Gerade auf dem Land ist der Weg zum Facharzt oft weit. Doch durch die Telemedizin gibt es inzwischen Möglichkeiten, Patienten mit Hauterkrankungen auch aus der Ferne gut zu betreuen. Einblick in ein Projekt.

Im Rahmen eines Innovationsprojekts in Mecklenburg-Vorpommern wurde der Einsatz telemedizinischer Technologien in der Dermatologie evaluiert. Prof. Michael Jünger aus Greifswald hat die Ergebnisse bei der DDG-Tagung vorgestellt. Im Rahmen des Projektes konnten Hausärzte und Notärzte in klinischen Ambulanzen, denen sich Patienten mit Hautproblemen vorstellten, ein teledermatologisches Konsil anfordern.

Dazu sendeten sie eine strukturierte Anamnese sowie Fotos an die Telematikplattform mSkin®, über welche der teledermatologische Facharzt wiederum die entsprechenden Unterlagen abrufen und eine Diagnose sowie eine Therapie empfehlen konnte. Hierbei kommt die Store-and-forward-Technologie zum Einsatz: Die Daten werden auf der Plattform datenschutzgerecht zwischengespeichert und der anfragende und bearbeitende Arzt greifen asynchron darauf zu.

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© Maria / stock.adobe.com (Symbolbild mit Fotomodell)

Das teledermatologische Konsil kam bei den meisten Teilnehmenden der Studie gut an.

Dadurch wird, im Vergleich zur Echtzeit-Technologie, die unter anderem bei Onlinesprechstunden verwendet wird, eine deutlich bessere Bildqualität ermöglicht, die gerade zur Beurteilung von Hautveränderungen unabdingbar ist. Ein weiterer Vorteil ist, dass durch die Store-and-forward-Technologie eine belastbare, gerichtsfeste Dokumentation des Konsils gewährleistet wird.

Im Rahmen des Innovationsprojektes wurden die Erfahrungen einer Interventionsgruppe (1.187 Konsile) aus Patienten, für die ein teledermatologisches Konsil eingeholt wurde und einer Referenzgruppe mit Patienten, die sich auf klassischem Weg persönlich beim Dermatologen vorstellten (878 Patienten), ausgewertet.

Mehrheit zufrieden mit dem Konsil

Die Befragung der Patienten ergab eine signifikante Erhöhung der Lebensqualität (gemessen mit dem Dermatology Life Quality Index, DLQI) in der Interventionsgruppe, verglichen mit einer nicht signifikanten Verbesserung in der Referenzgruppe. Des Weiteren war die Dauer zwischen der Vorstellung beim Hausarzt und einer Behandlungsentscheidung bei den Patienten der Interventionsgruppe signifikant kürzer. Über 90% der teledermatologisch behandelten Patienten empfanden die telemedizinische Versorgung als ausreichend und waren zufrieden mit dem Konsil.

Alle beteiligten Haus- und Ambulanzärzte gaben an, dass sie Vertrauen in die Konsilempfehlungen hatten. Da die Bearbeitungszeit für die Teledermatologen nur bei etwa zwei bis vier Minuten pro Konsil lag, waren die Wartezeiten kurz, womit alle anfragenden Ärzte zufrieden waren. Nachbesserungsbedarf gibt es möglicherweise bei der Handhabung der Applikation, denn mit deren Bedienung waren nur zwei Drittel der Ärzte zufrieden. Auch war jeder zweite Mediziner der Meinung, die teledermatologischen Konsile ließen sich nur mit etwas erhöhtem Aufwand in den Praxisablauf integrieren. Interessant sei außerdem, so Jünger, dass die Anfragen pro Hausarzt mit der Zeit abgenommen hätten - "weil sie sich auf diesem Weg dermatologisches Wissen aneignen".

Hilfreich nicht nur in der Pandemie

Gerade während der Corona-Pandemie habe die telemedizinische Versorgung über solche Konsile geholfen, "erstens, die Patienten zu versorgen und zweitens, den Kontakt zwischen Dermatologen und Corona-infizierten Patienten gering zu halten", stellte Jünger fest.

Doch auch in der alltäglichen Patientenversorgung kann durch telemedizinische Konsile die zeitnahe Behandlung auf Facharztniveau sichergestellt werden, weshalb die Technologie gerade im ländlichen Raum erhebliche Erleichterungen mit sich bringt - auch in der Dermatologie.