1 Bericht der Department Editors der ZfB
Die Zeitschrift für Betriebswirtschaft veröffentlicht methodisch und inhaltlich innovative, wissenschaftliche Beiträge zu theoretischen Entwicklungen und praktischen Anwendungen aus allen Gebieten der Betriebswirtschaftslehre. Zur Gewährleistung des qualitativen Standards werden die bei der ZfB eingereichten Beiträge einem doppelt verdeckten Begutachtungsverfahren mit zwei Fachgutachtern unterzogen. Bei abweichenden Gutachten wird ein Drittgutachter bestellt. Die Betreuung der eingegangenen Manuskripte erfolgt durch jeweils einen der vierzehn Department Editors. Sie setzen den Prozess der Begutachtung in Gang und entscheiden schließlich über die Annahme oder Ablehnung eines Beitrags. Der Prozess des Manuskriptmanagements wird durch den Editor-in-Chief koordiniert. Er nimmt die inhaltliche Gestaltung der Hefte vor.
Im Verlauf des Jahres 2009 sind bei der ZfB 168 neue Beiträge eingegangen. Achtundsiebzig Manuskripte befanden sich bereits am Anfang des Zeitraums oder befinden sich über den Zeitraum hinaus in der Begutachtung. Von diesen insgesamt 246 Beiträgen wurden im Jahre 2009 165, das entspricht 67%, einer Herausgeberentscheidung zugeführt. Siebenundvierzig Manuskripte bzw. 29% wurden zur Veröffentlichung angenommen.
Die Sicherstellung der Veröffentlichung qualitativ hochwertiger Forschungsergebnisse und Praxisberichte durch die ZfB hängt wesentlich von der Unterstützung durch das Editorial-Board sowie einer Vielzahl hervorragender Gutachter ab. Im Anschluss veröffentlichen wir deshalb die Liste der Gutachter, die im Referenzzeitraum vom 1. Januar 2009 bis zum 31. Dezember 2009 mindestens eine Begutachtung für die ZfB abgeschlossen haben. Ihnen gilt unser besonderer Dank. Nur durch die engagierte Mitarbeit der Gutachter ist sichergestellt, dass die ZfB in der zurückliegenden Berichtsperiode die ganze Breite betriebswirtschaftlicher Forschung repräsentieren kann.
2 Die Gutachter
Albers, Sönke, Kiel
Amen, Matthias, Bielefeld
Ania, Ana Begonia, München
Bach, Norbert, Ilmenau
Backes-Gellner, Uschi, Zürich
Baetge, Jörg, Münster
Baier, Daniel, Cottbus
Bareis, Peter, Hohenheim
Bauer, Hans, Mannheim
Baumeister, Alexander, Saarbrücken
Beck, Roman, Frankfurt
Becker, Joerg, Münster
Becker, Manfred, Halle
Beham, Barbara, Berlin
Berens, Wolfgang, Münster
Bessler, Wolfgang, Giessen
Bick, Markus, Berlin
Bigus, Jochen, Bern
Blaufus, Kay, Frankfurt
Blum, Karl, Düsseldorf
Blumberg, Boris, Maastricht
Böcking, Hans-Joachim, Frankfurt
Börner, Christoph, Düsseldorf
Brähler, Gernot, Ilmenau
Braun, Reiner, München
Breitenecker, Robert J., Klagenfurt
Breithecker, Volker, Düsseldorf
Brenner, Steffen, Berlin
Brettel, Malte, Aachen
Bruhn, Manfred, Basel
Budäus, Dietrich, Hamburg
Buettgen, Marion, Hohenheim
Burmann, Christoph, Bremen
Clement, Michel, Hamburg
Diedrich, Ralf, Leipzig
Diepold, Dennis, Augsburg
Diller, Hermann, Erlangen
Diller, Markus, Paderborn
Djanani, Christiana, Eichstätt-Ingolstadt
Dobler, Michael, Dresden
