Theoretischer Hintergrund

Burnout, definiert als ein Syndrom emotionaler Erschöpfung infolge von chronisch intensivem Stresserleben, hat in der Hochschulforschung an Relevanz gewonnen. Durch die vielfältigen Anforderungen, die an Studierende gestellt werden, ist ihr Stresserleben häufig erhöht. Neben dem Besuch von Veranstaltungen und dem Selbststudium müssen regelmäßig Prüfungen absolviert und bestanden werden. Viele Studierende haben dabei mit Lern- und Leistungsproblemen zu kämpfen [15]. Über diese Leistungsanforderungen hinaus sind Studierende mit weiteren Aufgaben konfrontiert. Dazu gehören z. B. die Finanzierung ihres Lebensunterhalts, die eigenständige Organisation des Studiums und das Vereinbaren von Studium, Erwerbstätigkeit und Privatleben. Dabei schätzt der Großteil der Studierenden den Zeitaufwand für studienbezogene Angelegenheiten als hoch bis sehr hoch ein [15]. Im Vergleich zu gleichaltrigen Nicht-Studierenden leiden Studierende häufiger an physischen und psychischen Beschwerden und zeigen vermehrt Anzeichen emotionaler Erschöpfung. Sie bewerten die Anforderungen als höher und Zeitspielräume als deutlich geringer [17]. Steigende persönliche Kosten in Form von Studienabbrüchen, psychischen Erkrankungen und damit verbundenen gesamtgesellschaftliche Konsequenzen wie ökonomische Fehlinvestitionen [3] sind die Folge. Von Interesse scheinen daher insbesondere Faktoren zu sein, welche den studienbezogenen Anforderungen entgegenwirken und die Bewältigung des Studienalltags erleichtern. Eine zentrale personale Ressource stellt dabei die studienbezogene Motivation dar. Dabei sind Zielorientierungen (als dispositionale Handlungsabsicht) von zentraler Bedeutung, da sie die Wahrnehmung von Leistungssituationen und kompetenzbasiertem Verhalten beeinflussen [6]. In der vorliegenden Studie werden hierzu Zielorientierungen als personale Ressource in das etablierte „Study Demands-Resources-Modell“ (SD-R-Modell) integriert, welches Erklärungsansätze dafür bietet, warum einige Studierende bei hohen Anforderungen mit Erschöpfung reagieren und andere engagiert bleiben [10, 13].

Das SD-R-Modell

Der Ursprung für das SD-R-Modell ist das für den Arbeitskontext entwickelte „Job Demands-Resources-Modell“ (JD-R-Modell; z. B. [1, 2]). Das Modell erklärt die Entstehung von Burnout und Engagement aufgrund des direkten und indirekten Zusammenwirkens von arbeits- bzw. studienbezogenen Anforderungen und Ressourcen.

Burnout wird dabei durch die Dimensionen emotionale Erschöpfung, Zynismus und reduziertes Wirksamkeitserleben charakterisiert. Emotionale Erschöpfung ist das Initialsymptom von Burnout und führt bei anhaltenden Anforderungen zur Abwertung des Studiums sowie zu reduzierter Selbstwirksamkeit [24]. In dieser Studie wird daher emotionale Erschöpfung als das zentrale Symptom des Burnouts fokussiert. Engagement stellt den Gegenpol zu Burnout dar und beschreibt den Einsatz und die Energie, welche im Studium aufgewendet werden. Engagement ist durch einen positiven Zustand von Vitalität, Hingabe und Vereinnahmung [20] gekennzeichnet. Die Anforderungen des Studienumfelds beziehen sich auf alle physischen, psychischen, sozialen und organisationalen Aspekte, die eine Bewältigung durch das Individuum erfordern (z. B. Zeitdruck, ein hohes Maß an Konzentration oder die Bewältigung mehrerer Aufgaben zur gleichen Zeit). Die Ressourcen kennzeichnen Aspekte, die dabei helfen, die studienbezogenen Anforderungen zu bewältigen (z. B. Unterstützung durch Lehrende und Kommilitonen, oder die Möglichkeit sinnvolle Qualifikationen für die eigene Zukunft zu erlangen; [13]).

