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Prävention glücksspielbezogener Probleme im Jugendalter

Maßnahmen und Erfahrungen aus Deutschland

Prevention of problem gambling in adolescence

Measures and experiences from Germany

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Prävention und Gesundheitsförderung Aims and scope Submit manuscript

Zusammenfassung

Hintergrund

Trotz gesetzlicher Altersbeschränkungen konsumieren Jugendliche in Deutschland diverse Formen des Glücksspiels, zum Teil auf riskantem oder sogar problematischem Niveau.

Fragestellung

Die vorliegende Arbeit zielt darauf ab, einen umfassenden Überblick über hierzulande konzipierte Präventionsmaßnahmen zu geben, die der Entwicklung glücksspielbezogener Probleme in der Adoleszenz entgegensteuern.

Methoden

Es wurde eine breit angelegte, systematische Literatur- und Internetrecherche zur Sichtung aller verfügbaren Präventionsansätze universeller, selektiver und indizierter Art durchgeführt.

Ergebnisse

Unter allen Präventionsaktivitäten dominieren universell ausgerichtete schulbasierte Programme. Vermehrt wird zur Zielerreichung auch auf moderne Informations- und Kommunikationstechnologien zurückgegriffen. Demgegenüber lassen sich signifikante Präventionsdefizite ausmachen, die sowohl bestimmte Hochrisikogruppen (z. B. Jugendliche mit Migrationshintergrund) als auch spezifische Settings (z. B. Sportvereine) oder ausgewählte Multiplikatoren (z. B. Lehrkräfte) betreffen. Bundesweit liegen nur drei summative Evaluationen vor, so dass bei globaler Betrachtung durchaus von einer mangelhaften Evidenzbasierung der im Einsatz befindlichen Maßnahmen gesprochen werden kann.

Schlussfolgerungen

Zukünftig gilt es, die identifizierten Lücken in Praxis wie Forschung zu schließen, die Glücksspielsuchtprävention im Jugendalter auf ein theoretisch und empirisch verlässlicheres Fundament zu stellen und damit wichtige Belange des Gemeinwohls zu bedienen.

Abstract

Background

Despite legal age restrictions, German adolescents participate in diverse forms of gambling, to some degree in a risky or even problematic way.

Objectives

The present contribution aims to provide a comprehensive overview of national prevention efforts to counteract the development of gambling-related problems in adolescence.

Methods

A broad, systematic literature and Internet search was conducted to identify and assess available universal, selective and indicated prevention approaches.

Results

Among all prevention activities, universal school-based programmes are the most common. In addition, modern information and communication technology is increasingly used to reach prevention goals. However, significant prevention deficits that encompass certain high-risk groups (e. g. youths with migration background) as well as specific settings (e. g. sports clubs) and selected multipliers (e. g. teachers) could also be observed. In Germany, only three summative evaluations have been conducted, implying a lack of evidence-based measures in use.

Conclusions

In future, it will be necessary to close the identified gaps in practice and research to better guide prevention strategies for adolescents in terms of theoretical assumptions and empirical findings, and thus to serve important public interests.

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Notes

  1. Aus Gründen der besseren Lesbarkeit beziehen sich Begriffe wie Schüler immer auf beide Geschlechter. Sofern die Geschlechterperspektive inhaltlich relevant ist, wird dies explizit kenntlich gemacht.

  2. Diese Vorgehensweise lässt sich als Aktualisierung und Ergänzung der Überblicksarbeiten von Hayer [13] und Hayer, Meyer und Petermann [18] verstehen, verfolgt jedoch nicht den Anspruch auf Vollständigkeit. Vielmehr wird beabsichtigt, studienübergreifend und in kompakter Weise empirische Befunde herauszuarbeiten, die für die Präventionspraxis von Belang sind. Keine Berücksichtigung fanden empirische Forschungsarbeiten, deren Stichproben sich vornehmlich aus Erwachsenen zusammensetzen bzw. die nur einen kleinen Anteil an Minderjährigen umfassen. Dieses Ausschlusskriterium erklärt auch ein Stück weit, warum sich die Studienauswahl auf Schülererhebungen beschränkt.

  3. Diese Aussage impliziert keineswegs, dass Präventionsaktivitäten im Grundschulalter überflüssig sind. Jedoch ist weniger der Bezug zum Glücksspiel im Speziellen oder zu Suchtmitteln i. Allg. zu fokussieren als vielmehr die Vermittlung grundlegender Fähigkeiten und Fertigkeiten zur Lebensbewältigung (Life-Skills-Approach; vgl. [17]).

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Der Beitrag ist ohne Einflussnahme Dritter im Rahmen der Forschungsaktivitäten der Bremer Fachstelle Glücksspielsucht (BFG), finanziert durch die Senatorin für Wissenschaft, Gesundheit und Verbraucherschutz der Freien Hansestadt Bremen, entstanden.

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T. Hayer gibt an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Dieser Beitrag beinhaltet keine vom Autor durchgeführten Studien an Menschen oder Tieren.

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Hayer, T. Prävention glücksspielbezogener Probleme im Jugendalter. Präv Gesundheitsf 12, 145–153 (2017). https://doi.org/10.1007/s11553-017-0583-4

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