Wer sich aufgrund einer Tumorerkrankung einer Nephrektomie unterziehen muss, läuft Gefahr, in der Folge Bluthochdruck zu entwickeln. Ob die Niere partiell oder vollständig entfernt wird, spielt dabei offenbar keine Rolle.

Afferente und efferente renale sympathische Nerven sind an der Blutdruckregulation beteiligt, eine Überaktivität des renalen sympathischen Systems trägt zur Entwicklung von Hypertonie bei. Während eines chirurgischen Eingriffs an der Niere wird die Nierenarterie häufig abgeklemmt oder disseziert, die partielle Resektion der Niere erfordert Parenchymnähte, die eine Stenose distaler Arterien zur Folge haben können. All das kann die Reninsekretion und damit den Blutdruck erhöhen, ähnlich wie das auch bei Stenosen der Nierenarterie geschieht.

Bei Lebendspendern von Nieren ist ein erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Komplikationen mit gesteigerter Prävalenz von Hypertonie beschrieben worden, der Mechanismus wurde tierexperimentell bestätigt. Wie sich tumorbedingte Eingriffe an den Nieren auf das Blutdruckverhalten auswirken, ist jedoch unklar. Ein Team um Pierre Bigot von der Universitätsklinik in Angers hat das Problem in einer multizentrischen und prospektiven Studie mit 200 präoperativ normotonen Patientinnen (25%) und Patienten im medianen Alter von 54 Jahren untersucht. 21% waren radikal, 79% partiell nephrektomiert worden, in 86% waren bösartige Tumoren der Anlass dafür. Blutdruckdaten von 182 Patienten, erhoben einen und sechs Monate nach der Operation, waren verwertbar.

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Nach Eingriffen an den Nieren sollte der Blutdruck der betroffenen Patientinnen und Patienten überwacht werden.

Nach sechs Monaten ist fast jeder Fünfte hyperton

Nach einem Monat wiesen 14% und nach sechs Monaten 19% der Patienten hypertone Blutdruckwerte auf. Darüber hinaus war der Blutdruck im Vergleich zur Situation vor der Op. bei 10% respektive 26% der Patienten signifikant gestiegen, das heißt um mindestens 10 mmHg systolisch oder diastolisch. 4% der Patienten mussten mit Antihypertensiva behandelt werden. Allerdings war der Blutdruck sechs Monate nach der Nephrektomie auch bei 9% der Patienten signifikant gesunken. Die Reninwerte zum Ausgangszeitpunkt und sechs Monate später, soweit gemessen, unterschieden sich insgesamt jedoch nicht signifikant. Dabei war aber ein Anstieg nach partieller sowie ein Abfall nach radikaler Nephrektomie festzustellen.

Die Art der Nephrektomie, radikal oder partiell, wirkte sich nicht auf das Hypertonierisiko aus. Im Falle partieller Eingriffe war es auch unerheblich, ob ein arterielles Clamping stattgefunden hatte oder nicht.

Begünstigende Faktoren

Als begünstigende Faktoren für die Entwicklung einer Hypertonie nach Nephrektomie erwiesen sich ein höheres Alter und ein erhöhter Body-Mass-Index. Mit einem signifikanten Anstieg der Blutdruckwerte war, neben dem Alter, männliches Geschlecht assoziiert.

Für Aussagen zu den weiterreichenden Folgen, etwa zu kardiovaskulären Komplikationen, war die Nachbeobachtungsphase zu kurz. In den sechs Monaten, die das Studienteam überblickte, waren weder Schlaganfälle noch Herzinfarkte aufgetreten. Auch gab es keine Vergleiche mit einer Kontrollgruppe, was die Aussagekraft der Studie schwächt. "Wir können daher nicht folgern, dass die beobachteten Fälle von Hypertonie direkt mit dem chirurgischen Eingriff zusammenhängen", räumen Bigot et al. ein. "Aber wir können die Empfehlung aussprechen, den Blutdruck von Patienten nach Eingriffen an den Nieren zu überwachen, weil sich danach häufig eine Hypertonie entwickelt." Die in der Studie festgestellten raschen und dauerhaften Veränderungen der Blutdruckwerte bei einigen Patienten seien unerwartet gekommen.

Bigot P et al. Nephrectomy for kidney tumor increases the risk of de novo arterial hypertension. BJU Int 2023; https://doi.org/10.1111/bju.16124