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Marker für chronische Nierenerkrankung
Auch bei relativ jungen und weitgehend gesunden Erwachsenen kann eine Mikrohämaturie ein früher Marker für einen chronischen Nierenschaden sein. Darauf weist eine Kohortenstudie mit 232.000 Teilnehmenden aus Südkorea hin. Bei den im Mittel 38 Jahre alten Probanden mit mikroskopischen Blutspuren im Urin bestand ein erhöhtes Risiko, in den folgenden Jahren die Diagnose einer chronischen Nierenerkrankung (CKD) zu erhalten. Besonders hoch war dieses Risiko bei Männern mit persistierender Mikrohämaturie: Sie entwickelten achtmal so häufig eine CKD wie Männer ohne Hämaturie.
Liegt es an der chronischen Entzündung?
Asthma erhöht das Risiko für Atherosklerose
Patienten mit persistierendem Asthma haben ein höheres Risiko, atherosklerotische kardiovaskuläre Veränderungen wie Karotidenplaques zu entwickeln. Aufgrund der chronischen Entzündung klingt das plausibel, doch ganz so einfach scheint es nicht zu sein.
Ein Forschungsteam hat sich die Daten von 5.000 Probanden der Studie MESA (Multi-Ethnic Study of Atherosclerosis) angesehen und nach einem Zusammenhang zwischen einer Asthmadiagnose und dem Nachweis atherosklerotischer Karotidenplaques gesucht. Ergebnis: Atherosklerotische Plaques in den Karotiden wiesen 50,5% der Probanden ohne, 49,5% der Teilnehmenden mit intermittierendem und 67,0% der Probanden mit Dauerasthma auf. Nach Abgleich verschiedener Faktoren war das Chancenverhältnis für eine Plaquediagnose in den Karotiden bei den Patienten mit persistierendem Asthma um 83% im Vergleich zu Probanden ohne Asthma erhöht.
Patienten mit persistentem Asthma wiesen signifikant höhere Spiegel des proinflammatorischen Interleukin-6 auf. Es handelt sich bei den vorliegenden Angaben jedoch um Querschnittsdaten, die Assoziationen müssen daher nicht kausaler Natur sein. Ein möglicher Mechanismus, über den die Forscher spekulieren, sind gemeinsame Störungen der adaptiven Immunabwehr, die Asthma und Atherosklerose teilen.
Corona-Spürhunde sind alltagstauglich
Mit der Studie "Back to Culture" wurde untersucht, ob ausgebildete Corona-Spürhunde im Alltag eingesetzt werden könnten, um mit SARS-CoV-2 infizierte Personen aufzuspüren. Für die Studie, so heißt es in der Meldung der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo), veranstaltete das Projektteam Ende 2021 vier Konzerte, bei denen die Corona-Spürhunde am Einlass an Tupfern mit Schweißproben aller Besucherinnen und Besucher rochen. Mit Erfolg: Die Trefferquote der Hunde lag bei fast 100%.
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BMJ Golbal Health 2022; online 11. November
Schon leicht erhöhte Blutfette schlagen zu Buche
So schnell steigt das Pankreatitisrisiko
Schon ein leichter oder moderater Anstieg der Triglyzeride im Plasma war in einer Kohortenstudie mit einem deutlich erhöhten Risiko einer akuten Pankreatitis (AP) assoziiert. Aktuelle Daten zeigen, dass eine solche fettassoziierte Krankheitsform gehäuft mit schweren Verläufen einhergeht.
![figure 2](http://media.springernature.com/lw685/springer-static/image/art%3A10.1007%2Fs11298-022-3074-7/MediaObjects/11298_2022_3074_Fig2_HTML.jpg)
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Laut Prof. Peter Layer, Hamburg, liegen große Studien vor, die "eine straffe und eindrucksvolle Beziehung zwischen der Höhe der Blutfette und dem Pankreatitisrisiko im Verlauf" belegen. So hätten die Ergebnisse einer prospektiven Kohortenstudie aus Kopenhagen mit insgesamt 117.427 Teilnehmenden deutlich gemacht, dass bereits milde oder moderate Erhöhungen der Plasmatriglyzeride (TG) zu einer relevanten Risikosteigerung führen. Die Obergrenze für den TG-Normbereich liegt bei 150 mg/dl. Schon ab einer Überschreitung dieses Grenzwertes um 100 mg/dl ist nach Layer mit einem relevanten Risikoanstieg zu rechnen. Laut Layer haben diese Befunde "wichtige therapeutische Implikationen", insbesondere für die weitere Führung der Patienten und Patientinnen nach überstandener AP-Attacke. Die Kopenhagener Studie hätte gezeigt, dass die erhöhten Blutfettwerte teilweise auf eine genetische Prädisposition zurückzuführen seien, zum Teil aber auch auf nutritive Effekte. Daher sei eine kompetente diätetische Beratung von immenser Bedeutung.
17. DGIM-Internisten-Update-Seminar, November 2022
Funktionelle Paraplegie
Querschnittslähmung trotz gesunder Nerven
Im Schlaf ist die Lähmung passé: Videoaufnahmen ihrer nächtlichen Bewegungen helfen einer Frau nach drei Jahren im Rollstuhl wieder auf die Beine. Lange gehen Ärzte von einer Myeloradikulitis aus, doch tatsächlich handelt es sich um eine funktionelle Paraplegie.