Bezogen auf diese Variablen bildet das Modell zwei parallele, direkte psychologische Prozesse ab: Zum einen führt ein gesundheitsbeeinträchtigender Prozess dazu, dass durch zu hohe, dauerhafte Anforderungen mentale und physische Ressourcen ausgeschöpft werden. Dies kann zu Burnout und langfristig zu gesundheitlichen Problemen (z. B. Depression, Herzkreislaufstörungen, Substanzabhängigkeiten) führen [14]. Zum anderen wird ein motivationaler Prozess angenommen, in dem die Studienressourcen durch ihr motivationales Potenzial zu Engagement und langfristig zu positiven psychischen und akademischen Outcomes führen (z. B. geringerem Risiko eines Studienabbruchs, höheres Wohlbefinden; [18]).

Personale Ressourcen im SD-R-Modell

Das ursprüngliche JD-R-Modell wurde um die Variable der personalen Ressourcen erweitert. Personale Ressourcen sind protektive Faktoren, welche einen adaptiven Umgang mit Anforderungen der Umwelt ermöglichen und zu einer positiven Entwicklung des Individuums beitragen [11]. Personale Ressourcen können adaptive charakterliche, kognitive sowie motivationale Eigenschaften von Personen sein. Erste empirische Befunde hierzu lieferten Xanthopoulou et al. [25], indem sie Ansatzpunkte für eine vermittelnde Wirkung personaler Ressourcen im JD-R-Modell fanden. Es zeigte sich, dass die Eigenschaften Selbstwirksamkeit, organisationsbezogener Selbstwert und Optimismus den Zusammenhang zwischen Jobressourcen und Engagement sowie Burnout mediierten.

Im SD-R-Modell wurden studienbezogene Ressourcen, wie z. B. Unterstützung durch Lehrende und Kommilitonen, bereits berücksichtigt [13]. Personale Ressourcen hingegen wurden bisher noch nicht ausreichend untersucht und in das Modell integriert. Besonders individuelle Unterschiede bezüglich motivationaler Aspekte fanden in der deutschen Hochschulforschung im Zusammenhang von Burnout und Engagement bisher wenig Beachtung, obwohl bereits erste Ansatzpunkte für motivationale Wirkungen gefunden werden konnten [16, 21]. In der vorliegenden Studie werden deshalb Zielorientierungen als personale Ressource im Kontext des SD-R-Modells untersucht.

Zielorientierungen als personale Ressource

Im Hochschulkontext spielen besonders leistungsbezogene Anforderungen eine große Rolle. Wie diese Anforderungen bewältigt werden, kann von der verfolgten Zielorientierung der Studierenden abhängen (z. B. [5]). Zielorientierungen (definiert als motivationale Absichten, ein bestimmtes Verhalten zu zeigen) scheinen als personale Ressource von zentraler Bedeutung zu sein, da sie die Wahrnehmung von Leistungssituationen und kompetenzbasiertem Verhalten beeinflussen. In diesem Zusammenhang wurde ein 2 × 2-Rahmenmodell entwickelt, das aus Annäherungslern‑, Vermeidungslern‑, Annäherungsleistungs- und Vermeidungsleistungszielorientierungen besteht [6]. Bei Lernzielen geht es darum, die eigene Kompetenz weiterzuentwickeln, während es bei Leistungszielen darum geht, im Vergleich zu anderen bessere Leistungen zu erbringen. Im Vordergrund steht entweder, sich wünschenswerten Möglichkeiten anzunähern oder negative Möglichkeiten zu vermeiden.

Die unterschiedlichen Zielorientierungen werden mit unterschiedlichen emotionalen und behavioralen Konsequenzen adaptiver und maladaptiver Art in Verbindung gebracht. Während Vermeidungsziele protektiv (eher maladaptiv) eingesetzt werden, um Selbstwertverluste zu verhindern, werden Annäherungsziele aktiv verwendet, um Ressourcen aufzubauen und so einen adaptiven Umgang mit der Umgebung zu ermöglichen. In der vorliegenden Studie werden daher die mit Resilienz assoziierten Annäherungszielorientierungen betrachtet. Belege fanden u. a. Tuominen-Soini et al. [22]. Sie konnten herausstellen, dass Annäherungstendenzen positiv mit subjektivem Wohlbefinden zusammenhingen, während Vermeidungstendenzen zu Anpassungsproblemen bei Schülern führten. Ähnliche Ergebnisse lieferten Studien von Shih [21] und Naidoo et al. [16]. Sie brachten Annäherungszielorientierungen in einen positiven Zusammenhang mit Engagement und einen negativen Zusammenhang mit Burnout [21]. Außerdem stellten sie einen positiven Zusammenhang von Vermeidungszielen und Burnout, sowie einen negativen Zusammenhang zwischen Annäherungszielen und Burnout fest. Die Autoren betonten die Rolle der Valenz (Annäherung oder Vermeidung) und vermuteten, dass Annäherungsorientierungen als ein Puffer für die Entwicklung von Burnout dienen könnten [16].

