Dieses Heft enthält zwei Forschungsbeiträge aus den Bereichen Marketing und Steuern sowie einen Übersichtsartikel zum Bereich technologiebasierter Spin-offs und eine Sammelrezension von Büchern über Friedrich Flick und seinen Konzern.

1 Vorteilhaftigkeit aktivierungsstarker Reize bei postalischer Direktkommunikation

Schneider, Engelmann und Luksch nehmen in ihrer empirischen Studie eine feldexperimentelle Überprüfung des Einflusses aktivierungsstarker Reize am Beispiel einer Kundenzeitschrift vor, um zu untersuchen, wie Selektionsentscheidungen bei postalisch zugestellter Direktkommunikation ausfallen. Die Erfolgswirkung aktivierungsstarker Reize ist zwar aus den Forschungen zur klassischen Werbung durchaus bekannt, für den Fall der postalischen Direktkommunikation gibt es jedoch bislang nur wenige wissenschaftliche und empirische Befunde. Das wirft die Frage auf, inwiefern Erkenntnisse aus der klassischen Werbung auch auf die postalische Direktkommunikation transferiert werden können. Um dies herausfinden zu können, sind in einem Feldexperiment rund 8000 Kundenzeitschriften einer ostdeutschen Genossenschaftsbank an 960 Probanden versandt worden, wobei der Einfluss auf die Selektionsentscheidung nur für alternative Intensitäten der optischen und haptischen Aktivierungsstärke analysiert worden ist. Die optische Aktivierungsstärke bezog sich auf die Gestaltung des Titelmotivs der Kundenzeitschrift, während die haptische Aktivierungsstärke durch die Papiergrammatur, also das Gewicht der Kundenzeitschrift variiert wurde. Auf der Grundlage der Datenauswertung mithilfe der deskriptiven Statistik ergeben sich keine Anhaltspunkte dafür, dass eine isolierte Intensivierung der optischen oder aber der haptischen Aktivierungsstärke zu einer höheren Selektionsrate der Kunden in dem Sinne führen würde, dass dadurch die Annahme oder Ablehnung der Kundenzeitschrift als Auswahlvorgang am Briefkasten beeinflusst würde. Indifferent bleibt dagegen der Befund im Hinblick auf eine gleichzeitige kombinierte Veränderung der optischen und haptischen Aktivierungsstärke. Hieraus ziehen die Autoren den Schluss, dass der Einfluss der Aktivierungsstärke bei Kundenzeitschriften als Instrument der postalischen Direktkommunikation überschätzt wird. Dies bedeutet unmittelbar, dass Kosten bei der Titelbildgestaltung und Papierauswahl eingespart werden könnten, ohne dass sich daraus eine negative Selektionsentscheidung ergibt. Da 50 % der größten 500 Unternehmen in Deutschland bereits heute eine Kundenzeitschrift zum Direktmarketing einsetzen, besitzen die von den Verfassern hergeleiteten Erkenntnisse eine erhebliche empirische Relevanz.