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Über einen besonders extremen und nicht leicht zu diagnostizierenden Fall einer funktionellen Paraplegie berichten Neurologen um Dr. Raphaël Vollhardt, Paris.
Die Frau ist zu Beginn der Lähmungen über 30 Jahre alt und arbeitet als Krankenschwester auf einer Intensivstation. Aufgrund einer Harnretention, sakralen neuropathischen Schmerzen und beidseitiger Muskelschwäche in den Beinen wird sie in eine Klinik aufgenommen. Eine spinale MRT zeigt eine T2-Hyperintensität, die vom Bereich T12 bis zu den Nervenwurzeln des Conus medullaris und der Cauda equina reicht. Im Liquor wird DNA von Herpes simplex Typ 2 entdeckt, die Ärzte gehen von einer HSV2-induzierten Myeloradikulitis aus. Entsprechend erhält die Frau eine Behandlung mit Aciclovir.
Trotz der Therapie persistieren Harnretention und neuropathische Schmerzen, einen Monat nach Beginn der Symptome verschlechtern sich die Beschwerden und die Patientin wird fast komplett paraplegisch. Blut- und Liquorwerte, evozierte Potenziale sowie die spinale und zerebrale Bildgebung sind nun aber völlig unauffällig. Reha-Versuche scheitern, es persistiert eine schlaffe Lähmung mit gelegentlichen Muskelkontraktionen.
Fluktuierende Defizite als erster Hinweis
Die motorischen Defizite weisen jedoch eine gewisse Fluktuation auf, was einige Ärzte stutzig macht, sie äußern daher den Verdacht auf eine funktionelle Lähmung. Andere sehen jedoch in der vorhergehenden Myeloradikulitis die Ursache, sie können sich zudem nicht vorstellen, dass eine derart ausgeprägte Lähmung funktionell sein könnte, berichten die Neurologen um Vollhardt. So dauert es noch einmal drei Jahre, bis der Versuch unternommen wird, eine funktionelle Lähmung abzuklären.
Im Schlaf ein fast normales Bewegungsmuster
Dazu wird die Frau in das Schlaflabor der Ärzte um Vollhardt überstellt. Sie erklären ihr, man wolle feststellen, ob im Schlaf noch gewisse Beinbewegungen möglich sind, und überwachen sie polysomnografisch, per Video und EMG. Tatsächlich offenbart die Frau im Schlaf ein fast normales Bewegungsmuster: Sie dreht und wendet sich im Bett mithilfe der Beinmuskulatur.
Aufgrund dieser Befunde gehen die Ärzte nunmehr von einer funktionellen Paraplegie aus. Sie zeigen der Frau die Videoclips und erläutern ihr, dass ihre Nerven keine Schädigung aufweisen und sie durchaus in der Lage ist, ihre Beine zu bewegen. Die Patientin soll sich die Videos regelmäßig anschauen und zudem eine erneute Reha beginnen. Nach zwei Monaten kann sie zumindest das rechte Bein wieder bewegen und mit fremder Hilfe gehen.
Um eine funktionelle neurologische Erkrankung nachzuweisen, sei ein veränderter Bewusstseinszustand hilfreich. So lasse sich gelegentlich unter Propofol-Sedierung eine Rückkehr der motorischen Aktivität zeigen, berichten die Ärzte um Vollhardt. Solche Verfahren seien bislang aber kaum validiert. Deutlich einfacher und sicherer könne der Nachweis einer funktionellen Erkrankung im Schlaflabor gelingen.
Vollhardt R et al. Sleep Recording for the Diagnosis and Treatment of Paraplegia. JAMA Neurol 2022; https://doi.org/10.1001/jamaneurol.2022.0619
Wesentlicher Beitrag der Allgemeinmedizin
Mehr Hausarztbesuche, weniger Krebstote
Wer einmal pro Jahr eine Hausarztpraxis aufsucht, hat im Falle einer neu auftretenden Tumorerkrankung signifikant bessere Überlebenschancen, zeigt eine US-Studie.
Die Früherkennung von Tumoren erleichtert die Therapie und verringert das krebsbedingte Sterberisiko. Der Beitrag von Hausärzten und -ärztinnen dazu wurde noch wenig untersucht, dabei hat er deutliche Effekte: An Krebs Erkrankte, die vor der Diagnose einmal jährlich in einer allgemeinmedizinischen Praxis erschienen sind, haben eine signifikant bessere Prognose, so die Ergebnisse einer Studie mit mehr als 245.000 Veteranen, bei denen eine von zwölf Krebsarten diagnostiziert worden war. Sie waren median 66 Jahre alt und wurden in verschiedenen US-amerikanischen Kliniken behandelt. Wer einmal jährlich beim Hausarzt zu einem Termin erschienen war, hatte ein um 39% verringertes Risiko für Metastasen bei der Diagnose und ein um 21% reduziertes Risiko, an Krebs zu sterben.
Qiao EM et al. JAMA Network Open 2022;5(11):e2242048
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Redaktion Facharztmagazine
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Facharztmagazine, R. Medizin. CME 19, 6–7 (2022). https://doi.org/10.1007/s11298-022-3074-7
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