Mitten im Lauf die Pferde zu wechseln, kann Routine sein, ist aber durchaus ein gewagtes, manchmal aufgrund neuer Herausforderungen oder anderweitiger Verpflichtungen auch ein notwendiges Manöver. Die Zeitschrift Der Gastroenterologe wurde zu einer Zeit aus der Taufe gehoben, als sich auch in den Schwerpunkten der inneren Medizin immer deutlicher abzuzeichnen begann, dass sich das fachspezifische medizinische Wissen in atemberaubender Weise weiterentwickelt. Der Internist hatte über viele Jahre explizit demonstriert, was Fortbildung auf höchstem Niveau leisten kann, wenn sie inhaltlich, fachlich und graphisch in exzellenter Weise kontinuierlich präsentiert wird. Für zahllose Internisten in allen Abschnitten ihrer Berufsausübung ist Der Internist ein nicht zu missender Wegbegleiter geworden. So wunderte es nicht, dass die Idee aufkam, analog zum Internisten eine Schwerpunktzeitschrift für Gastroenterologie zu kreieren, die sich an der fachlichen wie redaktionellen Ausrichtung des Internisten orientieren sollte. Ein kleiner Kreis von Gastroenterologen konnte sich der an sie herangetragenen reizvollen Aufgabe nicht entziehen, diese anspruchsvolle Zielsetzung – durchaus auch gegen Widerstände aus den eigenen Reihen – umzusetzen. Redaktionelle Vielfalt auf dem Boden bewährter Strukturen war die wichtigste Motivation.

Zu den Schriftleitern der ersten Stunde gehörten Hubert Blum und Michael Manns, die jetzt, nach der gelungenen Start- und Aufstiegsphase der Zeitschrift, aufgrund wichtiger anderer beruflicher Herausforderungen die Schriftleitung verlassen werden. Wir bedauern diese Entscheidung sehr, haben aber großes Verständnis dafür. Für ihre von Beginn an aktive Mitwirkung und ihr stetes Bemühen um Qualität, dem die Zeitschrift sicher auch einen Großteil ihres Erfolges verdankt, sprechen wir ihnen daher umso mehr unseren ganz besonderen Dank und unsere Anerkennung aus. Sie haben durch ihre fachliche Kompetenz, ihr Gespür für aktuelle Themen unseres Fachs und nicht zuletzt durch ihre Persönlichkeit unsere Leser an die Zeitschrift gebunden. So hat der Der Gastroenterologe inzwischen einen großen Leserkreis und darüber hinaus die Organschaft zahlreicher regionaler Schwerpunktgesellschaften gewinnen können, die damit dieses Forum auch als ihr Mitteilungsblatt nutzen.

Der Gastroenterologe war immer ein Wegbereiter für die Kooperation mit Schnittstellenfächern wie Chirurgie, Pathologie, Radiologie und Dermatologie, um nur einige zu nennen. Interdisziplinarität ist ein Kernelement des Gastroenterologen, das es auch in Zukunft zu erhalten und weiterzuentwickeln gilt. Er hat sich aber auch immer als ein Organ verstanden, das dem wissenschaftlichen Nachwuchs eine Bühne bietet, von der Grundlagenforschung und ihrer diagnostischen oder therapeutischen Umsetzung in den klinischen Alltag zu berichten.

In allen Bereichen der Medizin haben die hervorragend angenommenen Updates inzwischen zu einer rasanten Informationsflut geführt. Die Teilnehmerzahlen trotz hoher Teilnahmekosten sprechen für sich. Die kommentierte Präsentation aktueller Daten aus der wichtigen nationalen wie internationalen Literatur ist heute ein unverzichtbarer Bestandteil der Fortbildung; dennoch bedarf es auch Zeitschriften wie Der Gastroenterologe, die aktuelle wie komplexe Themen kompakt, von vielen Seiten beleuchtet und damit im wahrsten Sinne des Wortes umfassend wiedergeben. Sechs Jahre Der Gastroenterologe haben diese Linie eindrucksvoll bestätigt.

Wir begrüßen neu im Team der Schriftleiter Christian Trautwein und Stefan Zeuzem, die zum einen eine erhebliche fachliche Verstärkung, zum anderen aber auch neuen Schwung in unsere gemeinsame Arbeit bringen werden. Wir freuen uns darauf und sind sehr zuversichtlich, dass das Wagnis des Pferdewechsels, um im Bild zu bleiben, gelingt. Daher sind wir sicher, dass wir unseren Lesern auch in Zukunft hochaktuelle, informative, spannende und manchmal vielleicht auch visionäre Schwerpunkthefte zusammenstellen können.

Januar 2012

Prof. Dr. J. F. Riemann

Für die Schriftleiter