2 Unternehmensbewertung bei asymmetrischer Besteuerung von Soll- und Habenzinsen

Zu Beginn ihrer methodischen Arbeit weisen Dierkes, Diedrich und Gröger darauf hin, dass die kapitalmarktorientierte Unternehmensbewertung bei asymmetrischer Besteuerung von Soll- und Habenzinsen je nach dem angestrebten Verschuldungsgrad beim Vermögensaufbau durch den Investor auf der privaten Ebene zu präferenzabhängigen Unternehmenswerten führt. Das ist sowohl aus theoretischer wie auch aus praktischer Sicht unbefriedigend, weil dies erstens die Frage aufwirft, welcher der Unternehmenswerte denn nun maßgeblich sein soll, und zweitens dabei offenbleibt, inwieweit diese Werte tatsächlichen Marktwerten entsprechen. Wenn die präferenzabhängigen Unternehmenswerte – wie die methodischen Ausführungen der Autoren zeigen – auch nicht als Marktwerte interpretiert werden können, so dienen sie Käufern und Verkäufern von Unternehmungen doch im Allgemeinen zur Ableitung von Preisober- und -untergrenzen. Die unterschiedlichen Ergebnisse kommen dabei dadurch zustande, dass sowohl die Besteuerung auf der privaten Ebene der Kapitalgeber wie auch auf der Ebene des Unternehmens Einfluss auf die Unternehmenswerte hat und dieser Einfluss maßgeblich durch die asymmetrische Besteuerung von Soll- und Habenzinsen bei unterschiedlichen Verschuldungsgraden zustande kommt. Vor dem Hintergrund der aus der Literatur bereits bekannten Befunde spüren die Verfasser der Frage nach, wie unter den Annahmen präferenzabhängiger Unternehmenswerte Marktwerte für Unternehmen aus einer einheitlichen Bewertungsfunktion für verschuldete und unverschuldete Unternehmen bestimmt werden können. Der methodische Ansatzpunkt ihrer Vorgehensweise besteht in der Modifikation des Capital Asset Price Model, wodurch die Verfasser eine Nachsteuervariante dieses Ansatzes entwickeln, der die asymmetrische Besteuerung von Soll- und Habenzinsen berücksichtigt und das aggregierte Verschuldungsverhalten der Marktteilnehmer durch einen Parameter in der Bewertungsfunktion erfasst. Auf der Grundlage dieser methodischen Analyse lässt sich zunächst einmal festhalten, dass präferenzabhängige Unternehmenswerte generell nicht als Marktwerte interpretiert werden können. Andererseits kann sich ein Marktwertvorsprung des verschuldeten Unternehmens durch drei additive Effekte ergeben: durch den Unternehmenssteuereffekt infolge der ungleichen steuerlichen Behandlung von Fremdkapitalzinsen auf Unternehmensebene und privater Ebene, durch den Ausschüttungsdifferenzen- und Gewinnsteuereffekt aufgrund der von Dividenden abweichenden steuerlichen Behandlung nominaler Fremdkapitaländerungen und durch den Zinssteuereffekt, welcher durch die unterschiedliche Besteuerung von Dividenden und Zinsen je nach dem angewendeten Steuersystem zustande kommen kann.

3 Einflussgrößen der Entwicklung technologiebasierter Spin-offs

Schmidt, Heinrichs und Walter geben in ihrer Arbeit einen Forschungsüberblick zu Einflussgrößen der Entwicklung technologiebasierter Spin-offs. Solche können sich aus öffentlichen Forschungseinrichtungen und privaten Unternehmungen entwickeln. Im ersten Fall spricht man von akademischen Spin-offs und im zweiten Fall von privatwirtschaftlichen Spin-offs. Beide Varianten sind wichtige Untergruppen junger innovationsorientierter Unternehmen. Bei der Referierung des aktuellen Stands der empirischen Forschungsarbeiten auf diesem Gebiet untersuchen die Verfasser das methodische Vorgehen dieser Arbeiten und die dabei praktizierte Messung der untersuchten Einflussfaktoren. Zugleich stellt sich die Frage, ob übergeordnete Faktoren der Entwicklung für beide Spin-off-Typen identifiziert werden können. Der Überblick zeigt die methodischen Einschränkungen bestehender Studien auf, und aus den Lücken bisheriger Forschungen lassen sich zukünftige Forschungsfelder ableiten. Akademische Spin-offs dienen in der Regel dem Technologietransfer von der Wissenschaft in die Praxis und beziehen sich hauptsächlich auf Produkt- oder Prozesstechnologien. Demgegenüber steht bei privatwirtschaftlichen Spin-offs die Nutzung von Technologien im Vordergrund, die im Mutterunternehmen entwickelt wurden und nun von dem jungen Unternehmen weiter intensiviert werden. Unterschiede innerhalb des jeweiligen Typs der Spin-offs ergeben sich aber zudem durch den Reifegrad und die Anwendungsbreite der Technologie sowie das im Gründerteam vorhandene Markt- und Branchenwissen. So konzipieren die Verfasser zur Systematisierung der Einflussgrößen der Entwicklung technologiebasierter Spin-offs einen Ordnungsrahmen, der aus vier wesentlichen Variablenkomplexen besteht. Hierzu gehören neben den bereits angesprochenen Charakteristika der gründenden Individuen die konkret im neuen Unternehmen entstehende Organisation, die Umwelt des neuen Unternehmens sowie der Gründungs- und Entwicklungsprozess. Auf der Grundlage der Auswertung von 16 Studien zu akademischen Spin-offs und 14 Studien zu privatwirtschaftlichen Spin-offs aus der Literatur kommen die Autoren zu der Ansicht, dass die jeweilige Branche, das wirtschaftliche Umfeld, der Standort des neuen Unternehmens sowie die von ihm verfolgten Unternehmens- und Markteintrittsstrategien und die vorhandene Wissensbasis die stärksten übergeordneten Einflussgrößen der Entwicklung technologiebasierter Spin-offs sind. Methodische Mängel vorhandener Studien ergeben sich im Wesentlichen durch die jeweils angewendete Befragungsmethode, die Dürftigkeit der Datenquellen sowie durch die geringe Anzahl von Untersuchungsobjekten. Die hergeleiteten Erkenntnisse sind insbesondere wichtig für die Ausrichtung spezieller Förderprogramme sowie das erfolgreiche Wirken von Technologietransfereinrichtungen.