Doerner, Karl, Wien
Dorfleitner, Gregor, Regensburg
Döring, Helge, Dortmund
Drabant-Schwalbach, Astrid, Berlin
Duschek, Stephan, Berlin
Dyckhoff, Harald, Aachen
Eggert, Andreas, Kaiserslautern
Ehret, Michael, Berlin
Ehrhardt, Olaf, Stralsund
Ehrmann, Thomas, Münster
Eisend, Martin, Berlin
Eling, Martin, Ulm
Enke, Margit, Freiberg
Entorf, Horst, Darmstadt
Fahlenbrach, Rüdiger, Lausanne
Fandel, Günter, Hagen
Fassnacht, Martin, Vallendar
Fassott, Georg, Kaiserslautern
Fischer, Marc, Passau
Fleischmann, Bernhard, Augsburg
Fleßa, Steffen, Greifswald
Fließ, Sabine, Hagen
Förster, Guido, Düsseldorf
Foscht, Thomas, Graz
Fraberger, Friedrich, Wien
Frank, Ulrich, Duisburg-Essen
Franz, Klaus-Peter, Düsseldorf
Freiling, Jörg, Bremen
Frenzen, Heiko, Münster
Frick, Bernd, Paderborn
Friedl, Gunther, München
Fritz, Wolfgang, Braunschweig
Frühwirth, Manfred, Wien
Fülbier, Rolf Uwe, Bayreuth
Fürst, Andreas, Mannheim
Garnefeld, Ina, Paderborn
Gedenk, Karen, köln
Geiger, Daniel, Berlin
Gerpott, Torsten, Duisburg-Essen
Gierl, Heribert, Augsburg
Gillenkirch, Robert, Osnabrück
Göttsche, Max, Eichstätt-Ingolstadt
Grichnik, Dietmar, Vallendar
Gröschke, Daniela, Bochum
Gruber, Marc, München
Gruenert, Tore, Konstanz
Grundke, Peter, Osnabrück
Gründl, Helmut, Berlin
Günther, Oliver, Berlin
Gürtler, Marc, Braunschweig
Haas, Alexander, Bern
Haase, Michaela, Berlin
Hachmeister, Dirk, Hohenheim
Haehling Von Lanzenauer, Christoph, Berlin
Haenlein, Michael, Köln
Hafner, Kurt, Heilbronn
Hakenes, Hendrik, Hannover
Hammerschmidt, Maik, Mannheim
Hansmann, Karl-Werner, Hamburg
Harms, Rainer, Klagenfurt
Heinhold, Michael, Augsburg
Heinzl, Armin, Mannheim
Heiss, Florian, München
Heitmann, Mark, St. Gallen
Helber, Stefan, Hannover
Helm, Sabrina, Witten-Herdecke
Helmig, Bernd, Mannheim
Henkel, Joachim, München
Hennig-Thurau, Thorsten, Weimar
Henseler, Jörg, Kaiserslautern
Herrmann, Andreas, St. Gallen
Hertel, Guido, Münster
Herzog, Walter, Vallendar
Hirsch, Bernhard, München
Hirth, Hans, Berlin
Hofmann, Christian, Mannheim
Hofmann, Yvette, München
Hölscher, Luise, Frankfurt
Homburg, Carsten, Köln
Homburg, Christian, Mannheim
Hommel, Ulrich, Oestrich Winkel
Hoon, Christina, Hannover
Hruschka, Harald, Regensburg
Hundsdoerfer, Jochen, Berlin
Hungenberg, Harald, Erlangen
Hüsing, Silke, Chemnitz
Hutzschenreuter, Thomas, Vallendar
Irnich, Stefan, Aachen
Jansen, Harald, Leipzig
Jonas, Martin, Niederkassel
Karrenbrock, Holger, Kassel
Keiber, Karl, Frankfurt
Kessler, Wolfgang, Freiburg
Kieser, Alfred, Mannheim
Kiesewetter, Dirk, Würzburg
Kirstein, Anette, Karlsruhe
Klapper, Daniel, Frankfurt
Kleindienst, Ingo, Vallendar
Kleine, Andreas, Hohenheim
Kleinert, Corinna, Bamberg
Klos, Alexander, Münster
Knobloch, Alois Paul, Hohenheim
Knoll, Leonhard, Würzburg
Koch, Jochen, Frankfurt
Kollmann, Tobias, Düsseldorf
Koschate, Nicole, Erlangen
Koziol, Christian, Vallendar
Kraft, Gerhard, Halle
Kraft, Kornelius, Dortmund
Krahnen, Jan Pieter, Frankfurt
Kretschmer, Tobias, München
