Zusammenfassung
Das Ziel der vorliegenden Untersuchung lag darin, für zukünftige Maßnahmen betrieblicher Gesundheitsförderung für GymnasiallehrerInnen gesundheitsrelevante berufliche Belastungen und Ressourcen zu erheben. Mittels postalischer Befragung (Rücklaufquote 55%) wurden Indikatoren für berufliche Belastungen, Ressourcen, Indikatoren der beruflichen Befindlichkeit (Selbstwirksamkeitswahrnehmung und Berufszufriedenheit) sowie subjektive Gesundheitsindikatoren (GHQ-12, somatische Beschwerden und zwei Globaleinschätzungen des Gesundheitszustandes) erhoben. Die Ergebnisse zeigen im Vergleich zu anderen Bevölkerungsgruppen eine deutlich und signifikant schlechtere subjektive Gesundheitsbewertung bei LehrerInnen. Gemäß den Untersuchungsannahmen kann der subjektive Gesundheitszustand zu einem hohen Anteil durch berufliche Belastungen, Ressourcen und berufliche Befindlichkeit erklärt werden (zwischen 13 und 29% erklärte Varianz). Bei jenen Arbeitsfaktoren, für welche die stärksten gesundheitsrelevanten Einflüsse festgestellt wurden, handelt es sich jedoch nicht in erster Linie um solche, welche als stärkste Belastungen bzw. schwächste Ressourcen wahrgenommen werden. Es zeigt sich somit, dass aus der wahrgenommenen Stärke von Belastungs-bzw. Ressourcendimensionen nur bedingt auf deren Gesundheitsrelevanz geschlossen werden kann. Maßnahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung werden in der Regel auf der Basis von Ist-Analysen konzipiert. Wenn sich die Maßnahmen lediglich auf jene Belastungs-und Ressourcenfaktoren konzentrieren, die von den Betroffenen als vordringlich genannt werden, besteht die Gefahr, dass besonders gesundheitsrelevante Aspekte vernachlässigt werden. Im Rahmen der Ist-Analyse der betrieblichen Gesundheitsförderung sollte daher die Assoziation von Belastungen und Ressourcen mit Gesundheitsindikatoren in stärkerem Ausmaß erfasst werden.
Abstract
For future actions in workplace health promotion programs for teachers in secondary school, specific (health-related) work strain and resources should be examined. By means of a mail survey (return rate 55%) indicators of work strain, work-related resources, work-related wellbeing (self efficacy and job satisfaction) and indicators of subjective health state (GHQ-12, somatic symptom list and two global ratings of the state of health) were collected. Results show, that compared to other populations significant poorer health ratings for teachers are observed. According to the main presumption, the individual state of health is explainable to a great extent by work strain, resources and work related wellbeing (explained variance between 13 and 29%). The results show however, that the association between the perceived strength of several dimensions of work strain and resources at the one hand and subjective health state on the other hand is limited. Usually, actions in workplace health promotion are based on an empirical investigation concerning the working conditions. Actions that only focus on dimensions of work strain (or lacking resources) which are most emphasised by the employees may risk mischief, as other — more outstanding health related — aspects are possibly neglected. Foregoing investigations prior to workplace health promotions should therefore put more emphasise on the association of work strain, resources and indicators of health.
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Additional information
Auftraggeber der Untersuchung waren die Versicherungsanstalt der öffentlich bediensteten (BVA) in Kooperation mit der OÖ Gebietskrankenkasse. Die Untersuchung wurde unter der Leitung der AutorInnen im Rahmen eines Forschungspraktikums des Soziologiestudiums durchgeführt.
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Gerich, J., Sebinger, S. Aspekte der Gesundheitsförderung für LehrerInnen. ÖZS 32, 71–92 (2007). https://doi.org/10.1007/s11614-007-0021-5
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DOI: https://doi.org/10.1007/s11614-007-0021-5