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Die »Jungtürken« der Kommunikationswissenschaft

Eine Kollektivbiographie

»Young Turks« of communication science

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Abstract

This article presumes that the identity of an academic discipline is defined by the people pursuing it, and thus at least indirectly by the societal and individual experiences these people were shaped by. Biographical interviews present a portrait of a generation of professors who greatly influenced the field of communication science in the German-speaking countries during the last four decades. This generation of the so-called »Young Turks« was born between 1929 and 1940, experienced the chaos of the 2nd World War as children or adolescents and studied German Publizistik-or Zeitungswissenschaft in the 1950s or 60s to become professional journalists. These professors experienced the low reputation of their field both in the media world and in the university. This explains the importance of this generation’s wish for legitimacy of their field, and is a key to understanding the opening of the discipline to media practice (key-word: journalism programs) and its turn into an empirical social science discipline. It was predominantly the empirical (communication) research that promised a gain in reputation. The »Young Turks« found the appropriate empirical research in the field’s literature published in the United States, as well as in neighbouring social science disciplines, in economics and partly in the new founders of the discipline.

Zusammenfassungen

Der Beitrag geht davon aus, dass die Identität einer akademischen Disziplin von den Personen definiert wird, die diese Disziplin betreiben, und damit zumindest mittelbar auch von der gesellschaftlichen Situation und von den Erlebnissen, durch die diese Personen geprägt wurden. Mit Hilfe von biographischen Interviews wird das Porträt einer Professorengeneration gezeichnet, die die Kommunikationswissenschaft im deutschsprachigen Raum in den vergangenen vier Jahrzehnten bestimmt hat. Die ≫Jungtürken≪ sind zwischen 1929 und 1940 geboren, haben den Krieg und das Chaos als Kinder oder Jugendliche erlebt und in den 1950er und 1960er Jahren Publizistik- oder Zeitungswissenschaft studiert, um Journalist zu werden. Zentrale Erfahrung war dabei das geringe Ansehen des eigenen Fachs sowohl in der Praxis als auch innerhalb der Universität. Dies erklärt die Bedeutung, die der Wunsch nach Legitimation für diese Generation hatte,und ist ein Schlüssel, um die Öffnung des Fachs gegenüber der Medienpraxis (Stichwort Journalistikstudiengänge) und die ≫sozialwissenschaftliche Wende≪ zu verstehen. Vor allem die empirische (Kommunikations-)Forschung, auf die die ≫Jungtürken≪ in der Fachliteratur aus den USA, in den sozialwissenschaftlichen Nachbardisziplinen, in den Wirtschaftswissenschaften und teilweise auch bei den Neugründern des Faches gestoßen sind, versprach den erhofften Reputationsgewinn.

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Dr. Michael Meyen ist Professor für allgemeine und systematische Kommunikationswissenschaft am Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung der Ludwig-Maximilians-Universität München. Die Interviews, auf die sich dieser Beitrag stützt, hat er gemeinsam mit Maria Löblich geführt, der außerdem für zahlreiche Diskussionen zum Thema gedankt sei.

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Meyen, M. Die »Jungtürken« der Kommunikationswissenschaft. Pub 52, 308–328 (2007). https://doi.org/10.1007/s11616-007-0169-9

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