Die aktuelle Studie

In Anlehnung an die dargelegten theoretischen Überlegungen und empirischen Befunde wird in der vorliegenden Arbeit geprüft, inwieweit Annäherungszielorientierungen als personale Ressource in das SD-R-Modell eingeordnet werden können. Dazu wird zunächst getestet, ob sich die Annahmen des Modells in der vorliegenden Stichprobe replizieren lassen (H1, ESM 1). Anschließend wird der Zusammenhang zwischen studienbezogenen Ressourcen, Zielorientierungen und Engagement sowie dem Initialsymptom von Burnout, emotionaler Erschöpfung, untersucht (H2a, H2b, Abb. 1). Hierbei werden Zielorientierungen als Mediator angenommen. Vor dem Hintergrund der skizzierten Befundlage werden demnach folgende Hypothesen formuliert:

  • H1: Anforderungen und Ressourcen stehen in einer negativen Beziehung zueinander. Anforderungen korrelieren positiv mit Burnout und Engagement, während Ressourcen negativ mit Burnout und positiv mit Engagement korrelieren.

  • H2a: Annäherungslern- und -leistungszielorientierungen mediieren den Zusammenhang zwischen Ressourcen und Engagement positiv.

  • H2b: Annäherungslern- und -leistungszielorientierung mediieren neben dem Zusammenhang zwischen Ressourcen und Engagement (positiv) auch den Zusammenhang zwischen Ressourcen und Burnout (negativ).

Abb. 1
figure 1

SD-R-Modell (Study Demands-Resources-Modell) angelehnt an Lesener et al. [13] mit Integration der Annäherungszielorientierung

Für eine valide Überprüfung eines Mediationseffekts sind längsschnittliche Daten notwendig. Die vorliegende Studie hat jedoch ein querschnittliches Design. Deshalb werden H2a und H2b explorativ mit dem Ziel untersucht, Hinweise für spätere längsschnittliche Studien zu liefern.

Methodik

Stichprobe

Im Frühjahr 2020 nahmen 503 Studierende an der Online-Fragebogenstudie teil. Nach der Bereinigung (z. B. viele fehlende bzw. ungültige Antworten) der Daten wurden Antworten von 347 Studierenden (davon 274 weiblich) in die Datenanalyse einbezogen. Das Durchschnittsalter betrug 22,9 (SD = 3,2) Jahre. Die Teilnehmenden waren Studierende im Bachelor (n = 217), Master (n = 120) sowie Promovierende (n = 4). Etwa 31 % der Studierenden befanden sich zum Zeitpunkt der Erhebung im ersten Fachsemester und insgesamt 40 % der Teilnehmenden gaben an, Psychologie zu studieren. Die Daten stammen insgesamt von Studierenden an 49 Universitäten und Fachhochschulen. 64 % der Teilnehmenden (n = 223) studierten an der Universität Bielefeld.

Messinstrumente

Ressourcen

Die Ressourcen wurden mit den Skalen zur sozialen sowie akademischen Integration und Studiumsfortschritten erfasst [4]. Es wurde die 5‑stufige Likert-Subskala Emotionale Involviertheit mit 3 Items (α = 0,84) verwendet.

Zielorientierung

Als personale Ressource wurde die Leistungszielorientierung mittels „Achievement Goal Questionnaire“ (AGQ‑R; [7]) auf einer ebenfalls 5‑stufigen Likert-Skala erhoben. Es wurden die Unterskalen Annäherungslern- (α = 0,81) und Annäherungsleistungsziele (α = 0,91) mit jeweils 4 Items verwendet.

Studienbezogene Anforderungen

Für die Messung studienbezogener Anforderungen wurde das Berliner Anforderungs-Ressourcen-Inventar für Studierende (BARI‑S; [9]) verwendet. Die eingesetzte Subskala in 6‑stufiger Likert-Form erfasst die Überforderung im Studium mit 3 Items (α = 0,64).

Burnout

Burnout wurde mittels der deutschen Kurzversion des Maslach-Burnout-Inventars für Studierende (MBI-SS KV; [24]) erhoben. Verwendet wurde die 6‑stufige Subskala Emotionale Erschöpfung mit 3 Items (α = 0,76).

