthemen und Positionen beruhte auf dem Euromanifesto Coding Scheme (EMCS), das als MZES Working Paper 64, Mannheim 2003 unter http://www.mzes.uni-mannheim.de/publications/wp/wp-64.pdf (Abruf: 12.07.2007) abrufbar ist.

  9. Dies impliziert zumindest teilweise einen Einfluss der Politik auf die Medien. Damit schließe ich aber nicht aus, dass die Beziehungen zwischen Politik und Medien auch anders geartet sein können (vgl. Schulz 1997).

  10. Die Suchabfrage erfolgte mit der WISO-Datenbank auf http://www.wiso-net.de/r_presse/presse.ein?WID=51742-7140467-21224_3 (Abruf: 9. Mai 2007): 1. Beitrittszeitraum „((EU und Beitritt) oder (EU und Osterweiterung) oder (Europäische Union)) und (Polen/f50 oder Tschechien/f50 oder Tschechische Republik/f50)“; 2. Beitrittszeitraum „((EU und Beitritt) oder (EU und Osterweiterung)) und (Rumänien/f50 oder Bulgarien/f50 not Türkei)“.

  11. Für die Unterstützung bei der Codierung danke ich Katja Hedderoth, Katrin Hesse, Diana Heymann, Judith Kämpfer, Christin Lüttger, Stefanie Rödiger, Anke Schulze, Diana Schumann und Denise Urbach.

  12. Das Codebuch kann bei der Verfasserin dieses Beitrags angefordert werden.

  13. 1957 wurde die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) durch die Unterzeichnung der römischen Verträge gegründet.

  14. Siehe Fortschrittsberichte der EU zu den einzelnen Beitrittskandidaten.

  15. http://ec.europa.eu/enlargement/enlargement_process/accession_process/criteria/index_de.htm (Abruf: 22.01.2008).

  16. Ausprägung ‚Deutschland‘: Welt (23,4%), FR (15,3%); Ausprägung ‚Neue Beitrittsländer‘: Welt (56,1%), FR (62,5%) → Chi2-Test Welt vs. FR: Chi2 =13,89; p < 0.01, df = 4, 0 Zellen (0,0%) < 5.

  17. http://www.bpb.de/popup/popup_druckversion.html?guid=0GDP6Y (Abruf: 15.01.2008).

  18. Chi2-Test für die Welt: Regierungsverantwortung im Vergleich 1. Beitrittszeitpunkt vs. 2. Beitrittszeitpunkt: Chi2-Test = 30,48; p < 0.001, df = 1, 0 Zellen (0,0%) < 5.

  19. Folgendes Beispiel soll dies verdeutlichen: Wenn Kanzler Schröder sagt, Deutschland habe durch Polens EU-Beitritt Standortvorteile, bezieht sich die Tendenz in dieser Untersuchung explizit auf die Perspektive ‚Deutschland‘, wird aber implizit auch mit Schröder als linkem Urheber der Argumenttendenz sowie mit einem wirtschaftlichen Problemaspekt verknüpft.

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Engelmann, I. Frames und Positionen zur EU-Osterweiterung. Pub 54, 82–102 (2009). https://doi.org/10.1007/s11616-009-0021-5

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