Kreuz, Claudia, Aachen
Krohmer, Harley, Bern
Krüger, Malte, Frankfurt
Kruschwitz, Lutz, Berlin
Kuckertz, Andreas, Düsseldorf
Kude, Thomas, Mannheim
Kudert, Stephan, Frankfurt
Kuhner, Christoph, Köln
Kukuk, Martin, Würzburg
Kundisch, Dennis, Cottbus
Kuntz, Ludwig, Köln
Küpper, Hans-Ulrich, München
Kuss, Alfred, Berlin
Kußmaul, Heinz, Saarbrücken
Langner, Tobias, Wuppertal
Lasch, Rainer, Dresden
Lenz, Hansrudi, Würzburg
Lichtenthaler, Ulrich, Vallendar
Littkemann, Jörn, Hagen
Löffler, Andreas, Paderborn
Löffler, Gunter, Ulm
Lüthje, Christian, Bern
Lutz, Eva, München
Marten, Kai-Uwe, Ulm
Martin, Albert, Lüneburg
Marx, Franz Jürgen, Bremen
Matiaske, Wenzel, Hamburg
Mattmueller, Roland, Oestrich Winkel
Matzler, Kurt, Innsbruck
Maurer, Raimond, Frankfurt
Meckl, Reinhard, Bayreuth
Meier, Volker, München
Meyer, Jennifer, Dortmund
Meyer, Matthias, Harburg
Michalski, Silke, Hamburg
Mohnen, Alwine, Aachen
Moldaschl, Manfred F., Chemnitz
Möller, Sabine, Oestrich Winkel
Mölls, Sascha H., Kiel
Neus, Werner, Tübingen
Nicolai, Alexander, Oldenburg
Niemann, Rainer, Graz
Nienhüser, Werner, Düsseldorf
Norden, Lars, Mannheim
Nöth, Markus, Hamburg
Oestreicher, Andreas, Göttingen
Olbrich, Rainer, Hagen
Opitz, Christian, Friedrichshafen
Ortmann, Günther, Hamburg
Paul, Stephan, Bochum
Pfeiffer, Thomas, Heidelberg
Pfingsten, Andreas, Münster
Piller, Frank, Aachen
Pollmann-Schult, Matthias, Bielefeld
Posselt, Thorsten, Wuppertal
Prein, Gerald, Graz
Prinz, Joachim, Passau
Pull, Kerstin, Tübingen
Quick, Reiner, Darmstadt
Quigley, Tim, Oestrich Winkel
Reese, Joachim, Lüneburg
Reichling, Peter, Magdeburg
Reinartz, Werner, Köln
Reinecke, Sven, St. Gallen
Reutterer, Thomas, Wien
Richter, Martin, Potsdam
Riegler, Christian, Wien
Rösch, Daniel, Hannover
Roth, Stefan, Kaiserslautern
Rudolf, Markus, Vallendar
Ruenzi, Stefan, Mannheim
Salzberger, Wolfgang, München
Salzmann, Astrid, Aachen
Sarstedt, Marko, München
Sattler, Henrik, Hamburg
Schäfer, Dorothea, Berlin
Scheffler, Wolfram, Erlangen
Scherer, Andreas Georg, Zürich
Schewe, Gerhard, Münster
Schiereck, Dirk, Oestrich Winkel
Schmitz, Christian, Frankfurt
Schmitz, Gertrud, Düsseldorf
Schneider, Georg, Wien
Schneider, Kerstin, Wuppertal
Schoder, Detlef, Köln
Scholl, Armin, Jena
Scholz, Christian, Saarbrücken
Scholze, Andreas, Hannover
Schradin, Heinrich R., Köln
Schreck, Philipp, München
Schreiber, Ulrich, Mannheim
Schreyögg, Georg, Berlin
Schröder, Hans-Horst, Aachen
Schuhmacher, Frank, Leipzig
Schultze, Wolfgang, Augsburg
Schulz, Anja, Dortmund
Schulze-Osterloh, Jochen, Berlin
Schwaiger, Manfred, München
Schwarz, Erich, Klagenfurt
Schwarz, Peter, Bonn
Schweitzer, Marcus, Siegen
Seidl, David, Zürich
Sellhorn, Thorsten, Vallendar
Siegel, Theodor, Berlin
Sigloch, Jochen, Bayreuth
Skiera, Bernd, Frankfurt
Souren, Rainer, Ilmenau
Spann, Martin, Passau
Spengler, Thomas, Magdeburg
Spinler, Stefan, Vallendar
Spremann, Klaus, Erlangen
Stauss, Bernd, Eichstätt-Ingolstadt
Steckel, Rudolf, Innsbruck
Stefani, Ulrike, Konstanz
