Während die Konstruktionsforschung in der Wirtschaftsinformatik der deutschsprachigen Länder klar dominiert, finden sich viele gestaltungsorientiert arbeitende Forschende auch in Nordeuropa, den Niederlanden, Italien und Frankreich – nur um die größten Forschergemeinschaften zu nennen. Während verhaltensorientierte Forschung in der Wirtschaftsinformatik auf Theoriebildung, d. h. die Erarbeitung und Validierung generischer Ursache-Wirkungs-Beziehungen zielt, ist das Ziel gestaltungsorientierter Wirtschaftsinformatikforschung die Konstruktion nützlicher, generischer Problemlösungen für relevante Probleme im Kontext des Einsatzes von Informations- und Kommunikationssystemen.

Sowohl verhaltensorientierte wie auch gestaltungsorientierte Wirtschaftsinformatik-Forschung wird durch „Meta-Forschung“ begleitet, die entsprechende Erkenntnisprozesse und -ergebnisse reflektiert und Qualitätskriterien für die Rigorosität des jeweiligen Ansatzes definiert. Für die gestaltungsorientierte Wirtschaftsinformatikforschung wird die „Meta-Forschung“ im Folgenden als Konstruktionsforschung bezeichnet. In der verhaltensorientierten Forschung ist quantitative statistische Signifikanz als Rigorositätskriterium etabliert – aber die Problemlösungsrelevanz der Ergebnisse variiert stark. Im Gegensatz dazu ist in der gestaltungsorientierten Forschung der Problemlösungsnutzen als Relevanzkriterium etabliert – aber die Rigorosität der Konstruktion und Evaluation der Artefakte variiert stark.

Konstruktionsforschung ist wichtig, da die Rigorosität gestaltungsorientierter Wirtschaftsinformatikforschung weit weniger stark spezifiziert und allgemein akzeptiert ist als ihre verhaltensorientierte Variante. Zwar findet sich eine Vielzahl konkreter Vorschläge für nützliche Artefakte. Zum Gegenstand, zum Prozess oder zu Methoden gestaltungsorientierter Forschung gibt es einzelne Beiträge, jedoch keine belastbare Übereinkunft. Ein Beispiel ist die Debatte, inwieweit Theorien bzw. „überprüfbare Gestaltungshypothesen“ neben Konstrukten, Modellen, Methoden und Instanziierungen zulässige Gegenstände gestaltungsorientierter Wirtschaftsinformatikforschung sein dürfen oder sollen. Auch ist umstritten, ob neben Informationssystemen als soziotechnische Systeme mit IT-Komponenten auch „reine“ Geschäfts- bzw. Organisationslösungen ein zulässiger Gegenstand gestaltungsorientierter Wirtschaftsinformatikforschung sein dürfen. Schließlich gibt es für gestaltungsorientiert Forschende keine klaren Vorgaben, wie Artefakte zu evaluieren sind.

Beiträge aus Forschung und Praxis sind u. a. zu folgenden Themenfeldern erwünscht:

  • Gegenstand gestaltungsorientierter Wirtschaftsinformatik-Forschung

  • Ergebnistypen gestaltungsorientierter Wirtschaftsinformatik-Forschung

  • Erkenntnisprozess gestaltungsorientierter Wirtschaftsinformatik-Forschung

  • Anspruchsgruppen gestaltungsorientierter Wirtschaftsinformatik-Forschung und ihre Anforderungen

  • Kreativität und Innovation in gestaltungsorientierter Wirtschaftsinformatik-Forschung

  • Ziele gestaltungsorientierter Wirtschaftsinformatik-Forschung

  • Methoden gestaltungsorientierter Wirtschaftsinformatik-Forschung

  • Evaluation gestaltungsorientierter Wirtschaftsinformatik-Forschung (Prozess wie auch Ergebnis)

  • Konstruktionsprinzipien gestaltungsorientierter Wirtschaftsinformatik-Forschung

  • Die Rolle der Informatik in gestaltungsorientierter Wirtschaftsinformatik-Forschung

Einreichung von Beiträgen

Bitte senden Sie vollständige Beiträge bis spätestens 2009-12-01 an Prof. Dr. Robert Winter (robert.winter@unisg.ch). Zudem besteht die Möglichkeit, Zusammenfassungen bereits zum 2009-09-01 einzureichen. Bitte beachten Sie die Hinweise zu formaler Gestaltung und Umfang von Beiträgen für die WIRTSCHAFTSINFORMATIK / Business & Information Systems Engineering (BISE). Vollständige Beiträge sollten höchstens zehn Druckseiten umfassen; das entspricht 50.000 Zeichen einschließlich Leerzeichen, abzüglich 5.000 Zeichen je Seite an Bildern. Beiträge müssen in deutscher oder englischer Sprache verfasst sein und als *.doc- oder *.rtf-Dokumente eingereicht werden. Ausführliche deutschsprachige Autorenrichtlinien stehen unter http://www.wirtschaftsinformatik.de zum Download bereit.

Eingereichte Beiträge werden anonymisiert von mehreren Gutachtern in einem doppelt-blinden Verfahren auf Relevanz, Originalität und fachliche Qualität beurteilt. Neben den Herausgebern des Schwerpunktthemas und jenen der Zeitschrift wirken dabei weitere ausgewiesene internationale Persönlichkeiten aus Wissenschaft und Praxis mit.

Ergänzend zu den Aufsätzen sind auch Beiträge zum Schwerpunktthema für andere Rubriken der Zeitschrift willkommen, z. B. für WI – State of the Art, WI – Schlagwort und WI – Interview. Derartige Beiträge senden Sie bitte direkt an den Geschäftsführenden Herausgeber Hans Ulrich Buhl (hans-ulrich.buhl@wiwi.uni-augsburg.de).

Angenommene Beiträge erscheinen identisch in Deutsch und Englisch. Die deutschsprachige Fassung erscheint in WIRTSCHAFTSINFORMATIK, die englischsprachige in Business & Information Systems Engineering (BISE). Angenommene Beiträge werden in enger Zusammenarbeit von Autoren und einem professionellen Übersetzerteam übersetzt.

Zeitplan

Einreichung von Zusammenfassungen (nicht verpflichtend): 2009-09-01

Einreichung von vollständigen Beiträgen: 2009-12-01

Benachrichtigung der Autoren: 2010-02-05

Abschluss der ersten Überarbeitung: 2010-04-11

Benachrichtigung der Autoren: 2010-05-28

Ggf. Abschluss einer zweiten Überarbeitung: 2010-06-27

Geplanter Erscheinungstermin Heft 5/2010: Oktober 2010

Herausgeber des Schwerpunkthefts

Prof. Dr. Robert Winter

Institut für Wirtschaftsinformatik

Universität St. Gallen

Robet.Winter@unisg.ch

Prof. Dr. Richard Baskerville

Georgia State University

Baskerville@acm.org