Ein unerfüllter Kinderwunsch von Paaren kann unter anderem mit einer asymptomatischen Bakteriospermie des Mannes zusammenhängen. Das hat ein Urologie-Team aus München herausgefunden.

Infektionen des Urogenitaltrakts können die Fruchtbarkeit beeinträchtigen, das ist zum Beispiel für Harnwegsinfektionen mit Chlamydien oder mit Escherichia coli bekannt. Kontrovers wurde bislang in der Urologie diskutiert, ob auch asymptomatische Bakteriospermien zu Fertilitätstörungen führen. Dieser Frage ist ein Team der Urologischen Klinik am LMU Klinikum München, Großhadern, nachgegangen. Ihre Ergebnisse haben sie beim Urologiekongress in Hamburg vorgestellt.

Dr. Yannic Volz und Kollegen untersuchten die Spermienproben von Männern, die sich wegen unerfüllten Kinderwunsches im Münchner Klinikum vorgestellt hatten. Fanden sich im Spermiogramm auffällige Leukozytenzahlen, legten sie eine Ejakulatkultur an und untersuchten das Sekret per PCR-Test auf Chlamydien, Mycoplasmen und Ureaplasmen. Eine symptomatische Harnwegsinfektion hatten die Urologen bei den Studienteilnehmern ausgeschlossen.

Oft Mehrfachbesiedlung mit Keimen

Bei insgesamt 42 Männern mit einem durchschnittlichen Alter von 40 Jahren war die Spermienkultur positiv, berichtete Volz. Dabei bestand häufig nicht nur eine monomikrobielle Infektion, sondern überwiegend sogar eine Mehrfachbesiedlung mit Keimen.

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Harnwegsinfektionen mit Escherichia coli können die Fruchtbarkeit beeinträchtigen.

Es fanden sich signifikant mehr unbewegliche Spermien als in der Vergleichsgruppe von 35 Männern mit negativer Ejakulatkultur sowie vermehrt morphologische Störungen der Spermien. Zu den identifizierten Keimen gehörten Streptokokken, Staphylokokken, Haemophilus parainfluenzae, Klebsiellen und Enterokokken.

Staphylokokken beeinträchtigen die Vitalität der Spermien

Per univariater Analyse konnten die Münchner Urologen ermitteln, dass zum Beispiel Streptococcus viridians und Haemophilus parainfluenzae für morphologische Veränderungen der Spermien verantwortlich sind. Die Spermienvitalität wird dagegen vor allem durch Staphylokokken und Enterokokken beeinträchtigt. Mit Blick auf den Kinderwunsch entscheidend ist aber das Ergebnis, dass Enterococcus faecalis die Spermienkonzentration signifikant reduzieren kann.

Lautet also die Schlussfolgerung, dass der unerfüllte Kinderwunsch sich nach einer Keimeradikation erfüllen lässt? Das ist keineswegs sicher. Eine Antwort auf diese Frage gebe es bislang nicht, erklärt Volz. So ist von Patienten mit Orchitis bekannt, dass sie trotz erfolgreicher Behandlung weiterhin unfruchtbar bleiben können. Nur wenn sich nachweisen ließe, dass die Eradikation der Keime tatsächlich die Fruchtbarkeit wiederherstellt, ergäbe eine antimikrobielle Behandlung bei asymptomatischer Besiedlung Sinn. Dafür, so Volz, seien prospektive Studien erforderlich.

Berichte der Ärzte Zeitung zum 74. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU), 21.-24.9.2022, Hamburg