Somatoforme Störungen und Diabetes

Zusammenfassung

Hintergrund

Beim Typ-2-Diabetes (T2D) ist eine erhöhte Prävalenz assoziierter psychiatrischer Komorbiditäten beschrieben. Unter anderem haben T2D-Patienten ein erhöhtes Risiko für somatoforme Störungen. Diese auch als funktionelle Körperbeschwerden bezeichneten psychiatrischen Dysfunktionen kommen in der Allgemein- und der inneren Medizin sehr häufig vor und verursachen unerkannt oft hohe Kosten für das Gesundheitssystem und lange frustrane diagnostische Bemühungen.

Fragestellung

Es sollte geklärt werden, wie sich somatoforme Störungen beschreiben und in den oben genannten Kontext einordnen lassen und was das Fazit für die internistische Praxis ist.

Material und Methoden

Aktuelle Übersichtsarbeiten und Studien wurden gesucht und deren Relevanz für den klinischen Kontext dargestellt.

Ergebnisse

Somatisierungsstörungen zeigen eine höhere Prävalenz bei Menschen mit vorbestehenden organischen Erkrankungen wie Diabetes mellitus (DM). Ihre Erkennung und ihr Management stellen erhebliche Herausforderungen in der somatisch ausgerichteten Praxis dar. Eine starke Fokussierung auf somatische Symptome, erhöhtes Arousal, chronischer Stress und DM sind eng miteinander verbunden und können eine komorbide somatoforme Störung begünstigen.

Schlussfolgerungen

Ein frühzeitiges interdisziplinäres Vorgehen ist wichtig, insbesondere sollten bei Verdacht auf eine somatoforme Störung bei DM psychosoziale Belastungsfaktoren erfragt werden; eine ausschließliche Fokussierung auf körperliche Symptome und die Blutzuckerspiegeleinstellung sollte vermieden werden. Bei Erkennen einer funktionellen Genese der Beschwerden sind eine kognitive Verhaltenstherapie und ein Basisprogramm für mentale Gesundheit wirksam, pharmakologische Ergänzungen sind meist nicht erfolgreich und auch nicht notwendig.

Abstract

Background

Type 2 diabetes has been associated with increased prevalence for psychiatric comorbidities. Among other things, patients with type 2 diabetes have an increased risk of somatoform disorders. Psychiatric disorders, also referred to as functional disorders, are very common in general and internal medicine and often cause high costs for the healthcare system and are associated with long frustrating diagnostic attempts.

Objectives

We present how somatization disorders are classified in the context mentioned above and how these affect our treatment approach in clinical practice.

Materials and methods

Recent findings, reviews and basic literature are analyzed, and an update is presented and discussed.

Results

The prevalence of somatization disorders is higher in individuals with pre-existing organic diseases such as diabetes mellitus. Recognizing and managing somatoform disorders presents significant challenges and pitfalls. A strong focus on somatic symptoms, increased arousal, chronic stress, and diabetes mellitus are closely related and may promote a comorbid somatoform disorder.

Conclusions

An early interdisciplinary approach is important, in particular biographical and current psychosocial stress factors should be investigated when a somatoform disorder is suspected in an individual with diabetes mellitus; exclusive focus on physical events and blood glucose control should be avoided. To address a somatoform disorder cognitive behavioral therapy and a basic mental health program with daily exercise is effective; pharmacological supplements are mostly not successful or necessary.