Stein, Volker, Siegen
Steiner, Peter, Graz
Stiebale, Joel, Essen
Stock-Homburg, Ruth, Mannheim
Stotz, Olaf, Frankfurt
Streitferdt, Felix, Trier
Strunk, Günther, Greifswald
Suchanek, Andreas, Leipzig
Suhl, Leena, Paderborn
Sureth, Caren, Paderborn
Sürie, Christopher, Bensheim
Tanski, Joachim S., Brandenburg
Taube, Markus, Duisburg-Essen
Taudes, Alfred, Wien
Temme, Dirk, Berlin
Terstege, Udo, Bochum
Teufel, Stephanie, Fribourg
Theisen, Manuel René, München
Trompeter, Frank, Siegen
Troßmann, Ernst, Hohenheim
Tscheulin, Dieter, Freiburg
Tyrell, Marcel, Frankfurt
Valle Thiele, Reynaldo, Witten-Herdecke
van Doorn, Jenny, Münster
Veit, Daniel, Mannheim
Voeth, Markus, Hohenheim
von Nitzsch, Rüdiger, Aachen
von Wangenheim, Florian, Dortmund
Wagner, Franz, Tübingen
Wagner, Niklas, Passau
Wallmeier, Martin, Fribourg
Walsh, Gianfranco, Koblenz
Walter, Achim, Kiel
Walter, Andreas, Tübingen
Walz, Uwe, Frankfurt
Watrin, Christoph, Münster
Weber, Jürgen, Vallendar
Wehrheim, Michael, Giessen
Weitzel, Tim, Frankfurt
Welpe, Isabell, München
Wenz, Martin, Mannheim
Werner, Thomas, Paderborn
Wielenberg, Stefan, Hannover
Wiese, Harald, Leipzig
Wiesel, Thorsten, Groningen
Wilde, Klaus, Eichstätt-Ingolstadt
Wilken, Robert, Berlin
Wilkens, Marco, Eichstätt-Ingolstadt
Wirtz, Bernd, Speyer
Witt, Peter, Dortmund
Wolf, Joachim, Kiel
Wrona, Thomas, Berlin
Wüstemann, Jens, Mannheim
Zelewski, Stephan, Düsseldorf
Zielke, Rainer, Stuttgart
Zu Knyphausen-Aufseß, Dodo, Berlin
Zülch, Henning, Leipzig
3 Editorial
Die vorliegende Ausgabe enthält vier Beiträge. Drei kommen aus dem Bereich des Marketing und einer aus dem Gebiet der Rechnungslegung.
4 Qualität von Dienstleistungscentern
Bruhn, Batt, Hadwich und Meldau beschäftigen sich in ihrem Beitrag mit der Frage, wie am Beispiel eines Flughafens die Qualität eines Dienstleistungscenters gemessen werden kann und welche Erkenntnisse daraus für ähnliche Anwendungsfälle gewonnen werden können. Da in Dienstleistungscentern üblicherweise Leistungen von mehreren Unternehmen angeboten werden, gestaltet sich die Qualitätsmessung vergleichsweise komplex. So setzt sich die Gesamtqualitätswahrnehmung der Kunden aus der Zufriedenheit mit Einzelinteraktionen der Dienstleistungsnachfrage an den verschiedenen Kontaktpunkten des Dienstleistungscenters und der Zufriedenheit der institutionellen Rahmenbedingungen, die für die Centerbetriebsqualität stehen, zusammen. Dienstleistungscenter bieten so ein ganzes Leistungsbündel im Rahmen einer Dienstleistungskette an. Insofern sind die Potential-, die Prozess- und die Ergebnisqualität von erheblicher Bedeutung. Im Hinblick auf die modelltheoretische Formulierung und die Ermittlung von Einflussfaktoren wird daher unterstellt, dass die Centerbetriebsqualität einerseits zusammen mit der Qualität der an den verschiedenen Kontaktpunkten erbrachten Dienstleistungen die Dienstleistungscenterbetriebsqualität bestimmen, andererseits aber von der Centerbetriebsqualität ebenfalls Auswirkungen