1 Wechsel bei den Department Editors

Ab Oktober 2009 übernimmt Herr Prof. Dr. Harald Hruschka, Regensburg, die Geschäfte von Herrn Prof. Dr. Manfred Krafft für den Herausgeberbereich Marketing. Verlag und Herausgeber danken Herrn Krafft für die erfolgreiche Kooperation in den zurückliegenden Jahren und freuen sich auf die Zusammenarbeit mit Herrn Hruschka.

2 Das Oktober-Heft

In dem vorliegenden Heft gelangen vier Beiträge zum Abdruck. Sie kommen aus den Bereichen der Personalwirtschaft, der Finanzierung und der Betriebswirtschaftlichen Steuerlehre. Einer der beiden Beiträge zur Betriebswirtschaftlichen Steuerlehre unterzieht in einem Überblick die Forschungsziele dieses Gebiets einer kritischen Analyse.

3 Aufsichtsratsverflechtungen und Vorstandsbezüge

Entorf, Gattung, Möbert und Pahlke untersuchen in ihrem Beitrag den Einfluss von Aufsichtsratsverflechtungen auf die Entwicklung der Vorstandsbezüge in den DAX-Unternehmen. Die Untersuchung bezieht sich auf den Zeitraum von 2001 bis 2006, wobei die 30 Unternehmen einbezogen sind, die im Jahre 2003 zum DAX zählten. Die Überlegungen der Verfasser rekurrieren auf die Wirkungszusammenhänge, dass Aufsichtsratsmandate von Vorständen in anderen Unternehmungen deren Verhandlungsmacht stärken und sie somit höhere Vorstandsbezüge im eigenen Unternehmen durchsetzen können. Der Untersuchungszeitraum ist für das Studium der Zusammenhänge insofern sehr interessant, als die Vorstandsbezüge in diesem Zeitraum um etwa 65% gestiegen sind und diese Steigerungen weniger durch entsprechende wirtschaftliche Erfolge der von den Vorständen geleiteten Unternehmungen erklärt werden können. Daher tritt die Untersuchung der Vernetzungsproblematik in den Vordergrund, wobei direkte und indirekte Aufsichtsratsverflechtungen in die Analyse einbezogen werden. Indirekte Verflechtungen kommen dabei zum Beispiel durch Triaden zum Ausdruck, welche die Aufsichtsrats- und Vorstandsvernetzungen über dritte Unternehmungen erfassen. Die direkten und indirekten Vernetzungen werden durch zwei einprägsame Abbildungen veranschaulicht. Mithilfe der Methoden der sozialen Netzwerkanalyse und der Personalökonometrie werden die Wirkungen der Aufsichtsratsverflechtungen auf die Vorstandsbezüge untersucht. Die Machtposition der Vorstände geht hierbei als erklärende Netzwerkvariable in die Regressionsrechnungen ein. Die Verfasser können auf der Grundlage ihrer Datenbasis schließlich zeigen, dass die Vorstandsgehälter mit der Zahl der wahrgenommenen Aufsichtsratsmandate in anderen Unternehmen steigen, allerdings mit der Anzahl fremder Vorstände im eigenen Aufsichtsrat sinken. Der Wechsel vom Vorstandsvorsitz zum Aufsichtsratsvorsitz führt dagegen im Allgemeinen nicht zu signifikanten Erhöhungen der Vorstandsbezüge.

4 Illiquide Assets in der Portfoliooptimierung

Diepold und Dzienziol erweitern die Rentabilitäts- und Sicherheitsaspekte der üblichen Portfoliooptimierung um einen dritten Aspekt der Liquiditätsanforderungen. Dabei bedürfen illiquide Assets im Portfolio einer besonderen Beachtung, da sie gemäß ihrer Definition nur noch unvollständig verkauft werden können und ein kurzfristiger Verkauf zu Verlusten führt. Beispiele für derartige illiquide Assets sind Immobilien, Gesellschaftsanteile oder Lebensversicherungen. Die modelltheoretischen Überlegungen der Verfasser zeigen, dass es in derartigen Fällen signifikante Unterschiede in der Portfoliooptimierung im Vergleich zu der Situation, dass nur liquide Assets betrachtet würden, gibt. Die Erkenntnisse der normalen Portfoliooptimierung würden insofern zu Fehlentscheidungen führen können. Der Einfluss der Besonderheiten illiquider Assets auf die Portfoliooptimierung bei gegebenen Liquiditätsanforderungen wird auf der Grundlage eines quantitativen Modells studiert. Dabei werden mehrere Fälle unterschieden, je nachdem, ob ein fester Anlagebetrag auf liquide und illiquide Assets aufgeteilt wird und sich dabei sichere Wertentwicklungen beider Asset-Typen ergeben oder aber Risiken bei den liquiden Assets oder in ihrem Verbund mit den illiquiden Assets zu beachten sind. Die methodischen Überlegungen der Verfasser führen im Wesentlichen zusammengefasst zu folgenden Ergebnissen. Bei Sicherheit wählt man die Anlage und das Asset mit der höheren Rendite. Liquiditätsanforderungen können dabei aber zu einem Optimierungsproblem unter Unsicherheit führen. Dann hängt die erwartete Rendite des illiquiden Assets von dem Anlagebetrag in den liquiden Assets ab. Ein gemischtes Portfolio führt dann zu einem besseren Value-at-Risk, als nur auf das illiquide Asset mit der höheren Rendite zu setzen. Die Aufteilung ändert sich im Fall der unsicheren Entwicklung der Assets wegen der Varianzen des liquiden Assets. Schließlich fällt die Risikodiversifizierung anders aus als beim Management lediglich liquider Assets. Die betrachteten Zusammenhänge werden auf der Grundlage eines Chance-Constrained-Ansatzes untersucht, indem die Risikoaspekte über Änderungen der Nebenbedingungen erfasst werden.

