Bundesärztekammer und Paul- Ehrlich-Institut haben die Richtlinie zur Hämotherapie aktualisiert. Die aus Furcht vor einer HIV-Transmission bei der Blutspende geübte Diskriminierung aufgrund sexuellen Risikoverhaltens soll damit vermieden werden. Doch aus der LGBT-Community kommt Kritik.

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© Bernd Wüstneck / dpa-Zentralbild / dpa / picture alliance)

Bei der Blutspende sind bestimmte Einschränkungen aufgehoben worden.

Seit Mitte September liegt die "Richtlinie zur Gewinnung von Blut und Blutbestandteilen und zur Anwendung von Blutprodukten" in einer aktualisierten Fassung vor. Bestimmte Einschränkungen, die Blutspende homosexueller Männer betreffend, sind damit aufgehoben worden - allerdings nicht vollständig. Hieß es bisher, "Personen, deren Sexualverhalten ein gegenüber der Allgemeinbevölkerung deutlich erhöhtes Übertragungsrisiko für durch Blut übertragbare schwere Infektionskrankheiten, wie HBV, HCV oder HIV birgt", seien zwölf Monate von der Spende zurückzustellen, beträgt die Rückstellungsdauer nunmehr noch vier Monate.

Eine Bewertung der sexuellen Orientierung finde nicht statt

"Es war und ist uns ein besonderes Anliegen, jeden Anschein von Diskriminierung zu vermeiden", so Dr. Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer. Die medizinisch wissenschaftliche Risikostratifizierung dürfe keinesfalls aus ihrem Regelungskontext gerissen und als Gradmesser für gesellschaftliche Akzeptanz herangezogen werden, eine Bewertung der sexuellen Orientierung finde in der Wissenschaft nicht statt.

In LGBT-Kreisen allerdings bezweifelt man, dass die vorgenommenen Änderungen diskriminierungsfreie Blutspenden gewährleisten. Das Onlinemagazin queer.de, das sich selbst als "Zentralorgan der Homo-Lobby" bezeichnet, kritisiert die neuen Richtlinien. Nach wie vor komme es nicht auf konkretes Risikoverhalten an, wie das inzwischen in Italien oder Portugal üblich sei. Stattdessen würden Personengruppen wie schwule Männer pauschal anders behandelt als der Großteil der Bevölkerung. Die Vier-Monats-Karenz gelte für Heteros nur bei häufig wechselnden Partnern/Partnerinnen, Safer-Sex-Verhalten werde in keiner Gruppe berücksichtigt.