Zusammenfassung
In allen zwischenmenschlichen Beziehungen und somit auch in Therapie und Beratung geht es in der heutigen Zeit immer mehr um den Dialog. Eine Art der Störung des Dialogs von gleichwertigen Gesprächspartnern sind Beschämungen, die einerseits als solche oft nicht erkannt werden und gleichzeitig auch als Teil der Zeiterscheinung „Boomeritis“ im sozialen Bereich leider zunehmen. Schamauslösende kommunikative Muster können grundsätzlich als würdeverletzend angesehen werden. Um die Würde des Menschen mehr zu beachten und würdeverletzendes Verhalten möglichst zu vermeiden, ist wechselseitige Anerkennung erforderlich, und wir sollten in unserer „Kultur der scheinbaren Schamlosigkeit“ eine Kultur der Anerkennung fördern und selbst etwas dafür tun. Gerade für professionelle Helfer ist dabei die Entwicklung einer kommunikativen Ethik sehr unterstützend.
Abstract
In interpersonal relationships is currently the focus on dialogue and therefore as well in the field of psychotherapy and coaching. A type of interference in the encounter of equivalent dialogue partners is humiliation. Humiliation is often not identified in the interaction. In the times of “Boomeritis” it may be an increasing phenomenon in the social sector. Shame provoking communicative patterns may be looked at as a violation of dignity. In order to respect the human dignity to a greater extent we require reciprocal appreciation. In addition we should support and facilitate in our “culture of seeming shamelessness” a culture of appreciation. Especially in the field of helping professions the development of communicative ethics may be very supportive.
Literatur
Altmeyer, M. (2000). Narzissmus und Objekt. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
Baer, U., & Frick-Baer, G. (2009). Würde und Eigensinn. Weinheim: Beltz.
Benhabib, S. (1995). Selbst im Kontext. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
Benjamin, J. (1990). Die Fesseln der Liebe. Basel; Frankfurt a. M.: Stroemfeld.
De Koninck, T. (2011). Menschenwürde und Ethik. In N. Knoepffler, P. Kunzmann, M. O’Malley (Hrsg.), Facetten der Menschenwürde. Freiburg: Karl Alber.
Geißler, C. (2005). Was sind…Babyboomer? Harvard Business Manager, 10.
Honneth, A. (2003). Kampf um Anerkennung. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
Johnson, S. M. (1988). Der narzisstische Persönlichkeitsstil. Köln: Edition Humanistische Psychologie.
Kohut, H. (1976). Narzissmus. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
Kohut, H. (1981). Die Heilung des Selbst. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
Kölling, W. (2002). Der flexible Mensch und die Scham. Psychosozial, 25(4), 119–125.
Kölling, W. (2004). Scham und Schamlosigkeit und ihre Bedeutung für das Coaching von Führungskräften. Organisationsberatung, Supervision, Coaching, 11(1), 41–52.
Kölling, W. (2007). Die Kultur der scheinbaren Schamlosigkeit und ihre Bedeutung für eine Fehlerkultur. Organisationsberatung, Supervision, Coaching, 14(3), 223–233.
Lasch, C. (1980). Das Zeitalter des Narzissmus. München: Steinhausen.
Oberthür, J. (2011). Subjektautonomie und Menschenwürde – Perspektiven einer soziologischen Kritik der Gegenwartsgesellschaft. In N. Knoepffler, P. Kunzmann, M. O’Malley (Hrsg.), Facetten der Menschenwürde. Freiburg: Karl Alber.
Reddemann, L. (2008). Würde – Annäherung an einen vergessenen Wert in der Psychotherapie. Stuttgart: Klett-Cotta.
Riedel, I. (2007). Eine Kultur der Anerkennung. In S. Marks (Hrsg.), Scham – Beschämung – Anerkennung. Berlin: Lit Verlag.
Sennett, R. (2000). Der flexible Mensch. Berlin: Siedler.
Schreyögg, A. (2007). Fehlerkultur, Fehlermanagement und ihre Bedeutung für Maßnahmen der Personalentwicklung in Kliniken. Organisationsberatung, Supervision, Coaching, 14(3), 213–222.
Wetz, F. J. (Hrsg.). (2011). Texte Zur Menschenwürde. Stuttgart: Reclam.
Wilber, K. (2002). Boomeritis. Im Internet: Integrales Forum: „Wilber kurz gefasst“: http://integralesleben.org/index.php?id=684 (abgerufen am 10.12.2012).
Wilber, K. (2007). Integrale Spiritualität. München: Kösel.
Winterhoff-Spurk, P. (2004). Kalte Herzen. Vom Einfluss des Fernsehens auf den Sozialcharakter. Abendvortrag bei den 54. Lindauer Psychotherapiewochen.
Author information
Authors and Affiliations
Corresponding author
Rights and permissions
About this article
Cite this article
Kölling, W. Variationen über Narzissmus. Organisationsberat Superv Coach 20, 437–446 (2013). https://doi.org/10.1007/s11613-013-0346-9
Published:
Issue Date:
DOI: https://doi.org/10.1007/s11613-013-0346-9