Viele Patienten mit Morbus Crohn wünschen sich langfristig Alternativen zur Behandlung mit Immunsuppressiva und sehen in Diäten eine Chance. In einer Studie wurden nun zwei verschiedene Ernährungsweisen getestet: die spezifische Kohlenhydrat- und die Mittelmeer-Diät.

Bisher gibt es keine gute Evidenz, dass Crohn-Patienten von bestimmten Ernährungsformen profitieren. In den USA weit verbreitet ist die spezifische Kohlenhydrat-Diät ("specific carbohydrate diet", SCD). Die SCD verbietet Getreide, Kartoffeln, Milch und Soja; erlaubt sind Gemüse, Früchte, Nüsse, laktosefreie Milchprodukte, Eier, Butter und Öl. Fleisch sollte unverarbeitet, also nicht geräuchert oder gepökelt sein. Sie ist frei von Gluten, Laktose, Zucker und industriell verarbeiteten Lebensmitteln. Dabei bestehen einige Überschneidungen zur mediterranen Diät (MD), bei der vor allem Obst und Gemüse, Fisch, Fleisch, Nüsse, Getreide und Hülsenfrüchte dominieren. Die überwiegende Fettquelle sollte Olivenöl sein. Schon länger wurde eine niedrigere Inzidenz von Morbus Crohn bei Bevölkerungsgruppen beobachtet, die sich nach dieser Mittelmeer-Diät ernähren. Deshalb stellten Wissenschaftler aus insgesamt 13 Zentren in den USA diese beiden Diätformen auf den Prüfstand.

Die Studienautoren randomisierten 191 Crohn-Patienten mit milden bis moderaten Symptomen in eine der beiden Diätgruppen. In den ersten sechs Wochen erhielten alle Teilnehmer vorgefertigte Gerichte und Zwischenmahlzeiten. Danach sollten sie ihr Essen nach Anleitungen für weitere sechs Wochen selbst zubereiten. Der primäre Endpunkt war eine Remission der Symptome anhand des Morbus-Crohn-Aktivitätsindex, der unter 150 liegen sollte. Die sekundären Endpunkte waren ein Ansprechen des fäkalen Calprotectins (= FC; FC < 250 mg/g und eine Reduktion um > 50% bei denjenigen mit einem Ausgangswert FC > 250 mg/g) sowie des hochsensitiven C-reaktiven Proteins (= hsCrP; hsCrP < 5 mg/L und eine Reduktion um > 50% bei denjenigen mit einem Ausgangswert hsCRP > 5 mg/L).

figure 1

© sonyakamoz / stock.adobe.com

Die Ernährung nach der Mittelmeer-Diät bringt auch andere gesundheitliche Vorteile mit sich, z.B. ein niedriges Risiko für Herzkreislauf-Erkrankungen.

Kohlenhydrat-Diät nicht überlegen

33 Teilnehmer brachen vor Woche sechs ab und 36 zwischen Woche sechs und zwölf. Bei den verbliebenen Probanden wirkten die SCD und die MD gleich gut. Die Rate an symptomatischen Remissionen lag in der SCD-Gruppe bei 46,5% und in der MD-Gruppe bei 43,5%. In den beiden Werten FC und hsCrP war der Effekt nicht so gut sichtbar. Eine FC- Senkung unter SCD-Diät wurde bei acht der 23 Teilnehmer beobachtet (34,8%) und bei vier von 13 Patienten (30,8%) unter MD-Diät. Das hsCrP reagierte bei zwei von 37 Probanden, die sich mit SCD ernährten (5,4%), und bei einem von 28 Teilnehmern (3,6%) in der MD-Gruppe.

Mittelmeer-Diät leichter einzuhalten

Da die Ernährung nach der MD noch weitere gesundheitliche Vorteile mit sich bringt, wie z.B. ein niedrigeres Risiko für Herz-Kreislauf- oder Krebserkrankungen, präferieren die Studienautoren bei Morbus Crohn-Patienten mit leichten bis moderaten Symptomen die MD vor der SCD. Ihrer Meinung nach sei die MD aber leichter durchzuführen.

Was genau die Diäten im Darm bewirken, ist noch nicht geklärt. Es könnten u.a. eine Änderung im Mikrobiom sein, aber auch eine Veränderung im Verhältnis Omega-3- zu Omega-6-Fettsäuren, die vermehrte Produktion von kurzkettigen Fettsäuren oder das Weglassen von ungesunden Zusatzstoffen in der Nahrung.

Was sagt die deutsche Leitlinie?

In der aktuellen S3-Leitlinie "Diagnostik und Therapie des Morbus Crohn" der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) lautet die Empfehlung: Sofern keine spezifische Krankheitssituation vorliegt, sollten Patienten mit M. Crohn eine gesunde, vollwertige Ernährung mit einem ausreichenden Anteil an Obst und Gemüse verzehren. Ausgehend von der klinischen Symptomatik, der spezifischen Krankheitssituation und dem Ernährungszustand sollten eine Ernährungsberatung und ggf. eine individualisierte Ernährungstherapie durch dafür spezialisierte Fachkräfte erfolgen.

https://doi.org/10.1053/j.gastro.2021.05.047