Studienbezogenes Engagement

Studienbezogenes Engagement (α = 0,79) wurde mit der 7‑stufigen Utrecht Work Engagement Scale – Student Form Ultra Short (UWES-SF; [8]) erfasst. Das Inventar besteht aus 3 Items, die die drei Dimensionen Energie, Hingabe und Vitalität umfassen. Die Items sind in ESM 2 dargestellt.

Analytische Strategien

Mit dem Little’s Test wurde überprüft, ob sich die Missings zufällig über die Datenstruktur erstreckten. Zur Prüfung der Hypothesen wurden drei latente Pfadmodelle aufgestellt, mittels des Pakets „lavaan“ [19] im Statistikprogramm R (Version 3.6.1) getestet und die Werte mit dem robusten Maximum-likelihood-Verfahren (Huber-White-Korrektur) geschätzt, welches robust gegenüber der Verletzung von Verteilungsannahmen ist. Modell 1 repliziert das SD-R-Modell (H1), Modell 2 führt die Mediation der studienbezogenen Ressourcen durch Zielorientierung auf das Engagement ein (H2a), Modell 3 erweitert Modell 2 um die Mediation zwischen Ressourcen und Burnout durch Zielorientierung (H2b). Bei allen Modellen wurde das Geschlecht als Kontrollvariable aufgenommen. Die Signifikanztestung unterlag einem Signifikanzniveau von α = 0,05. Bei den Modellvergleichen wurden die Richtwerte von Hu und Bentler [12] herangezogen. Auf Modelldifferenztestungen wurde entsprechend der Empfehlung von Urban und Mayerl [23] verzichtet.

Ergebnisse

Das ESM 3 präsentiert Mittelwerte, Standardabweichungen und Interkorrelationen der Skalen. Tab. 1 zeigt die standardisierten Regressionsgewichte, Standardfehler und Signifikanzen der latenten Regressionspfade.

Tab. 1 Standardisierte Regressionsgewichte, Standardfehler und Signifikanzen

Wie erwartet (H1), korrelierten Anforderungen und Burnout sowie studienbezogene Ressourcen und Engagement positiv. Hypothesenkonform korrelierten studienbezogene Ressourcen und Burnout negativ. Lediglich der Zusammenhang zwischen Anforderungen und Engagement konnte nicht nachgewiesen werden. Insgesamt wurden 38 % der Varianz in Burnout und 52 % der Varianz im Engagement erklärt.

Hypothesenkonform (H2a) mediierte die Lernzielorientierung den Zusammenhang zwischen studienbezogenen Ressourcen und Engagement positiv. Höhere Lernziele hingen mit höherem Engagement zusammen. Entgegen der Hypothese ist die Leistungszielorientierung kein signifikanter Mediator. Es konnten 38 % der Varianz in Burnout und 62 % der Varianz in Engagement erklärt werden.

Entgegen der Hypothese (H2b) war die Leistungszielorientierung kein signifikanter Mediator zwischen studienbezogenen Ressourcen und Burnout. Lernzielorientierung mediierte den Zusammenhang zwischen Ressourcen und Engagement, jedoch entgegen der erwarteten Wirkrichtung. Höhere Lernziele hingen mit höherem Burnout zusammen. Modell 3 erklärte 41 % der Varianz in Burnout und 62 % der Varianz in Engagement.

In Tab. 2 ist die Modellgüte der drei Modelle angegeben. Aufgrund der Gütekriterien und dem Anteil der aufgeklärten Varianz kann Modell 2 angenommen werden.

Tab. 2 Gütekriterien der Modelle

Diskussion

Ziel dieser Studie war es, die Anwendbarkeit des im Hochschulkontext etablierten SD-R-Modells um die Einflussnahme der personalen Ressourcen in Form von Zielorientierungen zu erweitern. Das Modell wurde damit erstmalig mit der erweiterten Komponente der Zielorientierung in Deutschland untersucht.

Sowohl der motivationale Pfad zwischen Ressourcen und Engagement als auch der gesundheitsbeeinträchtigende Pfad zwischen Anforderungen und Burnout konnten durch die vorliegende Studie repliziert werden.

Im Kontrast zu bisherigen Anwendungen des SD-R-Modells wurde das Wirkgefüge des Modells um die Annäherungslern- und -leistungsziele als Mediator zwischen den studienbezogenen Ressourcen, dem Engagement sowie Burnout erweitert (Modell 2 und 3). Die Ergebnisse unterstreichen die Mediatorrolle von Annäherungslern- und -leistungszielen.

