Kolorektale Polypen bis zu einer Größe von 20 mm werden koloskopisch häufig nicht vollständig reseziert, wie Forscher in einer Übersichtsanalyse festgestellt haben. Vor allem die Rate inkomplett resezierter Polypen zwischen 10 mm und 20 mm Größe sei "verstörend hoch".

Roupen Djinbachian, Montreal, hat sich im Zuge einer Übersichtsarbeit 6.148 Berichte in 32 Studien mit insgesamt 9.282 Darmpolypen angesehen. Dabei ging es im Wesentlichen um Standardresektionen mit einer Schlinge.

Die Rate der mit Schlinge inkomplett entfernten Polypen zwischen 1 mm und 20 mm betrug den Kalkulationen nach 13,8%; die Daten entstammten 13 Studien, die über Polypen dieses Größenbereichs berichteten und in denen der Abtragungsrand untersucht worden war. Spezialisten schnitten dabei besser ab als Nichtspezialisten (8,0% vs. 18,0%).

Andere Studien hatten andere Größenbereiche im Fokus. In der stratifizierten Analyse dieser Daten ergab sich für Polypen von bis zu 10 mm eine Rate inkompletter Resektionen von 15,9%, etwas niedriger mit, etwas höher ohne submuköse Injektion. Für Polypen von 10-20 mm betrug die Rate 20,8%.

Vier Studien hatten sich mit dem Einsatz kalter, vier mit dem Gebrauch heißer Schlingen bei Polypen bis 10 mm beschäftigt. 17,3% (kalt) bzw. 14,2% (heiß) der Resektionen waren inkomplett, die Differenz war nicht signifikant. In drei Studien war es um Schlingen-, in sechs um Zangeneinsatz bei Polypen bis zu einer Größe von bis zu 4 mm gegangen. Inkomplett entfernt wurden die Polypen in 4,2% vs. 6,9% der Fälle. Nahm man noch Polypen bis 5 mm dazu, wurde die Differenz mit 4,4% vs. 9,9% zugunsten der Schlingenresektion signifikant.

figure 1

© Davorin Wagner / Chirurgie im Bild

Inkomplette Resektion: Gefahr besteht vor allem ab einer Polypen-Größe von 10 mm.

"Unseren Befunden nach werden kolorektale Polypen, die zwischen 1 mm und 20 mm groß sind, häufig nicht vollständig entfernt", resümieren Djinbachian und Kollegen. Ab einer Größe von 10 mm steige das Risiko noch. Zudem empfehlen die Forscher, für Polypen zwischen 1 mm und 5 mm Schlingen gegenüber Zangen zu bevorzugen.

Djinbachian R et al. Gastroenterology 2020;159:904-914