Zusammenfassung
Die aktuelle Entwicklung des Sozialen Sektors ist von einer Transformation grundlegender Rahmenbedingungen gekennzeichnet, die sich u. a. in einem zunehmenden Kostendruck, einer Aufwertung des ehrenamtlichen Engagements und einem Strukturwandel des Ehrenamtes ausdrückt. Im Rahmen der Arbeit wird die Frage aufgeworfen, welche Muster der wechselseitigen Wahrnehmung hauptamtlich und ehrenamtlich tätige Personen in einem solchen Kontext ausbilden. Am Beispiel der österreichischen Bewährungshilfe wird das soziale Klima zwischen hauptamtlichen und ehrenamtlichen Kräften untersucht.
Im Ergebnis ist festzuhalten, dass die genannten Veränderungen nicht zwangsläufig ein konflikthaftes Verhältnis zwischen beruflichen und nicht-beruflichen Helfern mit sich bringen. Obgleich sich die Aufgaben hauptamtlicher und ehrenamtlicher Bewährungshelfer teilweise überschneiden, nehmen sie sich gegenseitig eher als Ergänzung und Bereicherung und nicht als Konkurrenz wahr. Als Hintergrundfaktor der kooperativen Orientierung konnte der Vorrat an eigenen Akzeptanz-und Statuserfahrungen identifiziert werden. Gelingende soziale Kontakte zwischen den Betreuergruppen im Sinne eines wertschätzenden Umgangs miteinander immunisieren gegen wechselseitige Vorbehalte und bringen positive Meinungsbilder hervor.
Abstract
The current development of the social sector is marked by a transformation of basic conditions, which is expressed in terms of an increasing cost pressure and an enhancement of status and a structural change of voluntary work. This paper addresses the question which patterns of mutual perception professional and voluntary social workers develop under such circumstances. Considering the Austrian probation service as example the social climate between professional and voluntary social workers is analysed.
The main finding is that the mentioned transformations do not necessarily generate a conflict between vocational and non-vocational staff. Although the tasks of professional and voluntary probation officers are partially overlapping they view themselves mutually as enrichment and supplement and not as rivals. The extent of individual experiences of acceptance and appreciation may be identified as a background factor for the cooperative climate. Self-experienced acceptance and appreciation inhibits negative attitudes towards the other group.
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Helmut Hirtenlehner Dr. Mag., geb. 1970, Studium der Soziologie an den Universitäten Linz und Wien, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Strafrechtswissenschaften der Universität Linz, Schwerpunkte in Forschung und Lehre: Kriminologie, Soziologie des abweichenden Verhaltens.
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Hirtenlehner, H. Organisationsformen sozialer Hilfstätigkeit im Spiegel der wechselseitigen Wahrnehmung von hauptamtlichen und ehrenamtlichen Bewährungshelfern. ÖZS 29, 95–110 (2004). https://doi.org/10.1007/s11614-004-0016-4
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