Körperliche Inaktivität ist nach Bluthochdruck, Rauchen und hohem Blutzucker der vierthäufigste Risikofaktor für Todesfälle weltweit. Trotzdem steigen körperliche Inaktivitätslevel in vielen Ländern [27]. Die WHO empfiehlt mindestens 150 min moderates Gehen pro Woche [28], aber viele Menschen erreichen nicht einmal dieses Ziel. In Europa verfehlen fast 40 % dieses Ziel, daher gibt es viel Raum zur Verbesserung, gerade bei besonders inaktiven Untergruppen [13].
Die allgemeine Steigerung körperlicher Aktivität bei der Bevölkerung ist als Priorität für die öffentliche Gesundheit anerkannt. Schon die Einbeziehung körperlicher Aktivität in den normalen Tagesablauf anhand von Lifestyle-Aktivitäten kann zu einer relevanten Steigerung des Aktivitätslevel führen [22]. Dies ist im Vergleich zu umfassenden Sportprogrammen möglicherweise auch praktikabler, da eine Förderung von Sportaktivitäten oft zusätzliche Zeit, Kosten oder Zugang zu passenden Räumlichkeiten mit sich trägt und dadurch schwerer durchführbar ist, besonders auf der Bevölkerungsebene [21].
Treppensteigen ist eine der Aktivitäten, die sich für die meisten Bevölkerungsgruppen leicht in den Alltag integrieren lässt und dadurch zur Steigerung der körperlichen Aktivität im Laufe des Tages beitragen kann [2]. Boreham et al. fanden heraus, dass Treppensteigen wichtige kardiovaskuläre Risikofaktoren günstig verändert [4]. Darüber hinaus führte eine 12-wöchige Kampagne für die Treppenbenutzung an einem Arbeitsplatz zu einem Anstieg der Treppenbenutzung mit einer signifikanten Zunahme der geschätzten maximalen aeroben Kapazität der Teilnehmer und einer Abnahme des Taillenumfangs, Gewichts, Fettmasse, Blutdrucks und Blutfette [14].
Studien, welche die Treppennutzung untersuchen, haben gezeigt, dass an Arbeitsplätzen die Treppenbenutzung zwischen 11,1 und 69,0 % liegt und in öffentlichen Bereichen zwischen 30,7 % bzw. 37,4 % [2]. Bisherige Studien haben verschiedene Treppeninterventionen getestet: Änderungen des sozialen Umfelds durch Aktionstage [10, 19], versendete E‑Mails vom Betriebsarzt [23] und schriftliche Informationen in einer Zeitung [17] erreichten gemischte Erfolge. Vereinzelte Studien haben außerdem die Auswirkung von Vorbildern auf die Verwendung von Treppen untersucht und eine signifikante Vorbildwirkung entdeckt [1, 25]. Die bisher am meisten untersuchten Interventionen sind sog. POD(„point of decision“)-Prompts. Beispiele solcher Prompts sind motivierende oder richtungsweisende Botschaften auf Postern, Treppenbannern und Pfeile/Fußabdrücke auf dem Boden, die die Menschen dazu motivieren, die Treppe zu verwenden [2].
Untersuchungen zu sowie Vergleiche von unterschiedlichen POD-Prompts haben gezeigt, dass es eine Reihe verschiedener Aspekte gibt, die für die Wirksamkeit relevant sind:
Es bestehen Unterschiede in der Wirksamkeit, je nachdem ob ein POD Prompt im öffentlichen Raum oder in Betrieben eingeführt wird: Im Falle von Interventionen im öffentlichen Raum steigerte sich die Rate des Treppensteigens durchschnittlich um 5,9 % des Mittelwerts, in Betrieben hingegen nur um 0,1 % [6]. Dies wird so begründet, dass POD-Prompts das Treppensteigen signifikant erhöhen, wenn zwischen Treppen und Rolltreppen gewählt werden kann, es jedoch nur schwache Hinweise für gleichwertige Auswirkungen gibt, wenn es sich bei der Alternative um einen Aufzug handelt. Seitdem haben jedoch andere Studien einen höheren Anstieg des Treppensteigens bei Interventionen in Betrieben gefunden [6, 11, 19], was darauf hindeutet, dass ein möglicher Effekt in diesem Umfeld noch weiter untersucht werden sollte.