auf die Qualität der Dienstleistungen an den Kontaktpunkten ausgehen. Auf der Grundlage der Blueprinting-Methode wurden typische Kundenpfade abfliegender Passagiere nachgezeichnet und durch Befragung von rund 1550 Passagieren am Euro-Airport Basel-Mühlhausen-Freiburg beurteilt. Die Auswertung der Datensätze erfolgte mithilfe der Kovarianzanalyse und der Strukturgleichungsanalyse unter Anwendung der Partial-Least-Square-Methode. Im Hinblick auf die Centerbetriebsqualität können die formulierten Hypothesen bestätigt werden, dass sie sowohl die Gesamtqualität des Dienstleistungscenters als auch die Kontaktpunktqualitäten positiv beeinflusst. Die Hypothese, dass die Kontaktpunktqualitäten die Gesamtqualität des Dienstleistungscenters direkt positiv beeinflussen, konnte dagegen nicht bestätigt werden – sie gilt insbesondere nicht für die Passkontrolle –, wohl aber waren die Dienstleistungsqualitäten des ersten und letzten Kontaktpunkts aus der Sicht der Passagiere ausschlaggebend für die Beurteilung der Gesamtqualität des Dienstleistungscenters. Eine horizontale Beeinflussung der Kontaktqualitäten untereinander lässt sich nicht bestätigen. Dienstleistungskontaktpunkte auf dem Kundenpfad waren der Check-in, die Passkontrolle, die Sicherheitskontrolle, Gastronomie und Shopping sowie der Wartebereich. Durch den Beitrag der Autoren gelingt es, Überlegungen zur Qualität in sich geschlossener Dienstleistungen einzelner Anbieter auf Dienstleistungscenter mehrerer Anbieter zu erweitern.
5 Transfer der Marktorientierung über Unternehmensebenen
Unter der Fragestellung, ob Marktorientierung ansteckend ist, nehmen Kraus, Lingenfelder und Wieseke eine empirische Mehrebenenuntersuchung vor, um herauszufinden, wie Marktorientierung über verschiedene Hierarchieebenen eines Unternehmens hinweg implementiert wird. Damit wird die Forschung zu Marktorientierung und Unternehmenserfolg um einen wichtigen unternehmensinternen Baustein ergänzt. Gegenstand der empirischen Untersuchung sind Reisebüros mit den drei Hierarchieebenen Topmanager, Verkaufsmanager und Kundenkontaktmitarbeiter. 22 Topmanager, rund 400 Verkaufsmanager und etwa 1220 Kundenkontaktmitarbeiter konnten in einer Erhebung befragt werden, deren Antworten mithilfe einer Faktorenanalyse und von Regressionsgleichungen einer Mehrebenenanalyse ausgewertet wurden. Die Ergebnisse zeigen, dass die Hypothese nicht bestätigt werden kann, die Intensität der Marktorientierung der Topmanager würde sich im selben Maße im Verhalten der Verkaufsmanager niederschlagen; wohl aber ist das dann der Fall, wenn der Führungsperson ein charismatischer Führungsstil zugebilligt wird. Verkaufsmanagern gelingt es eher, ihre Marktorientierung auf die Kundenkontaktmitarbeiter zu übertragen – und dies auch umso mehr, je charismatischer ihr Verhalten ist. Ohne charismatischen Führungsstil des Topmanagers lässt sich die Marktorientierung nicht ohne weiteres von der obersten Hierarchieebene auf die unterste transferieren.
