Zusammenfassung
Die sekundär sklerosierende Cholangitis bei Intensivpatienten ist eine meist rasch progrediente Variante einer chronisch cholestatischen Erkrankung der extra- und intrahepatischen Gallengänge, die überwiegend nach Sepsis, Trauma, komplexen chirurgischen Interventionen und Langzeitbeatmung beobachtet wird. Die ischämische Schädigung des Gallengangsystems in Verbindung mit einer anhaltenden bakteriellen Cholangitis ist der weitgehend akzeptierte Pathomechanismus. Die endoskopische Intervention kann die Cholestase, die Cholangitis und die Symptomatik verbessern; ohne die Möglichkeit einer Lebertransplantation ist die Prognose für diese Patienten aber sehr limitiert.
Abstract
Sclerosing cholangitis in critically ill patients is a generally rapidly progressive variant of a chronic cholestatic liver disease of the extra- and intrahepatic bile ducts. It is mainly observed in patients after sepsis, blunt trauma, complex surgical interventions, and long-term mechanical ventilation. Ischemic injury of the bile ducts in combination with persistent bacterial cholangitis is widely accepted as the responsible pathomechanism. Endoscopic intervention may improve cholestasis, cholangitis, and clinical symptoms, but without liver transplantation, the prognosis of these patients is very limited.
Literatur
Imam M, Talwalkar JA, Lindor KD (2013) Secondary sclerosing cholangitis. Clin Liver Dis 17:269–277
Kirchner G, Rümmele P (2015) Update on sclerosing cholangitis in critically ill patients. Viszeralmedizin 31:178–184
Gelbamnn CM, Rümmele P, Wimmer M et al (2007) Ischemic-like cholangiopathy with secondary sclerosing cholangitis in critically ill patients. Am J Gastroenterol 102:1221–1229
Abdalian R, Heathcote EJ (2006) Sclerosing cholangitis: A focus on secondary causes. Hepatology 44:1063–1074
Kamradt T, Mitchinson NA (2001) Tolerance and autoimmunity. N Engl J Med 344:655–664
Benninger J, Grobholz R, Oetztuerk Y et al (2005) Sclerosing cholangitis following severe trauma: description of remarkable disease entity with emphasis on possible pathophysiologic mechanisms. World J Gastroenterol 11:4199–4205
Engler S, Elsing C, Flechtenmacher C et al (2003) Progressive sclerosing cholangitis after septic shock: A new variant of vanishing bile duct disorders. Gut 52:688–693
Deltenre P, Valla DC (2006) Ischemic cholangiopathy. J Hepatol 44:806–817
Voigtländer T, Negm AA, Schneider AS et al (2012) Secondary sclerosing cholangitis in critically ill patients; model of end-stage liver disease score and renal function predict outcome. Endoscopy 44:1055–1058
Esposito I, Kubisova A, Stiehl A et al (2008) Secondary sclerosing cholangitis after intensive care unit treatment: Clues to the histopathological differential diagnosis. Virchows Arch 453:339–345
Kirchner GI, Scherer MN, Obed A et al (2001) Outcome of patients with ischemic like cholangiopathy with secondary sclerosing cholangitis after liver transplantation. Scand J Gastroenterol 46:471–478
Gotthardt D, Chahoud F, Sauer P (2011) Primary sclerosing cholangitis: Diagnostic and therapeutic problems. Dig Dis 29:41–45
Jaeger C, Mayer G, Henrich R et al (2006) Secondary sclerosing cholangitis after long term treatment in an intensive care unit: Clinical presentation, endoscopic findings, treatment, and follow-up. Endoscopy 38:730–734
Zoepf T, Maldonado de Dechêne EJ, Dechêne A et al (2012) Optimized endoscopic treatment of ischemic-type biliary lesions after liver transplantation. Gastrointest Endosc 76:556–563
Kulaksiz H, Weiss KH, Gotthardt D et al (2008) Is stenting necessary after balloon dilation of post-transplantation biliary strictures? Results of a prospective comparative study. Endoscopy 40:746–751
Rupp C, Bode KA, Weiss KH et al (2015) Microbiological assessment of bile and corresponding antibiotic treatment: A Strobe-compliant observational study of 1401 endoscopic retrograde cholangiographies. Medicine (Baltimore) 95(10):e2390
Gotthardt DN, Weiss KH, Rupp C et al (2013) Bacteriobilia and fungibilia are associated with outcome in patients with endoscopic treatment of biliary complications after liver transplantation. Endoscopy 45:890–896
Gossard AA, Angulo P, Lindor KD (2005) Secondary sclerosing cholangitis: A comparison to primary sclerosing cholangitis. Am J Gastroenetrol 100:1330–1333
Voigtländer T, Jaeckel E, Lehner F et al (2015) Liver transplantation for critically ill patients with secondary sclerosing cholangitis: Outcome and complications. Liver Transpl 21:1295–1299
Author information
Authors and Affiliations
Corresponding author
Ethics declarations
Interessenkonflikt
P. Sauer, C. Rupp und C. Flechtenmacher geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Dieser Beitrag beinhaltet keine von den Autoren durchgeführten Studien an Menschen oder Tieren.
