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„Ausschließlich zahlenorientiert, ausschließlich an Erträgen orientiert“. Vermarktlichung als Organisationsprinzip und Anerkennungsproblem

“Data only, profit only”. Marketization as a principle of organizing and as a problem of recognition

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Österreichische Zeitschrift für Soziologie Aims and scope Submit manuscript

Zusammenfassung

Der Beitrag greift die breit diskutierte Frage nach den Folgen der Vermarktlichung von Organisationen für ihre Mitglieder auf und erweitert die Diskussion um das Konzept gesellschaftlicher Anerkennungsverhältnisse. Damit soll die Debatte um eine Perspektive erweitert werden, welche die Bedeutung des Strebens nach Anerkennung für die Mobilisierung umfassender Folgebereitschaften sichtbar macht. In einer Fallstudie wird gezeigt, dass die befragten Hochqualifizierten in ihrem ambivalenten Streben nach Anerkennung sich selbst sowohl in einer Bewunderungs-als auch in einer Würdigungsfalle festsetzen. Infolge des scheiternden Strebens nach Anerkennung tritt an die Stelle des Produzentenstolzes das inhaltsleere Pflichtethos der Sekundärtugenden. So gesehen ist die „Ökonomisierung von Subjektivität“ nicht allein Ausdruck harter struktureller Zwänge oder Folge einer Semantik, in der der Markt als „anethische Institution“ (Weber) schlechthin vorgestellt wird. In ihr drücken sich auch die paradoxen Effekte scheiternder Kämpfe um Anerkennung aus.

Abstract

The paper discusses the marketization of organizations and focuses on its consequences for organization members. It broadens the current debate of the issue by adding the dimension of social recognition. Indeed, the pursuit of recognition mobilises highly qualified knowledge workers’ comprehensive commitment in specific ways. Based on a case study the paper shows how the interviewed managers pursue recognition in ambiguous ways, and that this pursuit leads them into a dual trap of both admiration and appreciation. Only as a result of the pursuit of recognition failing on both sides, a person’s pride in their craft is replaced by a hollow ethos of duty. In this perspective the “marketization of subjectivity” is not merely a mirror image of structural constraints, nor an outcome of semantics that conceptualizes the market sphere as an “anethic institution” (Weber).

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Wagner, G. „Ausschließlich zahlenorientiert, ausschließlich an Erträgen orientiert“. Vermarktlichung als Organisationsprinzip und Anerkennungsproblem. ÖZS 33, 20–42 (2008). https://doi.org/10.1007/s11614-008-0028-6

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