4 Dynamik der kategorialen Umklammerung

Unter dieser betriebswirtschaftlichen Perspektive bespricht Albach in einer Sammelrezension vier Bücher über Friedrich Flick und seinen Konzern. Die Überlegungen zur kategorialen Umklammerung stellen dabei zugleich eine Erweiterung des Denkansatzes von Gutenberg dar, das Handeln von Unternehmungen im Rahmen ihrer systembezogenen Tatbestände zu beschreiben. Die Dynamik der kategorialen Umklammerung liegt hier nicht allein darin, dass Friedrich Flick und sein Konzern unter veränderten Rahmenbedingungen wechselnder Wirtschaftsordnungen zu agieren hatten, sondern dabei auch zugleich auf eine Veränderung der systembezogenen Tatbestände zum Erfolg des Unternehmens hinwirken konnten.

5 Das Juli/August-Heft

Die nächste Ausgabe der Zeitschrift erscheint als Doppelheft, in dem drei Forschungsarbeiten zur Unternehmensführung, Produktion und Investition sowie zwei Übersichtsartikel zu den Gebieten der Unternehmensakquisition und der Wirtschaftsprüfung zum Abdruck gelangen.

Schreck analysiert in seinem Beitrag die Bedeutung der ökonomischen Forschung auf dem Gebiet der Corporate Social Responsibility für die Unternehmensethik. Zu diesem Zweck wird eine Konzeptualisierung der ökonomischen Corporate Social Responsibility vorgenommen, um beurteilen zu können, wie leistungsfähig die Forschung zu dieser Thematik im Hinblick auf Erkenntnisziele der Unternehmensethik ist.

Labitzke, Volling und Spengler stellen in ihrer Arbeit einen neuartigen Ansatz der wertorientierten Simulation zur Entscheidungsunterstützung logistischer Prozessgestaltung bei der Stahlherstellung vor. Er verbindet die relative Einzelkosten- und Deckungsbeitragsrechnung mit einer ereignisdiskreten Ablaufsimulation.

Die Bewertung intertemporaler Abhängigkeiten zwischen IT-Projekten ist Gegenstand des Beitrags von Diepold, Ullrich, Wehrmann und Zimmermann. Im Rahmen eines realoptionsbasierten Ansatzes werden dabei projektspezifische Risiken korrekt berücksichtigt und gezeigt, welche Auswirkungen sie auf die IT-Investitionsentscheidungen haben können.

Der Frage, ob das Creeping-In – das Heranschleichen – als neues Instrument des Erwerbs von Unternehmenskontrollrechten eine taktische Meisterleistung oder ein unkalkulierbares Risiko darstellt, gehen Koziol, Noel und Schweizer in ihrem Übersichtsbeitrag nach. In diesem Zusammenhang besteht das Ziel ihrer Ausführungen in der Analyse der Wirksamkeit des Pflichtangebots an die Aktionäre, das ab einem Aktienanteil von 30 % abgegeben werden muss.

Fischkin und Gassen systematisieren und diskutieren in ihrem Übersichtsbeitrag die analytische und empirische ökonomische Literatur zu Motiven und Konsequenzen von Abschlussprüferwechseln. Dabei erkennt man, dass sich vier Prüferwechselkategorien identifizieren lassen. Die dahinter liegenden Motive werden auf der Grundlage der Theorie und der empirischen Evidenz im Hinblick auf das Maß ihrer Bedeutung gewürdigt.