Berufliche Gratifikationskrise in der mobilen Pflege und Betreuung

Zusammenfassung

Hintergrund

Der Anteil der älteren Bevölkerung in Industrienationen steigt und damit auch die Zahl der Pflegebedürftigen sowie der Bedarf an Pflegepersonen. Das betrifft u. a. den Bereich der mobile Pflege und Betreuung. Einem hohen gesellschaftlichen Bedarf muss jedoch nicht zwingend hohe Wertschätzung gegenüberstehen, was zu einer beruflichen Gratifikationskrise und in Folge zu emotionaler Erschöpfung und krankheitsbedingten Fehlzeiten sowie einem vorzeitigen Berufsausstieg führen kann.

Ziel der Studie

Ziel der Studie ist es festzustellen, (a) in welchem Ausmaß bei den HeimhelferInnen der mobilen Pflege und Betreuung einer größeren Organisation in Wien eine berufliche Gratifikationskrise vorliegt. In diesem Kontext wird erhoben, was die jeweiligen zentralen (b) Anforderungen und (c) Anerkennungen sind. Außerdem wird getestet, (d) ob ein Zusammenhang zwischen dem Vorliegen einer beruflichen Gratifikationskrise und einer Erwägung der Berufsaufgabe besteht.

Material und Methode

Die genannten Aspekte (Anstrengungen bzw. Belastungen, Belohnungen, Demografisches, Überlegungen hinsichtlich Berufsaufgabe) wurden bei einer Organisation für mobile Pflege in Österreich quantitativ mittels des Fragebogens zur beruflichen Gratifikationskrise erhoben. Ziel war eine Vollerhebung unter allen dort tätigen Heimhilfen. Die Rücklaufquote betrug 53,85 % (91 Fragebögen).

Ergebnisse

Als Hauptbelastungen werden hohe Verantwortung (65,2 %), körperliche Anstrengungen (41,3 %) und Zeitdruck (23,9 %) genannt. Zentrale Belohnungen sind z. B. gerechte Behandlung bei der Arbeit (73 %) und Arbeitsplatzsicherheit (61,9 %). Liegt eine berufliche Gratifikationskrise vor (26,6 %), gibt es signifikante Zusammenhänge zur Erwartung, in 5 Jahren noch im gleichen Beruf tätig zu sein (Spearman ρ: −0,407; p: 0,001).

Schlussfolgerung

Die hohe Systemrelevanz der Berufe verlangt nach neuen Ansätzen im Personalmanagement zur Vermeidung beruflicher Gratifikationskrisen. Dafür scheinen insbesondere Anerkennungsaspekte relevant zu sein.

Abstract

Background

Demographic data show that the share of the elderly population in Europe will continue to increase as well as the number of people in need of care and thus care providers. This also applies to mobile care in Austria. A high societal need, however, does not necessarily come with an equally high esteem of the profession. This potential discrepancy can lead to an effort–reward imbalance, resulting in emotional exhaustion and illness-related absenteeism as well as to high job turnover.

Objectives

The aim of the study was to (a) determine the extent of effort–reward imbalances among home aides in a Viennese care organization and their perceived (b) main efforts and (c) central rewards. Moreover, the (d) connection between the existence of an effort–reward imbalance and an intention to quit the profession was assessed.

Materials and Methods

Data collection was done quantitatively, covering efforts, rewards, demographic aspects and items related to intention to quit. All home aides working at the selected organization were invited to participate. In all, 91 questionnaires were returned (53.85%).

Results

The main perceived efforts (and strains) are high responsibility (65.2%), physical effort (41.3%) and time pressure (23.9%). As main rewards, 73% feel treated fairly at work, 61.9% perceive job security. There is a significant link between the existence of an effort–reward imbalance (existing for 26.6%) and the expectation to still be in the same profession in 5 years (Spearman ρ: −0.407; p: 0.001).

Conclusions

The high societal relevance of the profession requires new approaches in human resource management to prevent effort–reward imbalance. Increasing recognition for efforts seems relevant.