In Bezug auf die inhaltliche Gestaltung von POD-Prompts und deren Komplexität zeigt sich, dass einfache und spezifischere komplexe Nachrichten ähnliche Auswirkungen auf das Treppensteigen haben. Die Wirksamkeit von komplexeren Nachrichten nimmt während geschäftiger Perioden mit einer größeren Anzahl an Passanten ab, wohingegen die Wirksamkeit einfacher Nachrichten nicht vom Passantenaufkommen beeinflusst wird [12]. Die Ergebnisse legen nahe, dass einfache Nachrichten für stark frequentierte Umgebungen besser geeignet sind.
Bei der formellen Gestaltung der POD-Prompts ist unter anderem relevant, ob diese als Poster oder als Treppenstufenbanner angebracht werden. Ein systematischer Vergleich in zwei Einkaufszentren ergab, dass an den Treppenstufen angebrachte Banner das Treppensteigen doppelt so stark erhöhten wie Poster [8]. Dies kann durch größere Sichtbarkeit sowie durch das Anzeigen mehrerer Nachrichten auf Bannern (statt nur einer Nachricht auf Postern) erklärt werden [24]. Eine in einem Bahnhof durchgeführte Studie ergab jedoch, dass Banner nur in Kombination mit einem herkömmlichen Poster wirksam waren [18]. Grund dafür könnte sein, dass die Sichtbarkeit von an Treppenstufen angebrachten Bannern durch hohe Passantenzahlen beeinträchtigt wird und diese dadurch unwirksam werden. Gerade an Bahnhöfen, wo Passanten oft in größeren Gruppen zur Ankunft oder Abfahrt eines Zuges erscheinen, kann es passieren, dass Banner allein in ihrer Wirksamkeit eingeschränkt sind und eine Ergänzung durch Poster ratsam ist.
Ein anderer Aspekt der formellen Gestaltung, der sich auf die Wirksamkeit von POD-Prompts auswirkt, ist die Größe des Posters. Dieses sollte größer als A3 sein, um die gewünschten Effekte zu erreichen [9]. Mittelgroße (A1–A0) bis große (>A0) Poster erzielen die größte Wirksamkeit [7].
Über die möglichen Unterschiede je nach Farben der POD-Prompts sowie deren genaue positionelle Platzierung (Entfernung zur Treppe von Postern und Richtungsschildern) wurden bisher, soweit den Forschern bekannt, noch keine Studien durchgeführt. In vielen Studien wurden bunte POD-Prompts verwendet, mit der Begründung, dass diese für eine gute Sichtbarkeit sorgen [3, 20].
Abgesehen von der rein formellen Gestaltung der POD-Prompts wurde außerdem in einer systematischen Übersichtsarbeit von Treppenstudien untersucht, wie Schilder mit motivierenden Inhalten (wie z. B. Poster und Banner, die über die Gesundheit oder den Gewichtsverlust beim Treppensteigen informieren) im Vergleich zu zusätzlichen Richtungsschildern (wie z. B. Pfeile oder Fußabdrücke, die zu Treppen hinführen) abschneiden. Studien, bei denen eine Kombination von Motivations- und Richtungszeichen verwendet wurde, berichteten häufiger über eine Zunahme des Treppensteigens als Studien, bei denen nur Motivationszeichen verwendet wurden [2]. Hierbei wirkt sich der thematische Inhalt der Motivationsnachrichten auch auf die Erfolgsraten aus: Interventionsmaterial, das sich auf Zeiteinsparung und Fitness bezieht, hat eine Erfolgsrate von >80 %, gefolgt von Gesundheitsbotschaften (78 %), Gewicht (72 %) und Energieverbrauch (69 %; [7]).
Beim thematischen Inhalt von Treppeninterventionen lag bisher noch kein ausdrücklicher Fokus auf humorbasierten Nachrichten. Allgemein kann durch Humor die Aufmerksamkeit für Aussagen gesteigert [15, 26] und auch die Beliebtheit des Nachrichtenübermittlers erhöht werden [16]. Haben Gesundheitskampagnen einen humorvollen Kommunikationsstil, ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass Menschen, die die Kampagne gesehen haben, auch anderen davon erzählen. Dadurch können nicht nur Effekte bei denen erzielt werden, die die Kampagne selbst wahrnehmen, sondern auch darüber hinaus durch konversationsbasierte Effekte [5].
Ziel dieser Pilotstudie war es daher, einen POD-Prompt zu entwickeln, der nach den bisherigen Erkenntnissen allen Kriterien der maximalen Wirksamkeit entspricht und diesen in einem öffentlichen Setting zu testen. Dieser POD-Prompt soll außerdem nach dem ersten Test, wenn nötig, weiterentwickelt und dann in einer größeren Kampagne ausgedehnt werden, welche flächendeckend und effektiv zum Treppensteigen einlädt.