Präkordialer Schlag, Perkussion-Stimulation oder Hustentechnik - diese alternativen Verfahren zur Wiederbelebung werden kontrovers diskutiert. Eindruck schinden lässt sich damit allemal, doch wie ist es wirklich um ihren Nutzen bestellt?

Das dramatische Potenzial einiger Reanimationsmethoden ist unbestritten: Der präkordiale Faustschlag wird wirkungsvoll in Film und Fernsehen inszeniert, die Hustentechnik als Selbst-Reanimation in letzter Minute angepriesen und selbst die trommelwirbelnd anmutende Perkussion-Methode hat ihre Vorzüge. Gleichzeitig sind sie Teil von Leitlinien und wissenschaftlichen Studien.

In einer systematischen Übersichtsarbeit wurde jetzt erstmals in größerem Rahmen der Nutzen der drei seltener angewandten Reanimationstechniken bei Herzstillstand überprüft. Ein britisches Forscherteam um Dr. Ryan Dee von der Universität Warwick untersuchte Daten aus 23 Studien zu ihrer Wirksamkeit.

1. Der präkordiale Schlag

Bei einem präkordialen Faustschlag wird einem Patienten mit Herzstillstand fest mit der Faust auf den unteren Teil des Brustbeins geschlagen, in der Hoffnung, durch die mechanische Erschütterung das Herz wieder in einen regelmäßig schlagenden Rhythmus zu versetzen.

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Die klassische kardiopulmonale Reanimation ist bei Herzstillstand nach wie vor am wirksamsten und sichersten.

Die aktuelle Analyse zeigt, dass die Methode die Prognose der Patienten im Vergleich zur kardiopulmonalen Reanimation nicht verbessern kann. Im Gegenteil, sie kann das Risiko für den Patienten sogar erhöhen, etwa indem sich das Rhythmusbild durch den Schlag verschlechtert.

2. Die Perkussion-Stimulation

Die Percussion-Stimulation ist eine weniger kraftvolle, sich rhythmisch wiederholende mechanische Einwirkung auf den linken Rand des Sternums. Die Methode wurde erstmals um 1920 erwähnt. Nur vier der untersuchten Studien beschäftigten sich mit dem Verfahren, aber auch hier kamen die Forscher zu dem Ergebnis: Es hat keine Vorteile gegenüber der klassischen Reanimation.

3. Die Hustentechnik

Bei der sogenannten Husten-Reanimation soll kräftig und rhythmisch gehustet werden, wenn jemand das Gefühl hat, kurz vor einem Zusammenbruch zu stehen, um den Herzrhythmus zu stabilisieren. In den sozialen Medien kursieren Berichte über diese Methode, in denen jedoch Herzstillstand und Herzinfarkt verwechselt werden. Laut Dee und Kollegen bietet auch dieses Verfahren keinen Nutzen.

Vorteile der kardiopulmonalen Reanimation bestätigt

Das Fazit der Forscher zu allen drei Methoden lautet: Keine davon kann die Prognose von Patienten mit Herzstillstand im Vergleich zur klassischen kardiopulmonalen Reanimation verbessern. Diese sei am wirksamsten und sichersten, sowohl bei Wiederbelebungsversuchen durch Laien als auch durch medizinisches Personal. Jeder Helfer sollte sie priorisieren, statt durch den Einsatz anderer Techniken wertvolle Zeit verstreichen zu lassen.

In Zeiten von COVID-19 empfiehlt der Deutsche Rat für Wiederbelebung Anpassungen bei der kardiopulmonalen Reanimation. Dazu zählt, Mund und Nase des Patienten mit einem Tuch, Kleidung oder einer Maske zu bedecken, bei Prüfen der Atmung auf Atembewegungen zu achten, statt das eigene Gesicht zu nähern und bei der Herzdruckmassage auf Mund-zu-Mund-Beatmung zu verzichten.

Dee R et al. The effect of alternative methods of cardiopulmonary resuscitation - cough CPR, percussion pacing or precordial thump - on outcomes following cardiac arrest. A systematic review. Resuscitation 2021; https://doi.org/10.1016/j.resuscitation.2021.01.027