Im Arbeitskontext konnten darüber hinaus bereits Jobressourcen wie Kontroll- und Entscheidungsfreiheiten bei der Arbeitsausführung oder die Möglichkeit zur beruflichen Weiterentwicklung als Mediator zwischen personalen Ressourcen und Arbeitsengagement identifiziert werden [25]. Hier dienten also die Jobressourcen als Mediator. Dies spricht insgesamt für einen reziproken Zusammenhang von Arbeitscharakteristika und personalen Faktoren, der von Xanthopoulou et al. [26] bereits bestätigt werden konnte. Die Möglichkeit wechselseitiger Zusammenhänge nehmen Bakker et al. [2] in ihrer JD-R-Theorie auf. Deshalb sollte diese Möglichkeit im Hochschulkontext in weiteren Studien geprüft werden.

Darüber hinaus stellt die vorliegende Studie die Relevanz von Annäherungszielorientierungen heraus, indem sie an die Ergebnisse von Naidoo et al. [16] anknüpft. Es konnten sowohl zwischen Annäherungslern- und -leistungszielen positive Zusammenhänge mit dem Engagement der Studierenden und negative Zusammenhänge mit Burnout festgestellt werden. Ein wichtiger Befund ist hierbei, dass eine mittlere Fähigkeitsausprägung bei Annäherungslernzielen das Engagement der Studierenden optimal beeinflusst. Ist die Zielsetzung jedoch hoch ausgeprägt, so dass ausschließlich überhöhte Ziele gesetzt werden, kann dies einen Kontrasteffekt hervorrufen und sich negativ auf das Engagement auswirken und das Burnout-Risiko erhöhen. Dieser Befund zeigt einen neuen Ansatzpunkt, der in bisherigen Untersuchungen noch unentdeckt blieb und in den Fokus weiterer Forschung gesetzt werden sollte.

Die wesentliche Limitation dieser Studie ist das Querschnittsdesign. Es ist zusätzlich erforderlich längsschnittliche Daten zu erheben, um kausale Interpretationen der Effekte (insbesondere der Mediationseffekte) vornehmen zu können. Dennoch wurde das JD-R-Modell auch schon in längsschnittlichen Designs untersucht, was die Annahmen unterstützt [26]. Weiterhin sollte bedacht werden, dass die Studie nur auf selbstbeschreibenden Messdaten beruht und keine objektiven Daten erhoben wurden. Methodische Bias sind somit nicht auszuschließen [13]. Außerdem sollte die Zusammensetzung der Stichprobe beachtet werden. Die Daten stammen größtenteils von einer Hochschule und Studiengruppe. Die Ergebnisse sind daher für deutsche Studierende nicht repräsentativ. Außerdem werden Studierende aus Bachelor- und Masterstudiengängen gemeinsam betrachtet. Damit folgt diese Arbeit vorangegangenen Studien zum SD-R-Modell (z. B. [10]). Zukünftige Arbeiten sollten eine Analyse, getrennt nach Fortschritt im Studium (z. B. Bachelor vs. Master) anstreben, um möglicherweise fortschrittsbedingte Einflüsse von Zielorientierungen auf Engagement und Burnout aufzudecken.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass das bisher angenommene SD-R-Modell repliziert und durch die Annäherungslern- und -leistungsziele als personale Ressource erweitert werden konnte. Insgesamt zeigen die Ergebnisse, dass besonders die Annäherungslernziele eine wichtige Komponente im SD-R-Modell darstellen, da sie den Zusammenhang zwischen studienbezogenen Ressourcen und Engagement sowie Burnout vermitteln.

Fazit für die Praxis

  • Die Befunde deuten darauf hin, dass die Zielorientierungen der Studierenden ein wichtiger Ansatzpunkt für das Gesundheitsmanagement von Hochschulen (insbesondere der Studienberatung) sein sollte, um das Engagement im Studium zielgerichtet zu steigern und Burnout zu vermeiden.

  • Die Befunde implizieren zudem, dass zu hohe Annäherungslernziele zu überhöhten Zielen führen können, was wiederrum einen positiven Zusammenhang mit Burnout erklärt.

  • Das Ergebnis unterstreicht, dass die Differenzierung zwischen der Dimension Lern- und Leistungsziel in der Praxis von Bedeutung ist.