Additional information
Redaktion
G. Gerken, Essen
M. Müller-Schilling, Regensburg
R. M. Schmid, München
H.-J. Schulz, Berlin
CME-Fragebogen
CME-Fragebogen
Welche Aussage bezüglich einer sekundär sklerosierenden Cholangitis trifft zu?
Eine SSC tritt überwiegend bei jungen Männern auf.
Häufig findet sich eine begleitende chronisch entzündliche Darmerkrankung.
Eine SSC kann sowohl die intra- als auch die extrahepatischen Gallengänge betreffen.
Sie ist der häufigste Grund für erhöhte Leberwerte bei Intensivpatienten.
Die Gallengangsläsionen der PSC und SSC unterscheiden sich deutlich.
Welcher Pathomechanismus liegt der sekundär sklerosierenden Cholangitis zugrunde?
Es gibt einen klaren Zusammenhang zwischen SSC und Fremdbluttransfusionen.
In der Pathogenese einer SSC ist wahrscheinlich eine Ischämie der Gallenwege ein wesentlicher Faktor.
Eine SSC wird am ehesten durch biliäre Autoantikörper getriggert.
Der Pathomechanismus einer SSC ist im Wesentlichen durch medikamentöse und toxische Noxen zu erklären.
Eine SSC ist am ehesten als Spätfolge des metabolischen Syndroms zu werten.
Was ist kein potenzieller Auslöser einer SC-CIP?
Sepsis
Polytrauma
Paracetamolintoxikation
Hochdosis-Katecholamintherapie
Langzeitbeatmung
Welche Aussage bezüglich der laborchemischen Analyse einer sekundär sklerosierenden Cholangitis trifft am ehesten zu?
Die meisten Patienten weisen inital erhöhte Cholestaseparameter auf.
Die Transaminasen sind i. d. R. normwertig.
Die meisten Patienten haben erhöhte Serum-IgG4-Spiegel.
Die Leberfunktionsparameter korrelieren deutlich mit der Prognose einer SSC.
Die Diagnose einer SSC ist durch den Nachweis spezifischer Autoantikörper zu stellen.
Welche Aussage bezüglich einer SC-CIP trifft zu?
Verglichen mit der SSC weist sie eine deutlich langsamere Progression auf.
Die Mehrzahl der Patienten haben eine biliäre oder hepatische Vorerkrankung
Eine Lebertransplantation ist bei Patienten mit SC-CIP kontraindiziert.
Das Intervall zwischen initaler Schädigung und Symptomatik liegt im Mittel bei 40–90 Tagen.
Die Transaminasen sind meist deutlicher erhöht als die Cholestaseparameter.
Welche Aussage bezüglich der histomorphologischen Untersuchungen bei Patienten mit SC-CIP trifft zu?
Die histomorphologischen Veränderungen korrelieren deutlich mit der Prognose.
Die histomorphologischen Veränderungen sind sehr variabel.
Die histomorphologischen Veränderungen erlauben eine exakte Stadieneinteilung.
Inital lassen sich cholestatische Parenchymveränderungen nachweisen.
Periportale Inflammation und duktuläre Proliferation sind nicht nachweisbar.
Welche diagnostische Maßnahme erlaubt am ehesten die Diagnose einer sekundär sklerosierenden Cholangitis?
Abdomensonographie
Endosonographie
Computertomographie
Magnetresonanztomographie
ERCP
Welche Aussage bezüglich der endoskopischen Diagnostik und Therapie einer SSC trifft nicht zu?
Lokalisierte oder diffuse kurzstreckige Stenosen der Gallengänge sind ein typischer Befund.
Ein Innenschichtschaden des biliären Epithels kann zu einem „biliary cast syndrome“ führen.
Eine SSC wird immer durch eine begleitende Choledocholithiasis kompliziert.
Eine Entfernung des okkludierenden Materials während der ERCP führt i. d. R. zu einer Verbesserung der Cholestase und der klinischen Symptome.
Im Verlauf der Erkrankung kann eine zunehmende Rarefizierung der kleineren Gallengänge beobachtet werden.
Was stellt die einzige kurative Therapieoption bei Patienten mit SC-CIP dar?
Ursodeoxycholsäure
Kortisonstoßtherapie
Langzeitantibiose
Lebertransplantation
Plasmapherese
Welche Aussage bezüglich der Prognose einer SC-CIP trifft zu?
Eine SC-CIP ist in der Mehrzahl der Fälle bei adäquater Therapie vollständig reversibel.
Der klinische Verlauf einer SC-CIP ist sehr einheitlich.
Persistierende bakterielle Cholangitiden beeinflussen nicht den Erkrankungsverlauf.
Die überwiegende Todesursache der Patienten ist eine Sepsis oder das Leberversagen.
Eine Leberzirrhose entsteht frühestens nach 11–16 Monaten.
Rights and permissions
About this article
Cite this article
Sauer, P., Rupp, C. & Flechtenmacher, C. Sekundär sklerosierende Cholangitis bei Intensivpatienten. Gastroenterologe 11, 413–424 (2016). https://doi.org/10.1007/s11377-016-0098-0
Published:
Issue Date:
DOI: https://doi.org/10.1007/s11377-016-0098-0
Schlüsselwörter
- Gallenwegserkrankungen
- Cholestase
- Intensivmedizin
- Endoskopische retrograde Cholangiopankreatographie
- Lebertransplantation