6 Unternehmensbewertung bei Inflation und Wachstum
Auf der Grundlage eines Unternehmensmodells, das durch eine Kette von Investitionen gekennzeichnet ist, untersuchen Friedl und Schwetzler die Frage, inwieweit eine Differenzierung zwischen thesaurierungsbedingtem und organischem bzw. preissteigerungsbedingtem Wachstum erforderlich ist, wenn eine Unternehmensbewertung bei Inflation vorgenommen werden soll. Die von den Autoren durchgeführten analytischen Überlegungen ergeben, dass rechnungslegungsbasierte Bewertungsformeln bei Inflation keiner Anpassung bedürfen. Würde man sie – wie das Institut für Wirtschaftsprüfer vorschlägt – dennoch durchführen, so ergäben sich Inkonsistenzen zur cashfloworientierten Bewertung auf der Basis von Zahlungsgrößen. Im Rahmen einer konsistenten Nominalrechnung kann dann das gesamte Unternehmenswachstum vollständig aus thesaurierungsbedingtem Wachstum erklärt werden. Generell plädieren die Autoren in Anlehnung an frühere Erkenntnisse in der Literatur dafür, inflationsbedingte Anpassungen von Rechnungslegungsgrößen zu unterlassen, da sie zu Inkonsistenzen in der Bewertung führen. Zudem ist die vom Institut der Wirtschaftsprüfer erhobene Forderung, gleichzeitig eine Substanzerhaltung und eine kapitalwertneutrale Thesaurierung bei Inflation vorzunehmen, nicht erfüllbar. Die gestiegenen Wiederbeschaffungskosten vorteilhafter Investitionsprojekte erfordern im Gegenteil eine werterhöhende Thesaurierung von Nominalgewinnen.
7 Die Auswirkung der Rangfolge von Produkten auf das Entscheidungsverhalten von Konsumenten
In Online-Shops werden Produkte in Verkaufslisten angeboten, was zwangsläufig zu einer bestimmten Rangfolge der Produkte führt. Dies ist Anlass für Leesch, Herrmann und Landwehr zu untersuchen, ob der Rangplatz eines Produktes innerhalb einer Verkaufsliste einen Einfluss auf die Präferenz des Entscheidenden ausübt. Derartige Erkenntnisse sind für die Listengestaltung von Herstellern und Händlern von großer Bedeutung, da sie Produkte mit dem höchsten Deckungsbeitrag auf die präferierten Rangplätze platzieren könnten. So konkretisiert sich die Problemerörterung des Verfasser in den drei Fragen, ob die Wahlwahrscheinlichkeit für ein Produkt durch die Rangreihung beeinflusst wird – und wenn dies der Fall ist, welcher Rangplatz dann für die entsprechende Produktwahl entscheidend ist und inwieweit dadurch die Präferenz des Konsumenten durch die bewusste Platzierung von Produkten auf Verkaufslisten durch das anbietende Unternehmen gelenkt werden kann. Die in diesem Zusammenhang durchgeführte empirische Studie bezieht sich auf die Gebrauchtwagenbörse eines PKW-Unternehmens und ist speziell auf Angebote eines Audi A4 mit entsprechend ähnlichen Eigenschaften ausgerichtet. Eintausendeinhundert Probanden wurden im Hinblick auf ihr Auswahlverhalten untersucht. Dabei traten bemerkenswerte Erkenntnisse zutage. Bei einer randomisierten Listengestaltung von Gebrauchtwagen ähnlicher Qualitäten werden Produkte auf dem ersten Listenplatz von den Konsumenten bevorzugt. Ist die Liste dagegen im Hinblick auf bestimmte Kriterien des Gebrauchtwagens, wie z. B. Preis, Kilometerleistung und Alter geordnet, so wählen die Konsumenten eher einen Wagen auf einem mittleren Listenplatz aus. Dies ist Ausdruck eines gewissen Kompromissverhaltens der Nachfrager. Weitere Zusatzinformationen zu den Produkten können diese Präferenzen aber durchaus beeinflussen. So müssen die vorgetragenen Erkenntnisse relativiert werden, wenn bestimmte Produkte aus der Liste durch zusätzliche Beschreibungen oder farbige Hervorhebungen besonders herausgestellt werden. So führen farbige Hervorhebungen zu einer Reduktion der Entscheidungsqualität, da die Nachfrager diesen Produkten mitunter mit Misstrauen begegnen. Überdies bestätigt sich sogar die Hypothese, dass dann, wenn die Konsumenten eine Beeinflussung durch hervorgehobene Produkte vermuten, sie eher nicht besonders herausgestellte Produkte wählen. Der Verfasser sieht in den von ihm abgeleiteten Ergebnissen einen Beleg dafür, dass Ansätze irrationalen Entscheidungsverhaltens in der Ökonomie durchaus ihre Berechtigung haben.
