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App-basierte vs. geschätzte Ermittlung der Arbeitszeit von Gymnasiallehrkräften

App-based vs. estimated determination of working hours of high school teachers

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Prävention und Gesundheitsförderung Aims and scope Submit manuscript

Zusammenfassung

Problem- und Zielstellung

Studien zur Lehrerarbeitszeit (LAZ) basierten bisher auf Befragungen oder Arbeitszeitprotokollen mit überwiegend retrospektiven Angaben. Um die LAZ in Echtzeit zu messen, wurde eine Arbeitszeit-App (LaiW-App) für mobile Endgeräte entwickelt und für Gymnasiallehrkräfte (GLK) erprobt (LaiW-Studie). Ziel war es zu untersuchen, inwieweit die per LaiW-App in Echtzeit gemessene mit der per Online-Fragebogen (O-FB) geschätzten Wochenarbeitszeit (WAZ) übereinstimmt (Annahme: Die per LaiW-App gemessene WAZ ist signifikant höher als die im O‑FB geschätzte).

Methodik

In die Auswertung gingen 48 GLK (53 % Lehrer, 47 % Lehrerinnen; 33 % Teilzeit; Durchschnittsalter 42 Jahre) ein; sie hatten den O‑FB ausgefüllt und vollständige LaiW-Daten zurückgesendet. In der LaiW-App war die LAZ anhand definierter Tätigkeitskategorien über 4 Schulwochen zu dokumentieren, im O‑FB für eine „normale“ Schulwoche zu schätzen.

Ergebnisse

Die durchschnittliche WAZ fiel für die LaiW-App (45 h) signifikant höher aus als im O‑FB (40 h; p < 0,001; r = 0,70). Erwartungsgemäß nahm bei beiden Verfahren „Unterricht“ den höchsten Anteil an der WAZ ein (LaiW-App: 35 %, O‑FB: 45 %; p < 0,001), gefolgt von „Vor‑/Nachbereitung“ (18 %; p = 0,561) sowie „Korrigieren/Benoten“ (LaiW-App: 14 %, O‑FB: 11 %; p < 0,036). Montag bis Donnerstag (∅ 7,9–8,4 h) wurde eine höhere LAZ als Freitag (∅ 6,8 h) bzw. am Wochenende (∅ 2,1–4,1 h) festgestellt.

Schlussfolgerung

Die per LaiW-App ermittelte WAZ ist höher als die per O‑FB. Die LAZ wird mittels LaiW-App präziser erfasst als im O‑FB, mit dem Tätigkeiten mit geringem Zeitaufwand unterschätzt werden. Die Ergebnisse der LaiW-App unterstützen die Annahme, dass die LAZ deutlich über der festgelegten WAZ für den Öffentlichen Dienst (40 h/Woche) liegt.

Abstract

Background

Studies on teachers working time (TWT) have previously been based on questionnaires or working time protocols with mostly retrospective data. To measure the TWT in real time, a working time-app (LaiW-app) for mobile devices was developed and tested for high school teachers (HST). The aim was to investigate the extent to which the LaiW-app measured in real time matched the estimated weekly working time (WWT) via an online questionnaire (OQ; assumption: WWT measured by the LaiW-app is significantly higher than that estimated by OQ).

Method

In this study 48 HST (53 % male, 47 % female, 33 % part time, average age 42 years) were included in the evaluation: they had completed the OQ and returned correct LaiW app-data. In the LaiW-app, the TWT was recorded on the basis of defined activity categories of teaching work over 4 school weeks and in the OQ estimated in this respect for a “normal” school week.

Results

The average TWT for the LaiW-app (45 h) was significantly higher than in the OQ (40 h; p < 0.001; r = 0.70). As expected, “teaching” was the highest contributor to the TWT (LaiW-app: 35%, OQ: 45%, p < 0.001), followed by “preprocessing and postprocessing” (18%, p = 0.561) as well as “correcting/rating” (LaiW-app: 14%, OQ: 11%, p < 0.036). Monday to Thursday (∅ 7.9–8.4 h) resulted in a higher TWT than Friday (∅ 6.8 h) or at the weekend (∅ 2.1–4.1 h).

Conclusion

The TWT determined by the LaiW-app was higher than that determined from the OQ. The TWT was recorded more precisely by the LaiW-app than via the OQ. In the OQ activities with low expenditure of time were underestimated. The LaiW-app also confirmed the assumption that the TWT was well above the legal obligatory WWT for the public service sector (40 h/week).

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Abb. 1
Abb. 2
Abb. 3

Notes

  1. Die LaiW-Studie wurde vom Deutschen Philologenverband initiiert und durch das Institut für Präventivmedizin Rostock (IPM) konzipiert, wissenschaftlich betreut und ausgewertet.

  2. Berechnungsformel: ε = (µ1 − µ2) / σ = (µForschungsstand − µkmk) / σForschungsstand = (46,2 h − 40,2 h) / 5 h = 1,2.

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Interessenkonflikt

C. Felsing, S. Kreuzfeld, R. Stoll und R. Seibt geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Alle beschriebenen Untersuchungen am Menschen wurden mit Zustimmung der zuständigen Ethik-Kommission, im Einklang mit nationalem Recht sowie gemäß der Deklaration von Helsinki von 1975 (in der aktuellen, überarbeiteten Fassung) durchgeführt. Von allen beteiligten Patienten liegt eine Einverständniserklärung vor.

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Felsing, C., Kreuzfeld, S., Stoll, R. et al. App-basierte vs. geschätzte Ermittlung der Arbeitszeit von Gymnasiallehrkräften. Präv Gesundheitsf 14, 281–289 (2019). https://doi.org/10.1007/s11553-018-0682-x

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