5 Verlustnutzungen von Kapitalgesellschaften bei Umwandlungen

In ihrer ökonomischen Vorteilhaftigkeitsanalyse untersuchen Brähler, Goettsche und Rauch die Nutzungsmöglichkeiten von Verlustvortragungen der Kapitalgesellschaften bei Umwandlungen. Erhöhungen der indirekten Verlustnutzungsmöglichkeiten können dabei durch die Aufstockung der Wirtschaftsgüter infolge der Offenlegung stiller Reserven sowie durch eine Erhöhung der Mindestbesteuerung erzielt werden. Formal-analytische Überlegungen zur optimalen Ausübung der Handlungsmöglichkeiten zur Verlustnutzung bei Umwandlungen zeigen, dass eine solche Umstrukturierung nur dann vorteilhaft ist, wenn die Mindestbesteuerung unterlaufen werden kann. Hierzu untersuchen die Verfasser die Fälle ohne und mit Mindestbesteuerung des Übertragungsgewinns. Interessanterweise gibt es Situationen, in denen es sinnvoll sein kann, bei einer Umwandlung einen Verlustvortrag zum Teil verfallen zu lassen. Das umwandlungssteuerliche Wahlrecht zur Aufstockung der stillen Reserven erhöht zudem das Abschreibungspotential des übernehmenden Unternehmens. Die methodischen Betrachtungen eröffnen Gestaltungsmöglichkeiten optimaler Verlustnutzung.

6 Forschungsziele der Betriebswirtschaftlichen Steuerlehre in der Kritik

Schmiel unterzieht in ihrem Überblicksbeitrag das Verständnis der Forschungsziele der Betriebswirtschaftlichen Steuerlehre, wie es von Hundsdoerfer, Kiesewetter und Sureth in dem Heft 1 der Zeitschrift für Betriebswirtschaft 2008 auf den Seiten 61-139 vertreten worden ist, einer kritischen Erörterung. Aus der kritischen Analyse entwickelt die Verfasserin dann ein alternatives Verständnis von den Forschungszielen der Betriebswirtschaftlichen Steuerlehre, das sie in diesem Beitrag darlegt. Ein wesentlicher Einwand der Verfasserin gegen die neoklassisch-modelltheoretische Steuerwirkungslehre liegt darin, dass diese wegen realitätsferner Annahmen die Handlungen von Steuerpflichtigen nicht tatsächlich erklären können. Insofern kann dann auch die Realisierbarkeit entscheidungsneutraler Steuersysteme nur unzureichend fundiert sein. So plädiert die Autorin in der Steuerrechtsgestaltung für eine Orientierung am Leistungsfähigkeitsprinzip, wodurch eine horizontale Gleichmäßigkeit erreicht werden soll. Erfahrungswissenschaftliche Hypothesen über Steuerwirkungen müssen berücksichtigt werden, und die Untersuchungen müssen sich darauf konzentrieren, den tatsächlichen Einfluss der Steuern auf das Handeln des Steuerpflichtigen losgelöst von präskriptiven Entscheidungsmodellen zu ermitteln. Die Steuerplanungslehre ist so nicht Grundlage der Steuerwirkungslehre, sondern knüpft vielmehr an letztere an. Erfahrungswissenschaftliche Erkenntnisse können nur insofern bedeutsam sein, als auch realistische Unsicherheiten beachtet werden, die bislang nicht als Tatbestände in Entscheidungskalküle einbezogen sind.

7 Das November-Heft

Von den vier Beiträgen des nächsten Heftes ist einer im Bereich der Unternehmensplanung und ein anderer im Bereich der Produktionsplanung angesiedelt. Die übrigen beiden Beiträge kommen aus dem Bereich der Wirtschaftsprüfung und Rechnungslegung, wovon einer eine Übersichtsarbeit ist.

Nölte untersucht empirisch anhand der DAX- und MDAX-Unternehmen die Determinanten des Informationsgehalts von Managementprognosen. Maßgebliche Variable ist dabei die Präzision der Formulierung einer Prognose. Interessanterweise scheinen MDAX-Unternehmen präziser formulierte Prognosen abzugeben als DAX-Unternehmen. Allerdings wirken auch noch andere Parameter auf diesen Präzisionsgrad ein.

Jacobs, Junker und Letmathe stellen in ihrem Beitrag ein Optimierungsmodell vor, welches zur zustandsorientierten Maschinenzuordnungs- und -instandhaltungsplanung verwendet werden kann. Dadurch wird die zustandsorientierte Instandhaltungsplanung durch den Aspekt ergänzt, dass sich Maschinenzustände im Zeitablauf verschlechtern.

Bigus und Zimmermann überprüfen die Honorare für Abschlussprüfungen in Deutschland im Hinblick auf die Gültigkeit des Quasirentenmodells. Mithilfe der multiplen linearen Regressionsanalyse wird überprüft, ob die Honorare für Erstprüfungen systematisch niedriger ausfallen als die für Folgeprüfungen, inwieweit die Prüfungshonorare mit zunehmender Mandatslaufzeit ansteigen und ob sie zu den Beratungshonoraren korrelieren.

Königsgruber gibt einen Literaturüberblick über das Lobbying bei der Rechnungslegungsstandardsetzung. Erkenntnisse aus dem angelsächsischen Raum werden daraufhin überprüft, inwieweit sie auch für die Europäische Union nach Inkrafttreten der IAS-Verordnung gelten.

G. Fandel

Editor-in-Chief

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