8 Das Mai-Heft
Das nächste Heft wird vier Beiträge enthalten, die aus den Bereichen der Produktion, des Marketing und der strategischen Führung kommen.
Fandel und Lorth diskutieren in ihrem Beitrag Situationen, in denen die technische Ineffizienz von Produktionsaktivitäten das Ergebnis rationalen ökonomischen Entscheidungsverhaltens sein kann. Die übliche Vorgehensweise, zunächst aus allen Produktionsaktivitäten die effizienten zu bestimmen und dann daraus nach bestimmten Bewertungskriterien die optimalen auszuwählen, könnte insofern zu ökonomischen Fehlentscheidungen führen. Die Untersuchungen zeigen, dass die Gutenberg-Produktionsfunktion eine geeignete Basis ist, Ansätze technischer Ineffizienz operationalisierbar zu machen.
Preis und Qualität als Dimensionen von Kompromissoptionen werden in der Arbeit von Gierl und Stiegelmayr erörtert. Die von den Verfassern dargebotenen theoretischen Erklärungen bieten Anhaltspunkte dafür, die Wirkung der Existenz und der Positionierung von Kompromissprodukten vorauszusagen. Von besonderem Interesse ist die Erkenntnis, dass Kompromissoptionen selbst dann bevorzugt werden können, wenn ihre Preis-Qualitäts-Verhältnisse deutlich schlechter als die anderer Optionen sind.
Huber, Vollhardt, Matthes und Meyer führen eine theoretische und empirisch experimentelle Analyse zur Wirkungsweise von Combined-Currency Prices durch. Hierbei geht es um Güter, die durch eine Kombination aus realer und künstlicher Währung (z. B. Bonuspunkte) erworben werden können. Die Wirkungsweise dieser Möglichkeiten der Preisgestaltung ist Gegenstand dieses Beitrags. Combined-Currency Prices können einen Einfluss auf die vom Konsumenten wahrgenommene Preisfairness ausüben und damit bei Preiserhöhungen vorteilhafter sein als die reine Preisgestaltung.
Ein Review der aktuellen Forschungsliteratur über die deutschen Gewerkschaften ist Gegenstand des Beitrags von zu Knyphausen-Aufseß, Linke und Nikol. Aus rund 80 relevanten Forschungsbeiträgen schälen sich drei Themenkreise heraus, welche die Verfasser ausführlich diskutieren. Es handelt sich dabei um die Mitgliedschaft in den deutschen Gewerkschaften, ihre Stellung im System der Arbeitsbeziehungen und den Prozess ihrer Erneuerung.
Günter Fandel
Editor-in-Chief
9 Autor des Jahres 2009
Dr. Kai Sandner
Kai Sandner ist von den Herausgebern der Zeitschrift für Betriebswirtschaft für seinen Beitrag „Impacts of Rivalry on Types of Compensation – Competition vs. Co-operation between Multiple Agents under Technological Interdependencies“, der in Heft 4/2009 erschienen ist, mit dem Titel „Autor des Jahres 2009“ ausgezeichnet worden. Dadurch wird seine qualitativ hervorragende Veröffentlichung gewürdigt, welche die entscheidungsorientierte Betriebswirtschaftslehre weiterentwickelt, methodisch mikroökonomisch fundiert ist und unmittelbar Möglichkeiten der praktischen Anwendung eröffnet. Sie ragt daher in besonderer Weise aus den Publikationen heraus. Die Herausgeber und der Verlag gratulieren Herrn Kai Sandner zu dieser Ehrung ganz herzlich.
