Proktologische Erkrankungen gehören zu den häufigen gastroenterologischen Krankheitsbildern mit einer hohen Inzidenz in den entwickelten Industrienationen.

Die 5 führenden Kardinalsymptome, wie analer Schmerz, Blutung, Nässen, Juckreiz und Fremdkörpergefühl, führen schnell zu einer Verdachtsdiagnose. Die weitere Behandlung findet in spezialisierten, oft chirurgisch geprägten Einrichtungen statt. Die Proktologie ist trotzdem ein interdisziplinäres Fach, das von der Erfahrung, dem Wissen und der Technik von Dermatologen, Gastroenterologen, Hausärzten, Urogynäkologen und Chirurgen lebt.

In diesem Heft wurde eine Auswahl von in der gastroenterologischen Praxis relevanten Themen getroffen, die sowohl den niedergelassenen Gastroenterologen als auch den Gastroenterologen in der Klinik interessieren.

Im ersten Beitrag definiert Herr Stefan Farke aus Berlin die typischen Krankheitsbilder, die einen akuten analen Schmerz provozieren, wie z. B. eine Analvenenthrombose und Analfissuren. Dabei zeigt er den Wert einer subtilen Anamnese auf, gerade bei Patienten, bei denen eine proktologische Untersuchung schmerzbedingt eingeschränkt ist. Ursachen und eine differenzierte Therapie der jeweiligen analen Erkrankung werden umfassend dargestellt.

Frau Claudia Breitkopf aus Münster widmet sich dem Thema der perianalen Dermatosen, die in der proktologischen Sprechstunde nicht selten differenzialdiagnostische und therapeutische Probleme bereiten. Die umfassende Darstellung der zugrunde liegenden Erkrankungen untermalt durch entsprechende Fotobefunde und Therapieempfehlungen gibt dem Kliniker ein Rüstzeug an die Hand, eine dermatoproktologische Basistherapie zu starten.

Mit jährlich über 1 Mio. Eingriffen ist die Hämorrhoidenbehandlung ein großes Aufgabengebiet

Hämorrhoiden sind alles und nichts, fast jeder Patient glaubt bei Symptomen am After an ein Hämorrhoidalleiden. Tatsächlich ist die Hämorrhoidenbehandlung mit über 1 Mio. interventionellen Eingriffen pro Jahr in Deutschland ein großes Aufgabengebiet in der proktologischen Praxis. Nur bei einem Teil der Patienten ist eine operative Intervention sinnvoll. Bei einem benignen Leiden stehen vor allem die vom Patienten geschilderten Beschwerden im Vordergrund und erst sekundär die komplette Sanierung des morphologischen Befunds. Die verschiedenen Überlegungen zu einer maßgeschneiderten Hämorrhoidentherapie werden im Beitrag von Herrn Thorsten Jacobi aus Dresden erläutert.

Patienten mit Entleerungsstörungen des Rektums sind ein stetig größer werdendes Klientel in der proktologischen Praxis. Dabei ist es essenziell, die obstruktive Defäkation von einer Beckenbodendyssynergie oder Slow-Transit-Konstipation abzugrenzen. Frau Mia Kim aus München stellt eine differenzierte Diagnostik von der Anamnese unter Nutzung von Scores bis zur Defäkographie vor. Die Therapie der ersten Wahl ist konservativ. Sollte dies keinen Erfolg haben, stehen 2 etablierte und komplikationsarme Operationsverfahren in Form der ventralen Netzrektopexie und der „stapled transanal rectal resection“ (STARR) zur Verfügung.

Jeder kennt Erkrankungen und Patienten, bei denen der Therapieerfolg nicht zwangsläufig vorprogrammiert ist. Zu diesen gehören der Sinus pilonidalis und die Hidradenitis suppurativa. Herr Igors Iesalnieks aus Köln lässt uns an seinen reichhaltigen Erfahrungen in der Behandlung beider Krankheitsbilder teilhaben. So sollten beim Sinus pilonidalis die großflächige Exzision die Ausnahme darstellen und minimal-invasive Therapieoptionen entsprechend der Krankheitsausdehnung bevorzugt werden. Demgegenüber ist die Behandlung der Hidradenitis suppurativa multimodal und stadienadaptiert unter Nutzung von Antibiotika und Biologika. Im Gegensatz zum Sinus pilonidalis ist hier die komplette Exzision immer noch die optimale chirurgische Maßnahme.

Zum Abschluss skizziert Herr Volker Kahlke aus Kiel die Grundlagen der perioperativen Therapie in der Proktologie. Da es sich häufig um offene Wunden handelt, sind neben der Stuhlregulierung eine konsequente Analgesie und eine optimale Wundpflege elementare Maßnahmen. Dieser Übersichtsartikel vermittelt einen guten Überblick über grundsätzlichen perioperativen Maßnahmen bei der Betreuung proktologisch operierter Patienten.

Wir hoffen, dass Ihnen dieses Heft einen guten Überblick über den heutigen Stand der Proktologie gibt, und wünschen Ihnen viel Vergnügen bei der Lektüre.