Zusammenfassung
Eine übergreifende Ethik für das Coaching gibt es ebenso wenig wie ein allgemein akzeptiertes Verständnis davon, was Coaching überhaupt ist. Anschauungen zur Ethik des Coachings leiten sich in der Regel ab aus den „Schulen“, die das Handwerkszeug für Coaching vermitteln. Psychodramatisch arbeitende Coaches folgen den ethisch-philosophischen Grundlegungen J. L. Morenos, dessen Darlegungen zu Kreativität, Spontaneität, dem „Sozialen Atom“ und zu prozessorientierter Arbeitsweise die „Begegnung“ im Moreno-Buber’schen Sinne sowohl zur ethischen Maxime erheben als auch jene als fundamentale Intervention verstehen.
Abstract
Just as there is no universal understanding of what constitutes Coaching, there are no generally accepted ethical standards within Coaching. Opinions as to ethics within Coaching spring largely from the various “Schools” which transmit Coaching methods. Coaches working with J. L. Moreno’s Psychodrama follow the ethical and philosophical outlook contained in the analysis of creativity, spontaneity, the “Social Atom” and in the method, process orientated “Encounter” as understood by Moreno and Buber. That which they have internalised as ethical maxim and the Encounter method, is also understood to be a fundamental intervention.
Notes
Darüber hinaus sind auch Coaches auf dem Markt, die keinerlei methodische, psychologische und/oder pädagogische Ausbildung durchlaufen haben und ihrer Profession mit dem Rüstzeug des „gesunden Menschenverstandes“ oder bisweilen auch einer „höheren Beauftragung“ nachkommen. Dies möchte ich in diesem Falle auch nicht angreifen, ich halte es nur für wichtig, zu erwähnen, da es die Diskussion über ein Zustandekommen einer übergreifenden Ethik des Coachings noch erschwert.
Protagonist: Von Moreno eingeführter Terminus dessen, was man in anderen „Schulen“ als Klient, Patient, Coachee bezeichnen kann.
Überweisungspraxis: Nicht der Klient hat sich entschieden, ein Coaching in Anspruch zu nehmen, Instanzen z. B. in einer Unternehmung haben beschlossen, Coaching-Aufträge zu erteilen. In der Regel liefern diese Instanzen (z. B. Personalabteilung, Geschäftsleitung) erste „Diagnosen“ oder zumindest umrissene Problembeschreibungen: „Person XY hat Defizite in der sozialen Kompetenz und deshalb in seinem Bereich zu wenig Deckungsbeitrag, zu hohe Fluktuation“ usw.
Faktisch ist manche Lösung in der Tat scheinbar trivial, doch stellt sich genau das erst nach einem umfangreichen Prozess der Reflexion und des „Ausprobierens“ heraus. Doch fragen sich in diesem Falle häufig Klient und Coach, warum sie darauf nicht schon früher gekommen sind. Häufig sind jedoch Situationen durch eine derart große Zahl von Einflussfaktoren, die sich aus den organisationalen Bedingungen ergeben, bestimmt, dass die Lösung zwar trivial erscheint, der Lösungsweg jedoch hoch komplex war.
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Döller, M. Begegnung als ethische Maxime und Intervention im Coaching. Organisationsberat Superv Coach 19, 137–149 (2012). https://doi.org/10.1007/s11613-012-0282-0
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