Auf der Grundlage eines LEN-Modells, das eine lineare Teilung der erfolgsabhängigen Entlohnung der Agenten, exponentielle Risikonutzenfunktionen und normalverteilte Zufallsvariablen unterstellt, untersucht Sandner die Auswirkungen von Wettbewerbs- bzw. Kooperationsverhalten zwischen zwei Agenten bei technologischen Abhängigkeiten auf die Zielkonformität des Entlohnungssystems. Dabei werden der Typus der teambasierten Vergütung mit dem der Entlohnung nach der individuellen Leistungsfähigkeit linear gewichtet miteinander kombiniert. Produktivitätserfolge können aus Synergien der Kooperation beider Agenten oder aus Externalitäten entstehen. Stochastische Abhängigkeiten zwischen den Aktivitäten der Agenten erfordern detailliertere Untersuchungen der Wirkungszusammenhänge. In dem behandelten Prinzipal-Agenten-Modell zeigt sich, dass dem Prinzipal kein weiterer Nutzen mehr entsteht, wenn beide Agenten das gleiche Wettbewerbsverhalten an den Tag legen. Profitieren könnte er dann nur noch von unterschiedlichen Präferenzen der Agenten, die durch Asymmetrien ihres Verhaltens zum Ausdruck kommen. Die methodischen Analysen besitzen eine unmittelbar praktische Relevanz, wenn in einem Unternehmen verhindert werden soll, dass eine rein am Abteilungsergebnis orientierte Entlohnung in Konflikt mit einer wünschenswerten abteilungsübergreifenden Kooperation gerät.
Kai Sandner wurde am 11. April 1980 in Dachau geboren. Von 1999 bis 2004 studierte er Betriebswirtschaftslehre an der Universität München. Die Diplomprüfung bestand er mit der Durchschnittsnote 1,0. Die von ihm im Studium gewählten Vertiefungen lagen in den Fächern Produktionswirtschaft und Controlling sowie Kapitalmarktforschung und Finanzierung. Von 2004 bis 2007 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter und Doktorand am Institut für Produktionswirtschaft und Controlling der Universität München bei Prof. Dr. Dr. h.c. Hans-Ulrich Küpper. Die Promotion erfolgte 2007 mit der Note „summa cum laude“. Für die Doktorarbeit über „Behavioral Contract Theory – Einfluss sozialer Präferenzen auf die Steuerung dezentraler Organisationseinheiten“ erhielt er den vom Forum Münchner Betriebswirte e. V., LMU Management Alumni gestifteten Preis. Zurzeit ist Kai Sandner Habilitand am Institut für Produktionswirtschaft und Controlling der Universität München. Er hat bereits an zahlreichen wissenschaftlichen Tagungen teilgenommen und hält Lehrveranstaltungen zu Produktion und Controlling. Sein Forschungsschwerpunkt liegt auf dem Gebiet der sozialen Präferenzen.
10 Gutachter des Jahres 2009
Prof. Dr. Detlef Schoder
Mit der Auszeichnung „Gutachter des Jahres 2009“ möchten sich die Herausgeber und der Verlag bei einem ausgewählten Gutachter stellvertretend für alle Personen, die im Jahre 2009 für die Zeitschrift als Gutachter tätig waren, für die Bemühungen bedanken, durch ihre fachkundige Unterstützung die Veröffentlichung qualitativ guter Beiträge in der Zeitschrift für Betriebswirtschaft zu gewährleisten. Zum „Gutachter des Jahres 2009“ ist von den Herausgebern Detlef Schoder, Universität zu Köln, gewählt worden.
Detlef Schoder wurde am 16. September 1966 geboren. Er studierte Betriebswirtschaftslehre an den Universitäten in München und Passau. Promoviert und habilitiert wurde er am Institut für Informatik und Gesellschaft an der Universität Freiburg. Von 2001 bis 2003 war er Inhaber des Lehrstuhls für Electronic Business an der Wissenschaftlichen Hochschule für Unternehmensführung in Vallendar bei Koblenz. Zum Wintersemester 2003/2004 hat er einen Ruf an die Universität zu Köln auf das Fachgebiet Wirtschaftsinformatik, insbesondere Informationsmanagement angenommen. Mitte der 90er Jahre des vorigen Jahrhunderts leitete er eines der größten empirischen Forschungsprojekte Europas zu Web-gestütztem Electronic Commerce. Im Mittelpunkt seiner Lehre und Forschung stehen die Wirtschaftlichkeit und die Anwendung von IT in Unternehmen. Schoder ist Verfasser von zahlreichen begutachteten Publikationen in führenden deutschen und internationalen Fachzeitschriften. Vom North Eastern Decision Science Institute in den USA erhielt er einen Best-Paper-Award für „Outstanding research efforts in the field of Organizational Theory, Behaviour and Strategy“.
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Fandel, G. Editorial. Z Betriebswirtsch 80, 339–350 (2010). https://doi.org/10.1007/s11573-010-0364-4
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