Zu zaghaft, zu unverbindlich: Ärzte und Kassenvertreter werfen der Politik Versäumnisse in der Diabetesprävention vor. Auf dem Hauptstadtkongress machten sie Vorschläge, wo anzusetzen wäre.

Mehr Engagement bei der Diabetesprävention ist gefordert. "Es gibt viel zu tun", so Dr. Jens Kröger, Hamburg-Bergedorf. Aktuell seien in Deutschland acht Millionen Menschen an Diabetes erkrankt - bis zum Jahr 2040 steige die Zahl laut Schätzungen auf über zwölf Millionen.

"Es ist nichts passiert bis heute"

Die Politik agiere beim Thema Diabetes viel zu zaghaft, so Kröger. Vor knapp einem Jahr habe der Bundestag zwar eine nationale Diabetesstrategie verabschiedet. "Sie ist bislang aber ein Papiertiger, es ist nichts passiert bis heute." So sei z.B. die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung bereits seit vier Jahren beauftragt, eine Aufklärungskampagne zum Diabetes zu starten. Eine gemischte Bilanz des Status quo zog Dr. Christian Korbanka, Unternehmensbereichsleiter bei der IKK Classic. Aktuell steige insbesondere die Zahl der Typ-2-Diabetiker weiter an - und diese würden immer jünger. Oft seien falsche Ernährung und fehlende Bewegung die Ursachen. Wegen der Coronapandemie drohe sich das Problem noch zu verschärfen. Kostenträger allein könnten das Problem nicht lösen. "Da braucht man alle Player", so Korbanka und nannte außer Haus- und Fachärzten u.a. auch Kitas und Lebensmittelhersteller.

Das Vorhalten von DMP (Disease-Management-Programme) habe sich bewährt, so Korbanka. Von den rund 330.000 Versicherten mit Diabetes erreiche man aktuell etwa zwei von drei Patienten. "Das ist gut und bewegt sich im Rahmen dessen, was Krankenkassen hier leisten können."

Es sei dagegen bedauerlich, dass man es in Deutschland nicht schaffe, verbindlich Lebensmittel-Ampeln einzuführen. Der freiwillige NUTRI-Score reiche nicht aus. Es brauche klare Hinweise, z.B. zum Zuckeranteil in Softdrinks.

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